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Beruf Beruf: Arbeit rund ums Buch

Von Andreas Heimann 12.09.2005, 13:09
Bei der Suche nach dem richtigen Buch helfen: Buchhändler müssen nicht nur selbst gerne lesen, sondern ihren Kunden auch beraten können. (Foto: dpa)
Bei der Suche nach dem richtigen Buch helfen: Buchhändler müssen nicht nur selbst gerne lesen, sondern ihren Kunden auch beraten können. (Foto: dpa) dpa

Berlin/Frankfurt/Main/dpa. - In der schwäbischen Universitätsstadt gibt es etlicheBuchhandlungen, die Buchhandlung Osiander schon seit mehr als 400 Jahren. «Wir haben immer etwa 20 bis 25 Auszubildende», sagtGeschäftsführer Hermann Arnd Riethmüller. Dass sie enthusiastische Vielleser sind, hält er für elbstverständlich: «Wie ein Fisch im Wasser schwimmt, müssen sie mit Büchern umgehen können.» Die Lust am Lesen allein reiche als Qualifikation für den Beruf aber auf keinenFall. «Diese Illusion versuchen wir Bewerbern schon imVorstellungsgespräch zu nehmen.»

«Ganz wichtig ist, dass sie Zugang zum Kunden finden», sagtRiethmüller. «Ein Buchhändler muss beraten können und den Kundenführen, wenn er in den Laden kommt.» Aber nicht nur das: Er muss auch den Markt kennen, die Bücher einkaufen und richtig präsentieren - und das auch mit Hilfe moderner Technik. «Der Umgang mit dem Computer ist heute so selbstverständlich wie mit dem Kugelschreiber.» Die Azubis bei Osiander arbeiten deshalb alle auch im eigenen Online-Shop mit.

Rund 2200 Buchhändler-Azubis gab es im vergangenen Jahr nach derBerufsbildungsstatistik des Deutschen Industrie- undHandelskammertags (DIHK) in Berlin. Die Zahl der neuenAusbildungsverträge stieg sogar leicht. Insgesamt gibt es aberdeutlich weniger Stellen als vor zehn Jahren. Lesen ist in unserer Gesellschaft eine Frauendomäne - mit dem Buchhandel ist es ähnlich: Vier Fünftel der Azubis sind weiblich.

Vergleichbar ist es bei den Verlagskaufleuten. Dort gab es imvergangenen Jahr rund 2075 Stellen für Auszubildende, etwas weniger als in den Jahren davor. Frauen sind hier mit 75 Prozent deutlich in der Überzahl. Allerdings lernen die Azubis nur zum kleineren Teil in Buch- und ansonsten in Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen.

Auch für Lektoren ist Lesen nur ein Teil der Arbeit. «Man mussaber eine hohe Bereitschaft dazu mitbringen», sagt Matthias Bischoff, Programmleiter beim Eichborn Verlag in Frankfurt. «Das gilt besonders in der Belletristik.» Vor allem sei wichtig, schon vorher viel gelesen zu haben.

In größeren Verlagen haben die Lektoren fast immer einentsprechendes Studium abgeschlossen, etwa Germanistik oderRomanistik. «Lektoren brauchen aber auch ein Gespür fürVerkaufbarkeit», sagt Bischoff. «Und sie müssen im Zweifelsfall auch einmal etwas gegen den Vertrieb durchsetzen können.» Und auch im Umgang mit dem Autor sei oft Psychologie gefragt: «Manchmal diskutiert man lange und muss ihm auch einmal unangenehme Wahrheiten sagen.»

Wer als Verlagslektor arbeiten will, ist gut beraten, sich früh um erste Erfahrungen zu kümmern. «Praktika sind unbedingt sinnvoll», sagt Bischoff. «Nach dem Studium ist ein einjähriges Volontariat üblich.» Für den Beruf gebe es aber keine vorgezeichneten Wege, sagt Uta Glaubitz, Autorin aus Berlin, die selbst auch als Lektorin und Herausgeberin gearbeitet hat. «Und es geht auch meistens gar nicht um Belletristik, das sind nur 15 Prozent aller Bücher.»

Viel häufiger haben es Lektoren mit Sachbüchern oder Ratgebern zu tun. In dem Fall ist auch eher ein Fachstudium gefragt, von Jura bis Lebensmitteltechnologie. «Man wird aber nicht Lektor, indem man irgendwas studiert», sagt Uta Glaubitz. «Und der Lektor sitzt auch nicht da und liest und liest.»

In der Regel betreue er eine feste Anzahl von Büchern pro Jahr,müsse Autoren suchen, mit der Vertriebsabteilung und dem Marketing sprechen sowie mit dem Grafiker die Gestaltung des Buches klären. «Der Lektor ist Projektmanager», sagt die Expertin. «Und er arbeitet fast immer unter Termindruck - da geht es oft schlicht darum, aus einem schlechten Manuskript ein gutes zu machen», sagt Glaubitz. Und schon aus der Masse der Texte die zu erkennen, die das Potenzial haben verlegt zu werden, sei eine Herausforderung.

Wer nicht nur gerne liest, sondern noch lieber schreibt, kann sein Glück auch als Autor versuchen. «Verlage suchen immer neue Themen und neue Autoren.» Die Chancen für Lyrik und Romane sind allerdings vergleichsweise gering. «Für Sachbuchautoren sieht es besser aus», sagt Glaubitz. «Mit einem guten Thema und einer halbwegs guten Schreibe kann das klappen. Man braucht aber ein Gespür für Themen und muss seine Nase in den Wind halten.» Die Trends in der Buchbranche seien schließlich auch die Trends in der Gesellschaft.

Literatur: Heinrich Böll: Was soll aus dem Jungen bloß werden?Oder: Irgendwas mit Büchern, DTV, ISBN: 3-423-10169-5, 7,50 Euro; Uta Glaubitz: Jobs für Bücherwürmer und Leseratten, Campus, ISBN: 3-593-36549-9, 15,90 Euro.