Pro und Contra Pro und Contra: Sind Blitzer sinnvoll oder nur Geldmacherei?

4000 Blitzer-Standorte gibt es in Deutschland insgesamt laut der Automobilzeitschrift „Auto, Motor und Sport“. Und wer geblitzt wird, der ärgert sich und darf zahlen. Da wundert es nicht, dass laut einer Umfrage des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V. 97 Prozent der Befragten glauben, dass es bei Radarkontrollen nicht nur um die Sicherheit, sondern auch ums Geld geht. 70 Prozent der Autofahrer würden daher Radarkontrollen gutheißen, die ausschließlich der Sicherheit dienen.
Sind Blitzer wirklich sinnvoll?
Sind Geschwindigkeitskontrollen wirklich nur Abzocke? Vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR), der sich aus den Verkehrsministerien von Bund und Ländern, Versicherungen,Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und weiteren Organisationen zusammensetzt, heißt es dazu: „Gezielte Verkehrsüberwachung ist ein unabdingbarer Bestandteil erfolgreicher Verkehrssicherheitsarbeit, der schwere Unfälle verhindert und damit die Menschen vor schwerem Leid bewahrt.“
In Deutschland stünden etwa 2100 so genannte Starenkästen am Fahrbahnrand. Der Autofahrer habe Respekt vor ihnen. Bereits wenige Tage nach dem Aufbau einer Anlage fahre kaum noch jemand zu schnell. Und zwar unabhängig davon, ob tatsächlich eine Kamera im Gehäuse stecke, so der DVR. Entscheidend sei, dass es blitzen könnte. Dieses Risiko liege bei etwa 500 Kameras deutschlandweit bei eins zu vier. Die Kameras würden dabei immer mindestens für einen Tag an einem Standort eingesetzt.
Selbst Dr. Michael Haberland, Präsident des sehr Blitzer-kritischen Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V., erklärt: „Natürlich, Geschwindigkeitskontrollen sind sehr sinnvoll. Aber sie dürfen nur einem einzigen Zweck dienen: Der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Sie dürfen keinesfalls dazu dienen, klamme Kassen von Kommunen und Ländern zu füllen. Leider ist das aber genau der Fall.“
Wo sollte geblitzt werden?
Wie viele Autofahrer auch fordert der Automobilclub daher, die Kontrollstellen gut zu wählen: „Es sollte da geblitzt werden, wo Verkehrsteilnehmer gefährdet sind und wo die Schwächeren der Gesellschaft unterwegs sind: Vor Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern oder Altenheimen.“
Der DVR sieht dies jedoch ganz anders: „Unbestritten ist nämlich, dass ein enger Zusammenhang zwischen zu hohen Geschwindigkeiten und schweren Unfällen besteht. Deshalb ist nicht einzusehen, die Tempoüberwachung nur auf allgemein akzeptierte so genannte schutzwürdige Bereiche wie Schulen zu beschränken.“
Wo wird tatsächlich geblitzt?
Haberland vom Automobilclub Mobil kritisiert: „Es wird an zwei- oder dreispurigen Ein- und Ausfallstraßen geblitzt. Morgens stadteinwärts und abends stadtauswärts. Oder auf wichtigen Verkehrsträgern wie Ringstraßen oder große Verkehrsadern, die den Verkehr flüssig halten sollen.“ Dabei ginge es vor allem darum, die klammen Kassen zu stopfen. Die Zahl der Messungen wäre sogar angemessen, wenn sie auf Hauptunfallstraßen stattfinden würden und dadurch dort die Unfälle rückläufig wären. „Das ist aber nur Wunschdenken und passiert fast nie“, so der Präsident weiter.
Vom DVR heißt es hingegen: „Etwa ein Drittel aller Blitzkästen steht in Nordrhein-Westfalen, ein Viertel in Baden-Württemberg, während in Bayern oder Rheinland-Pfalz nur ganz wenige installiert sind. Aber fast allen Standorten ist eines gemeinsam: Hier hat es in der Vergangenheit besonders oft und häufig auch besonders schwer gekracht. In aller Regel ist durch ihren Einsatz eine ehemalige Unfallhäufungsstelle erfolgreich beseitigt worden.“
Für wen lohnen sich die Blitzer?
Und was geschieht mit den Geldern? Detlev Lipphard, Referatsleiter Straßenverkehrstechnik vom DVR, erklärt: „Die Einnahmen fließen in die öffentlichen Haushalte und sind nicht zweckgebunden. Sie kommen damit der Allgemeinheit zu Gute.“ Entgegen der weit verbreiteten Annahmen sei der Betrieb von Blitzkästen für die Haushalte der Kommunen, Landkreise und Bundesländer ohnehin eher ein Verlustgeschäft. Das Ziel, die Straßen sicherer zu machen, bringe jedoch allen Vorteile, denn vermiedene Unfälle würden volkswirtschaftliche Gewinne bedeuten.
Haberland hält dagegen: „Das ist Blödsinn. Die Kommunen würden es nicht machen, wenn sie nichts daran verdienen würden. Mittlerweile versuchen viele doch an jeder Ein- und Ausfallstraße einen Blitzer anzubringen.“ Eine Hochrechnung seines Automobilclubs habe ergeben, dass pro Jahr rund eine Milliarde Euro durch Blitzer in die Kassen fließen würden. (mit Material von Ampnet und dpa)
Blitzerfotos können auch Spaß machen. Viel Vergnügen mit den lustigen Aufnahmen.
