Oberklasse boomt: Mehr Auswahl für die oberen Zehntausend
Leverkusen/Limburg/dpa. - Wenn es für den voll ausgestatteten Rolls-Royce noch nicht ganz reicht, darf es oft ein Auto aus der so genannten Oberklasse sein. Bislang ist die Auswahl recht beschränkt - bald werden aber diverse Neuheiten erwartet.
«Das Segment der Oberklasse wird insgesamt wachsen», erwartet Ferdinand Dudenhöffer vom Prognoseinstitut B&D Forecast in Leverkusen. Käufer will man nicht mehr nur mit bekannten Modellvarianten bedienen. Laut Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg herrscht auch in der teuren Klasse ein Drang zur Individualisierung: «Die 'Vernischung' breitet sich rasant aus.»
Erste Anfänge der Besetzung von Marktnischen waren schon zu beobachten - indem etwa die SUVs als Konkurrenten auf die Oberklasse-Limousinen angesetzt wurden. Mit Erfolg: «Mercedes hat im vergangenen Jahr in Deutschland 10 960 Fahrzeuge der S-Klasse verkauft, Audi konnte vom großen SUV Q7 11 600 Exemplare absetzen», so Margetts.
In Zukunft geht es vor allem um die Kombination der Vorzüge eines Sportwagens mit denen einer Limousine. So hat Porsche für 2009 eine vierte Baureihe angekündigt. Das Modell Panamera soll vier Türen und vier Sitze bekommen. «Hinten werden auch Erwachsene genügend Platz haben. Bei einem solchen Fahrzeug ist schon von einer gewissen Größe auszugehen», sagt Porsche-Sprecher Oliver Hilger in Stuttgart.
Ähnlich ist ein Projekt, das in Großbritannien vorbereitet wird. Dort arbeitet Aston Martin daran, die Studie Rapide zur Serienreife zu bringen: Auch hier handelt es sich um einen sportlichen Viertürer mit vier Sitzen. Als Antrieb dürfte der eigene Zwölfzylinder dienen.
Wurden die Fahrzeuge oft einst eher in homöopathischen Dosen verteilt, erreichen sie nun in kleinem Rahmen Erfolge. «Bentley konnte zum Beispiel die Verkäufe des Continental Flying Spur von 90 Exemplaren im Jahr 2005 in Deutschland auf 201 im Jahr 2006 steigern», sagt Margetts. Gerüchte über weitere, erschwinglichere Modelle von Bentley machen die Runde. Sogar ein kleiner Rolls-Royce gilt als sicher.
Doch auch die bekannten Ausstatter der zahlungskräftigeren Kundschaft denken über Neues nach. So hat Mercedes zu Jahresbeginn die Studie Ocean Drive präsentiert. Dabei handelt es sich um ein großes luxuriöses, viersitziges und auch viertüriges Cabriolet. Eine Serienfertigung ist derzeit zumindest nicht gänzlich ausgeschlossen.
Bei BMW wiederum hält man sich hinsichtlich der Zukunft des CS bedeckt - die viertürige Coupé-Studie sorgte im April auf der Schanghai Motor Show für Aufsehen. Allerdings kursieren Gerüchte über ein Fahrzeug, das oberhalb der 7er-Reihe angesiedelt ist.
Doch auch die Klassiker der Oberklasse werden überarbeitet an den Start gehen, wie immer als Limousinen. Dudenhöffer rechnet 2009 mit der nächsten 7er-Generation von BMW, der neue Audi A8 und der Nachfolger der Mercedes S-Klasse sind 2010 zu erwarten, 2011 dann der Modellwechsel des VW Phaeton.
Bis dahin dürfte im Limousinen-Bereich die Konkurrenz gewachsen sein. Toyotas Luxus-Marke Lexus konnte ihren Erfolg auch wegen des Einsatzes der Hybrid-Technik steigern - mit dem 600h wurde gerade eine Hybrid-Limousine in der Preisklasse von 100 000 Euro präsentiert. Bis Ende des Jahrzehnts will man die Verkaufszahlen in Deutschland von rund 6000 auf gut 10 000 erhöhen - so kommt zur Wahl zwischen Limousine, Limousinen-Coupé, Sportwagen und SUV noch die Frage, ob das Geld nicht auch im Hybridantrieb gut angelegt ist.