Sportwagen Sportwagen: Chevrolet Corvette feiert seinen 50.

Flint/Bowling Green/dpa. - Denn an diesemTag kam Harley Earl auf die Idee, einen neuen Sportwagen zuentwickeln. Danach ging es Schlag auf Schlag: Im Juni 1952 erhielt ergrünes Licht für sein Projekt, nur ein halbes Jahr später wurde dasFahrzeug im Januar 1953 der Öffentlichkeit präsentiert - und seit dem30. Juni 1953 rollt die Chevrolet Corvette von den Bändern und wurdeim Laufe der Jahrzehnte zum Inbegriff des amerikanischen Sportwagens.
Doch so schnell das Projekt auch angekurbelt wurde - nach einemdurchschlagenden Erfolg sah es zunächst nicht aus. Im erstenProduktionsjahr führten unter anderem Montageprobleme und auchgeringe Produktionskapazitäten des Werkes in Flint im US-BundesstaatMichigan dazu, dass gerade einmal 315 zweisitzige Roadster fertigwurden. Und die erreichten nicht etwa die zahlende Kundschaft,sondern wurden vor allem als Vorführwagen der Händler eingesetzt.Auch Prominente erhielten die eine oder andere Corvette. Wer das Autotatsächlich fahren durfte, konnte zudem feststellen, dass dieCorvette der ersten Serie - später C1 genannt - kaum mit «echten»Sportwagen aus Europa mithalten konnte.
Das Design an sich war recht ansehnlich, es signalisierte mitSteinschlaggittern über den Scheinwerfern und kleinen Heckflosseneine Mischung aus Sportlichkeit und Eleganz. Auch die Idee, dieKarosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff zu modellieren, sorgtefür Anerkennung. Darunter allerdings gab es wenig Sportliches odergar Modernes. Statt eines standesgemäßen Achtzylinders kam anfangsein Motor mit sechs Zylindern zum Einsatz, für die Kraftübertragungsorgte eine Zweistufen-Automatik. Immerhin brachten die 150 PS desMotors die Ur-Corvette auf eine Geschwindigkeit von 172 Kilometernpro Stunde (km/h) - richtig aufregend war aber auch das nicht.
Als Glücksfall sollte sich 1953 zumindest ein Neuzugang imCorvette-Team erweisen: Im Juni stieß Zora Arkus-Duntov hinzu. Dieserlaut der in Mainz erscheinenden Zeitschrift «Oldtimer Markt» inBelgien geborene Amerikaner russischer Abstammung sollte bald zumCorvette-Cheftechniker werden, und im Laufe seines 25-jährigenWirkens rund um den Sportwagen den Beinamen «Mr. Corvette» erhalten.Erstmal allerdings ging es in gemächlichen Schritten voran. 1954konnte man immerhin die Produktion verzehnfachen, blieb aber amJahresende auf 1500 Fahrzeugen sitzen.
Richtig los ging es erst im Folgejahr, als die Techniker denschlaffen Sechszylinder ausmusterten und ihn durch einen so genanntenSmall-Block-V8 mit 4,3 Litern Hubraum und 195 PS ersetzten. Außerdemwurde der Preis gesenkt und es gab als Option einDreigang-Schaltgetriebe. 1956 war die Optik dran: Die Heckflossenwurden gestutzt, hinter den vorderen Rädern zeigte sich eineEinbuchtung in der Seitenlinie der Karosserie. Das führte dazu, dassman fortan auch eine Zweifarblackierung für die Corvette anbot, beider sich die Einbuchtung farblich vom Rest des Autos unterschied.
Außerdem kamen die Konstrukteure erstmals in derCorvette-Geschichte auf die hervorragende Idee, Türgriffe nicht nurinnen, sondern auch außen an der Tür anzubringen. 1958 wurden dannaus den zwei Frontscheinwerfern vier, und 1961 kündigte ein neuesHeckdesign mit vier Rückleuchten schon Formen des Nachfolgers an.Denn mittlerweile war die Corvette tatsächlich zum Erfolg geworden,so dass eine Fortsetzung der Modellreihe beschlossene Sache war.Immerhin 69 015 Corvette der ersten Serie wurden gebaut.
