T-Modell, 3er Touring, CX T-Modell, 3er Touring, CX: Youngtimer-Kombis als Sammlerobjekt

HALLE (SAALE)/MZ/DPA. - Um auf einem Youngtimer-Treffen aufzufallen, muss es schon ein glänzender alter Sportwagen sein. Oder zumindest ein edles Cabrio, so die gängige Meinung. Doch weit gefehlt: Viel Aufmerksamkeit beim Szenepublikum ist heute auch denjenigen gewiss, die in einem frühen „Lifestyle-Kombi“ anreisen. Denn Fahrzeuge wie das Mercedes W123 T-Modell haben inzwischen absoluten Seltenheitswert, genießen Kultstatus und steigen im Preis. Auf dem Markt sind sie kaum noch zu bekommen.
Limousinen waren beliebter als Kombis
Das liegt auch daran, dass seinerzeit gar nicht so viele von den damals noch „Luxus-Kombis“ genannten Autos gebaut wurden. Vom ersten Mercedes T-Modell auf Basis der W123-Baureihe, das 1977 vorgestellt wurde, rollten nach Herstellerangaben bis 1986 insgesamt 199.517 Exemplare vom Band. Von der W123-Limousine wurden dagegen von 1976 bis 1985 immerhin 2.375.440 Exemplare gebaut.
Ähnlich verhielt es sich mit den luxuriösen Ghia-Ausführungen des Granada-Kombis Turnier der ersten Generation, der bis 1977 bei Ford im Programm war. Auch die Luxus-Versionen des Citroën CX Break, der 1976 debütierte, sind nicht so zahlreich gebaut worden wie die Standard-Ausführungen.
Viele Exemplare sind weggerostet
Von den Fahrzeugen sind heute allerdings nur noch wenige Exemplare auf unseren Straßen unterwegs. Wie die meisten Autos aus den 70er und 80er Jahren litten die Edel-Kombis heftig unter Rostfraß, was den Fahrzeugbestand über die Jahre dezimierte. Daher ist es schwierig, gut erhaltene Exemplare zu finden. Auf dem Gebrauchtmarkt werden Youngtimer-Kombis so gut wie gar nicht gehandelt.
Auch bei Ford konnten sich Fahrer über eine solche Ausstattung und die Motorisierung von den Basis-Kombis absetzen. Hier kamen große Motoren zum Einsatz. Eine ähnliche Linie verfolgte später Audi mit dem 1983 vorgestellten Avant C3 – der Vorgänger Avant C2 gilt unter Klassiker-Experten noch als Schrägheck. Und auch BMW folgte dem Trend mit dem 1987 vorgestellten ersten 3er Touring. Selbst bei Volvo finden sich in dieser Zeit vergleichbare Luxus-Ausführungen von dem seit 1974 gebauten Kombi 240.
Mercedes W123 war lange als Coupé beliebter
Es hat einige Zeit gedauert, bis die Youngtimer-Szene auf den Kombi gekommen ist. Ein solches Auto wollte sich in den 90er Jahren kaum jemand als Liebhaberstück anschaffen. Bei den W123-Modellen von Mercedes etwa hatten sich alle zunächst auf die Coupés gestürzt – Nutz- oder Familienfahrzeuge galten als nicht erhaltenswert. Heute sind die Lastesel begehrt. Mindestens 10.600 Euro muss man heute für einen gut erhaltenen W123-Kombi ausgeben.
Manche Modellvarianten werden in der Szene inzwischen sogar als Technik-Ikonen verehrt. So ist etwa unter T-Modell-Fans der 300 TD Turbodiesel (1980 bis 1986) mit seinem drei Liter großen, 125 PS starken Fünfzylinder-Motor besonders gesucht. Den Motor gab es in Deutschland nur im Kombi, die 165 km/h schnellen Autos galten lange als die schnellsten Diesel auf hiesigen Straßen.
Ford Granada 3000 Turnier als Geldanlage
Die steigende Beliebtheit von Kombis in Youngtimer-Kreisen und ihr Seltenheitswert bleiben natürlich nicht ohne Auswirkung auf die Preise. Ein Ford Granada 3000 Turnier (1972 bis 1977) wird auf 6700 Euro geschätzt. Tendenz: auf jeden Fall steigend.
Das war früher kaum vorstellbar. Zunächst waren die Kombis reine Nutzfahrzeuge. Von diesem Image wollten sich die Hersteller ab den 70er Jahren bewusst absetzen – mit Kombi-Modellen, die etwas schicker und lifestyliger sein sollten. Das waren edle Kombis, die gerade nicht für Maler und Handwerker gedacht und auch um einiges teurer in den Preislisten ausgezeichnet waren.
Zwar gab es teure Kombis auch schon vor den 70er Jahren. Die Marktnische eröffnete aber erst Mercedes 1977 mit dem T-Modell. Merkmale der höheren Positionierung waren unter anderem hochwertige Innenraumverkleidungen, Lederausstattungen und ein mit Velours ausgeschlagener Laderaum.


