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Polo Polo: VW spielt Mini-Golf

Von HANS-ULRICH KÖHLER 22.05.2009, 17:11

Halle/MZ. - Der neue Kleine aus Wolfsburg ist ein Großer geworden und setzt damit den Trend fort, dass Kleinwagen mit Anmutung und Ausstattung immer dichter an die nächsthöhere Wagenklasse heranrücken.

Dass der Polo dem Golf so ähnlich sieht, ist Teil der Design-Philosophie von VW, die sich auch beim Scirocco wiederfindet. Schlicht, simpel, logisch, so kennzeichnen die Designer die Art und Weise, wie sie die Karosse und das Interieur zeichnen.

Dass sie sich damit auch Attribute wie "langweilig" oder "ausdruckslos" einhandeln, damit können sie offenbar leben und kontern, dass Golf und Polo zeitlos schön seien, wogegen sich schwer etwas sagen lässt. Weil alles so unaufgeregt-glatt ist am Polo, zielt manche Kritik wenigstens auf das Heckdesign mit seinen etwas klobigen Schlussleuchten. Im Finsteren zeigen sie indes überraschenden Effekt - sie strahlen wie ein "L".

Der neue Polo trägt in seiner äußeren Schlichtheit ein unverwechselbares Gesicht und strahlt innen eine Wertigkeit aus, die dicht beim großen Konzern-Bruder liegt. Sachliche Eleganz bestimmt den Innenraum, nirgendwo gibt es billige Plastik. Die Instrumente sind klar gezeichnet. Alle Schalter sitzen dort, wo man sie erwartet, alles erklärt sich selbst, da kann man auf die Betriebsanleitung verzichten, was auch für das sehr gute, aufpreispflichtige Navi-Gerät gilt.

Vieles, was sinnvoll erscheint, ist bereits Serie. Dennoch kann man den Polo mächtig hochrüsten und ohne Mühe die 20 000 Euro-Marke überspringen, da ist man schon tief in Golf-Regionen. Der kleine Polo startet bei 12 150 Euro, der große Golf bei 16 500 Euro.

Die ersten paar hundert Kilometer Fahr-Bekanntschaft enden mit einem prägenden Eindruck: Wer nicht auf das Platzangebot und die Fahrdynamik vom Golf angewiesen ist, fährt im Polo bestens umher. Das Fahrwerk ist komfortabel, nicht zu weich, nicht zu hart gefedert das Ganze. Sehr schön leichtgängig die Lenkung, es gibt nichts an den Bremsen auszusetzen und ESP ist in sämtlichen Versionen Serie. Und natürlich ist auch der Polo wie alle seine neuen Kleinwagenbrüder gewachsen - plus fünf Zentimeter. Drei nahm er in der Breite zu. Der Kofferraum fasst 280 Liter, legt man die Sitze um, sind es 952 samt einer komplett ebenen Ladefläche, und die Kopfstützen können beim Umklappen auch drin bleiben. Gut der doppelte Ladeboden.

Acht verschiedene Motorversionen werden im Laufe des Jahres auf den Markt kommen, fünf davon sind neu bzw. werden erstmals im Polo eingesetzt. Für Technik-Gourmets gibt es anstelle der klassischen Automatik sogar ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Stufen, das üblicherweise eher höherwertigen Fahrzeugen vorbehalten ist. Zum Marktstart bei den Händlern Ende Mai bietet VW zunächst drei Benziner und einen Diesel an.

Die neuen Motoren wurden auf Sparsamkeit getrimmt. Bis zu 20 Prozent gegenüber Vorgängerversionen, so VW, sollen bei einzelnen Aggregaten eingespart werden können. Der Polo-Einstieg liegt bei 60 PS (44 kW), damit soll der Dreizylinder im Schnitt 5,5 Liter auf 100 km verbrauchen. Das ist auch der sauberste Antrieb (128 Gramm CO pro km).

Mit 190 Gramm steht die aktuelle Topmotorisierung am anderen Ende der CO-Skala, das ist ein neuer 1,2 Liter-Benzinmotor. Der schafft es mit Turbo-Hilfe auf 105 PS - soll aber genauso wenig verbrauchen wie das Einstiegsmodell. Auf dem Papier lockt der 1,6 Liter TDI (90 PS / 66 kW) mit Traumwerten: 3,6 Liter auf 100 Kilometer. Dieses Modell rollt aber erst im Laufe des Jahres in die Autohäuser. Da lässt sich vielleicht schon erkennen, ob der Polo dem Golf in die Quere kommt. Die Konkurrenz, auch die in der so genannten Golf-Klasse, muss sich jedenfalls warm anziehen. VW strotzt schon vor Selbstbewusstsein und hat den Neuen gar zum Namensgeber einer neuen Fahrzeugkategorie gemacht: Polo-Klasse.