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Opel Rekord A Opel Rekord A: Kultiger Urvater von Vectra und Insignia

06.08.2013, 15:11
Tiefstehende Sonne, verchromter Grill: Der Opel Rekord A galt als schlicht, aber nicht schmucklos.
Tiefstehende Sonne, verchromter Grill: Der Opel Rekord A galt als schlicht, aber nicht schmucklos. dpa-tmn

Die Mädchen tragen noch Röcke bis über die Knie, die Buben kurze Lederhosen. Und die junge Dame steigt unter den skeptischen Augen ihrer Eltern in Bluse und Petticoat zu ihrem Verehrer, bevor es gemeinsam mit Freunden in den Urlaub an den Lago Maggiore geht. So war sie, die Idylle im Deutschland der frühen 60er Jahre – zumindest in den alten Werbefilmen, mit denen Opel in Schwarz-Weiß und untermalt von Big-Band-Klängen 1963 für die Premiere des Rekord A warb.

„Ein großer Wagen. Ein schöner Wagen. Ein Auto, mit dem man sich sehen lassen kann“, lautete die Botschaft, mit der die Hessen Arbeiter und Angestellte in ihre neue Mittelklasselimousine lockten. Und die Botschaft kam an: Allein vom Rekord A wurden zwischen 1963 und 1965 fast 900.000 Exemplare verkauft, obwohl das Einstiegsmodell respektable 6830 Mark kostete. Aber während VW in dieser Zeit noch echte Volkswagen baute, war Opel damals auch im Bürgertum verankert – vor allem mit dem Rekord und seinen Vorgängern.

Coupé als edler Zweitwagen

Zwar feiert Opel das A-Modell von 1963 heute als ersten Rekord. „Doch die Geschichte von Modell und Namen ist ein wenig kompliziert“, räumt Wolfgang Scholz, Sprecher der Opel-Klassik-Sparte, ein: „Schon in den Jahren davor trugen der Ur-Olympia und seine Nachfolger die Namenserweiterung Rekord.“ Doch im Frühjahr 1963 machte Opel mit der Präsentation des Neuen reinen Tisch bei der Nomenklatur in der Mittelklasse: Der Rekord A war geboren.

Nachdem es schon den Vorgänger in mehreren Varianten gegeben hatte, bekam der Opel Rekord schnell Familienzuwachs. Fast ein halbes Dutzend Ableger wurden angeboten. Es gab nicht nur die Limousine mit vier oder zwei Türen sowie einen Kombi und einen Lieferwagen, sondern auch ein schmuckes Coupé. Schließlich konnten sich mittlerweile einige Deutsche auch abseits des Geldadels einen Zweitwagen leisten und entdeckten so den Reiz der schönen Formen.

Nach heutigen Maßstäben nicht besonders sparsam

Bei der Arbeit am neuen Rekord ließen sich die Opel-Designer von ihren GM-Kollegen helfen. In enger Abstimmung mit dem Styling-Studio in Warren im US-Staat Michigan war ein Auto entstanden, das ein bisschen an einen Chevrolet erinnerte. „Das macht den Wagen heute so begehrt, weil er aussieht wie ein kleiner Amischlitten“, sagt Winfried Leweling, Typenklassen-Referent für den Rekord A, bei der Alt-Opel Interessengemeinschaft aus Lippstadt.

War der Olympia Rekord noch beinahe barock und rund wie ein Nierentisch, folgte der Rekord A dem Diktat einer klaren Kante und kam glatt und gerade daher. Das half auch bei der Effizienz: Ein flacheres Dach und die schnittige Silhouette schwächten den Luftwiderstand deutlich ab. Sparsam war das Auto nach heutigen Maßstäben trotzdem nicht: Bis zu zwölf Liter wies das Datenblatt aus.

