Autos im Winter Autos im Winter: Was rastet, das rostet

Halle (Saale)/MZ - Stillstand tut selten gut, das gilt auch für Autos. Bei wenig genutzten Fahrzeugen wie dem Cabrio, das über den Winter in der Garage bleibt, entstehen irgendwann nicht nur Spinnweben am Rückspiegel, sondern auch Flugrost an Blech und Bremsen. Das kann ebenso den Pkw treffen, der am Straßenrand bleiben muss, weil der Besitzer bei Schnee und Eis lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist.
Wie dem auch sei, damit der Wagen nach längerer Standzeit nicht nur anspringt, sondern auch verlässlich läuft, ist Vorsorge nötig. Wie intensiv diese ausfällt, hängt stark vom Fahrzeug ab. „Es macht einen Unterschied, ob ein moderner Pkw vier Wochen in der Garage steht oder ob im Wohnmobil vier Wochen die nicht geleerte Toilette vor sich hin gammelt“, sagt Kfz-Meister Matthias Kemmer.
Tank ist kein Problem mehr
Früher wurde empfohlen, das Auto vollzutanken, damit kein Rost im Tank entsteht. Dieser Ratschlag erübrigt sich schon seit längerer Zeit: „Seit Mitte der 80er Jahre haben Autos meist einen Kunststofftank“, erklärt Kemmer. Heute seien Standzeiten von bis zu zwei Monaten unbedenklich. Danach könnten bei bestimmten Kraftstoffen die Additive ausfallen.
Während es bei älteren Autos empfehlenswert sein könne, die Batterie auszubauen, verursache dies bei neueren Modellen häufig Probleme mit der Elektronik, so der Kfz-Experte. Fahrzeugtechniker Arnulf Thiemel vom ADAC rät deshalb zum Kauf eines speziellen Erhaltungsladegeräts. Es verhindert, dass die Autobatterie von den sogenannten Stromfressern entladen wird. Manche moderne Oberklasselimousine habe einen Abschaltknopf für stromfressende Komfortfunktionen, sagt Kemmer.
Besonders wichtig ist eine geeignete Unterstellmöglichkeit. „Wenn es ein teures Fahrzeug ist, sollten Sie überlegen, einen Stellplatz zu mieten“, rät Kemmer. „Eine 3 000-Euro-Schleuder können Sie auch auf der Straße stehen lassen.“ Dann sollte der Wagen aber genug Abstand zu Bäumen haben. Deren Harze könnten wirklich eklig sein und schon nach wenigen Tagen den Lack angreifen, warnt ADAC-Experte Thiemel. Noch schlimmer sei Vogelkot, der schon nach einigen Stunden zu irreperablen Lackschäden führen könne.
Keine Empfehlung für Überzüge
Schutzüberzüge, die den Wagen gegen Feuchtigkeit abschirmen sollen, können die Experten nur eingeschränkt empfehlen. Kunstfaserstoffe oder Plastikfolien sollte man nach Thiemels Worten wegen der mangelnden Luftdurchlässigkeit nicht verwenden. Billigüberzüge könnten zudem Weichmacher ausdünsten. Wenn also weder Vogelkot noch Baumharze drohen, raten beide Experten zum unverhüllten Abstellen.
Wer weiß, dass er sein Auto längere Zeit unbenutzt abstellt, sollte es vorher waschen und dann reines Autowachs auftragen, das die Poren des Lacks schließt. Das ist ein Tipp von Kemmer. Aber: Zu häufiges und starkes Polieren kann dem Wagen schaden: „Das ist ein abrasiver Vorgang, sie schaben also den Lack ab.“ Da Autos heute maschinell lackiert würden, seien die Lackschichten dünner als früher und auch unterschiedlich: „An der Front, wo Steinschlag zu erwarten ist, sind es 120 Mikrometer, an der Seite dagegen vielleicht nur 80 Mikrometer“, sagt Kemmer.
Frostschutz nicht vergessen
Die Fachleute raten dazu, etwas mehr Luft in die Reifen zu pumpen, weil schon niedrige Temperaturen den Druck deutlich sinken lassen können. Und noch ein Hinweis: Wenn das Auto erst bei Minusgraden wieder bewegt werde, sollte unbedingt der Kühlerfrostschutz überprüft werden.
Um das Fahrzeug gegen Wegrollen zu sichern, wird üblicherweise die Handbremse angezogen. Unter ungünstigen Umständen könnten sich dann aber die Bremsbeläge festsetzen, warnt Thiemel. Wenn das Auto nicht am Hang stehe, sei es besser, die Räder zur Bordsteinkante hin einzuschlagen und den ersten Gang einzulegen.
Rost bremst sich weg
Auf den Scheibenbremsen kann sich schon nach ein paar Tagen Flugrost bilden. „Das ist aber ungefährlich, denn der geht bei kräftigem Bremsen sofort wieder weg“, erklärt Kemmer. Der beherzte Tritt aufs Bremspedal ist wichtig: „Wenn Sie nur zaghaft bremsen, werden wegen der ungleichen Bremskraftverteilung die Scheibenbremsen hinten kaum angesprochen, der Rost ist dann nicht weg.“