Techno Classica Techno Classica: Mit Golf und Polo fuhr VW zum Erfolg

Mit Glamour hatten die neuen Typen wenig zu tun, vielmehr mit Sachlichkeit, Sparsamkeit und Pragmatismus. Dennoch schwebt eine riesige Diskokugel über den Frontantriebsmodellen, die die Wolfsburger Autostadt auf der Techno Classica 2014 in Essen (noch bis 30. März) weitläufig präsentiert – über dem Golf, dem Passat, dem Polo. Sie stehen für die Zeitenwende, die Volkswagen in den 70er Jahren einläutete.
Stand VW Jahrzehnte lang für luftgekühlte Heckmotoren und rundliche Formen, fuhr die neue Generation von Modellen mit wassergekühlten Frontantrieben und glattgezogenen Blechkleidern angemessen bescheiden durch die von der Ölkrise geschockte Republik. Allen voran natürlich der Golf I.
Der Namensgeber und Gründer der neuen Kompaktklasse feiert am 29. März 2014 seinen 40. Geburtstag.
Ölkrise und sinkende Absatzzahlen
Der Jom-Kippur-Krieg (vierter arabisch-israelischer Krieg) im nahen Osten löste 1973 die erste Ölkrise aus. Die Erdöl exportierenden Staaten drosselten die Fördermengen, um die Unterstützer Israels unter wirtschaftlichen Druck zu setzen. Befristete Fahrverbote und verschärfte Tempolimits in Deutschland verfehlten ihren Zweck, Kraftstoff zu sparen. Hohe Kosten für Öl-Importe führten zu einer Wirtschaftskrise mit einem Anstieg von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Insolvenzen.
Zwar verzeichnete VW mit über 15 Millionen montierten Käfern 1972 einen neuen Produktionsrekord in der Automobilbranche und überholte das Ford Modell T. Doch zugleich ging die Käfer-Nachfrage stetig zurück. Die Baureihen größerer Modelle auf Basis des Heckmotor-Konzeptes Typ 3 (VW 1500 und 1600) und Typ 4 (VW 411 und 412) konnten die Lücke nicht füllen.
Die bereits 1964 von VW übernommene Auto Union GmbH lieferte das Konzept für die Zukunft. Die Marke NSU stellte 1970 den K70 vor – mit einem in der Front verbauten Reihenmotor mit Wasserkühlung. Der Mutterkonzern übernahm das Konzept als VW K70.
Folgende Audi-Entwicklungen lieferten die Basis für VW-Erfolgsschlager: der Audi 80 für den VW Passat und der Audi 50 für den VW Polo.
Kulturwechsel sichert VW-Zukunft
Dem schwächelnden Konzern sicherte der Kulturwechsel das Überleben. „Wer weiß, wie es heute um Volkswagen bestellt wäre, hätte die Wachablösung des Käfers durch den Golf nicht so reibungslos geklappt?“, so Otto F. Wachs, Geschäftsführer der Autostadt. Bis heute sei der Golf das meistgebaute Automobil der Welt mit unverändertem Generalkonzept. Grund genug, in Essen eine bunte Party steigen zu lassen.
In Halle 7 ist die automobile Revolution der Jahre um 1974 anschaulich nachzuvollziehen. Die Zeitenwende von einst lässt die Autostadt klassenweise nachvollziehen. Je ein Fahrzeug der Heckmotor-Ära und sein Frontmotor-Nachfolger werden paarweise ausgestellt. So lässt der Golf I den Käfer alt aussehen, der Passat den 1600 L Variant und der Scirocco den Karmann Ghia. Auch der Polo I glänzt neben seiner Verwandtschaft. (cht, dmn)