Auf den Böden liegen rote Teppiche

Der Rekord A war schlicht, aber alles andere als schmucklos. Im Gegenteil: Am Kühlergrill funkelte viel Chrom. Die Bügelfalten links und rechts der Motorhaube vermittelten Eleganz. Und entlang des Kofferraums erhoben sich sogar Ansätze von Heckflossen.
Noch heute versprüht das Coupé bei einer Probefahrt anders als andere Varianten einen Hauch von Luxus, nicht umsonst war es damals in der nobelsten Variante rund die Hälfte teurer als das günstigste Stufenheck. Auf den Böden des gefahrenen Rekord A Coupés liegen rote Teppiche, die breiten Sitze sind wie die Türtafeln mit rotem Leder bezogen. Das spindeldürre Lenkrad steht weit in den Raum. Doch Platz ist reichlich vorhanden, ist man erst einmal im butterweichen Fahrersitz versunken. Dann ist es auch kein Problem, dass die Designer das Coupédach einst sechs Zentimeter tieferlegten.

Reihensechszylinder sorgt für flotten Antrieb

Hat der winzige Schlüssel den Weg ins Zündschloss gefunden und ist der erste Gasstoß erfolgt, erwacht der 2,6 Liter große Reihensechszylinder umstandslos. Heute würden die Daten belächelt, doch seinerzeit waren die 100 PS und 181 Newtonmeter Drehmoment des Benziners beeindruckend. Immer noch gewähren sie leichtes Spiel mit dem großen Wagen. Schnell und sauber lassen sich die vier Gänge mit dem Schaltstock wechseln, der im Coupé nicht am Lenker, sondern im Wagenboden montiert ist. Flott kommt der Rekord in Fahrt. In etwa 13 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, als Spitzengeschwindigkeit gab Opel damals knapp 170 km/h an. Das Einstiegsmodell musste dagegen mit einem 55 PS starken 1,5-Liter-Motor auskommen.

Doch weil der Sechszylinder des Coupés jenseits von 120 km/h laut wird und das mit der Kurvenhatz bei der vagen Lenkung so eine Sache ist, genießt man mit dem Rekord im Rentenalter besser die langsame Spazierfahrt. Dann lernt man auch den hohen Fahrkomfort schätzen, den Opel damals mit stolzen sechs Zentimetern mehr Spurweite und neun Zentimetern mehr Radstand erreichte.

Der Rekord A gilt als zuverlässig

Wer den Luxus Marke Opel Rekord A Coupé heute genießen möchte, muss beim Oldtimer-Kauf gegenüber der Limousine allerdings etwa doppelt so viel bezahlen, wie Oldtimer-Experte Leweling sagt. In einem ordentlichen Zustand sei das Coupé kaum unter 10.000 Euro zu bekommen. Die damals in der Regel zweitürige Limousine werde häufiger angeboten, sie gebe es schon für weniger als 5000 Euro.

Wer sich so einen Oldtimer zulegt, dürfte damit wenig Probleme bekommen, ist Leweling überzeugt. Als Besitzer eines Rekord A weiß er dies aus eigener Erfahrung. Sein Exemplar fährt er schon seit 30 Jahren. Er habe noch nie eine ernsthafte Panne gehabt, sagt der Sammler: „Opel, der Zuverlässige“ - zumindest für seinen Rekord A gilt dieser Reklame-Slogan damals wie heute. (dpa)

Hier sieht man rot: Innenraum des Opel Rekord A Coupé aus den 1960er Jahren.
Hier sieht man rot: Innenraum des Opel Rekord A Coupé aus den 1960er Jahren.
dpa-tmn
Unscheinbbare Heckpartie: Das Coupé des Opel Rekord A ist von hinten betrachtet nicht gleich als solches zu erkennen.
Unscheinbbare Heckpartie: Das Coupé des Opel Rekord A ist von hinten betrachtet nicht gleich als solches zu erkennen.
dpa-tmn
Der Rekord A läuft vom Band und kommt bei den Kunden an: Allein zwischen 1963 und 1965 wurden fast 900.000 Exemplare verkauft – trotz des recht hohen Grundpreises von 6830 Mark.
Der Rekord A läuft vom Band und kommt bei den Kunden an: Allein zwischen 1963 und 1965 wurden fast 900.000 Exemplare verkauft – trotz des recht hohen Grundpreises von 6830 Mark.
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