Dass Corvette Nummer zwei etwas Besonderes werden könnte, hattesich schon seit Ende der fünfziger Jahre abgezeichnet. So war bereitsdie 1957 gezeigte Rennversion Corvette SS optisch von einem ganzanderen Schlag als das eher biedere Serienmodell. Noch mehr Aufsehenerregten danach die Studien Mako Shark und Sting Ray Racer, bei denensich der Hobby-Angler und Designer Bill Mitchell unter anderem vonden Formen und Farben der Haie beziehungsweise eines Stachelrochensinspiriert haben lassen soll.
Tatsächlich zeigte sich ab September 1962, dass die Form derStudien tatsächlich in ihren Grundzügen auch in der neuenCorvette-Generation erhalten bleiben sollte. Schon der erste Blickmachte klar, dass es sich um einen aggressiven, ernsthaftenSportwagen handelte: Die zugespitzte Frontpartie verbarg aufklappbareHauptscheinwerfer, eine markante Falte markierte die Seitenlinie,hinzu kamen Lufteinlässe und massige Wölbungen über den Kotflügeln.
Erstmals gab es die Corvette nun nicht mehr nur als Roadster,sondern auch als Coupé. Auch bei den Motoren zeigte sich die StingRay genannte zweite Corvette von anderem Schlag als der Vorgänger:Die Auswahl reichte im Laufe der Bauzeit von 5,4 Litern Hubraum und250 PS bis hin zu 7,0 Litern Hubraum und mehr als 400 PS. Außerdemführte der Legende nach eine Auseinandersetzung zwischen DesignerMitchell und Arkus-Duntov dazu, dass das 1963er Modell des Sting Raydie heute wohl am meisten gesuchte Corvette-Variante überhaupt ist.
Die beiden hatten unterschiedliche Meinungen über den metallenenMittelsteg, der das Heckfenster teilte - und der daraufhin imFolgejahr verschwand. Seither ist der Begriff «Split-Window-Vette»das Synonym für diese Auto-Rarität. Den Erfolg des Vorgängersübertraf die Corvette C2 bei weitem: 117 964 Exemplare fanden vonSeptember 1962 bis Juli 1967 einen Käufer.
Damit war das Kapitel Sting Ray beendet - und die Zeit desStingray stand bevor. Zunächst war der Name des Stachelrochens mitdem Modellwechsel zur dritten Generation Vergangenheit, 1969 tauchteer dann in neuer Schreibweise wieder auf. Diese 15 Jahre lang gebauteGeneration des Ur-amerikanischen Sportwagens ist heute für viele dietypische Corvette. Schließlich hatte sie einerseits lange Zeit, sichin das Gedächtnis einzuprägen. Außerdem kam dieses Modell gerade inDeutschland zu zweifelhaftem Ruf, da es neben Goldkettchen undPilotenbrille offenbar zur Grundausstattung von Rotlicht-Größen undanderen zwielichtigen Gestalten zählte.
Für die Corvette-Historiker ist die C3 allerdings in erster Liniedie «Coke-Bottle-Shape»-Corvette, da ihre Linienführung mit derschlanken «Taille» mit etwas Fantasie an die typische Formgebung derCola-Flaschen erinnert. Außerdem gab es neben einer Cabrioversionauch ein Coupé, das ebenfalls offen gefahren werden konnte - Teiledes Daches ließen sich herausnehmen, anfangs konnte sogar die steilstehende Heckscheibe entfernt werden.
Die echten Cabrios wurden im Zuge der damals aktuellen Diskussionin Sachen Sicherheit jedoch zum Modelljahr 1976 aus dem Programmgenommen. Und von 1970 bis 1974 fand sich unter der Motorhaube aufWunsch ein wahres Ungetüm von Motor: 7,4 Liter Hubraum und 425 PS.Als im Oktober 1982 im Werk in Bowling Green im US-BundesstaatKentucky gezählt wurde, kam man auf 542 861 gebaute Corvette C3.
Mit diesem Datum endet für viele auch die Zeit der klassischenCorvettes, nicht aber die Zeit der amerikanischen Sportwagen mitdiesem Namen. Denn der feierte mit der Corvette C4 von 1983 bis 1996weiter Erfolge, nun auch wieder auf Wunsch als Cabrio. Mittlerweileist man bei der fünften Generation angekommen, die wie alle Corvettesauch eine Kunststoff-Karosserie trägt. Zusätzlich bietet dieseraktuelle Sportwagen etwas, was Corvette-Liebhaber seit 1962schmerzlich vermissten - einen von außen zugänglichen Kofferraum. Inder Zwischenzeit mussten Corvette-Fahrer das Gepäck umständlich voninnen in den hinter dem Sitzen gelegenen Kofferraum schieben.
