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Bibber-Balanceakt? Mit dem Motorrad und Motorroller im Winter

Motorrad und Winter - das ist eine heikle Kombination. Die muss sich aber nicht grundsätzlich ausschließen. Mit etwas Vorbereitung kommt man sicher durch die kalte Zeit.

Von Andreas Kötter, dpa 02.12.2021, 04:47
Rutschige Angelegenheit: Wer im Winter auf seinen Motorroller angewiesen ist, muss stets den aktuellen Zustand der Fahrbahn beobachten - und notfalls absteigen.
Rutschige Angelegenheit: Wer im Winter auf seinen Motorroller angewiesen ist, muss stets den aktuellen Zustand der Fahrbahn beobachten - und notfalls absteigen. Andreas Arnold/dpa/dpa-tmn

Berlin - Wer mit dem Motorrad oder Motorroller auch im Winter unterwegs ist, sollte höllisch aufpassen. Das sei eine große Herausforderung, sagt der Motorradexperte Herbert Hopp vom Auto Club Europa (ACE).

„Ab einer Temperatur von vier, fünf Grad kann es auch ohne Schnee bereits sehr glatt werden.“ Wer dann noch mit Sommerreifen unterwegs sei, der spiele Russisch Roulette. Dumm nur, dass es einen ausgewiesenen, klassischen Winterreifen, wie man ihn beim Auto kennt, für Motorräder kaum gibt. Hopp empfiehlt daher für die kalte Jahreszeit einen Reifen mit einer weicheren Gummimischung, ähnlich einem Enduro-Reifen. „Der baut schneller Temperatur und damit Grip auf“.

„Bei Feuchtigkeit gilt der Straße, ihrem Belag und ihrem Zustand besondere Beachtung“, sagt Michael Lenzen, Vorsitzender vom Bundesverband der Motorradfahrer. „Kanaldeckel und Fahrbahnmarkierungen sind jetzt besonders rutschig.“ Vorsicht ist auch bei Straßenbahnschienen geboten. Sie sollten in einem möglichst stumpfem Winkel überfahren werden.

Lenzen empfiehlt generell „einen möglichst runden, vorausschauenden Fahrstil“ ohne abrupte Bremsmanöver, heftiges Gasaufreißen und hektische Lenkbewegungen.

Wohlige Wärme schützt vor Fahrfehlern

„Wenn ich durchgefroren bin, werden meine Reaktionen schlechter“, warnt Herbert Hopp. „Beispiel Finger: Sind die klamm, besteht die Gefahr, dass ich beim Bremsen, Kuppeln und Gas geben eingeschränkt bin.“ Winterhandschuhe, Stulpen über den Griffen oder eine Griffheizung vermeiden, dass Fahrtwind und Nässe die Finger zu stark auskühlen. Reflexstreifen auf Jacke und Hose erhöhen die eigene Sichtbarkeit.

Funktionsunterwäsche wie etwa für den Skisport funktioniert nach Herbert Hopps Erfahrung nur dann, wenn man, wie beim Skifahren oder beim Wandern, in ständiger Bewegung ist. „Sitzt man aber über Stunden auf dem Motorrad, reicht diese Unterwäsche nicht aus, um den Körper warm zu halten“, sagt er. Es seien letztlich doch klassische Materialien wie Angorawolle, die auch bei Kälte wirklich warmhalten.

„Schmieren, Schmieren, Schmieren“

Michael Lenzen rät, den Zustand der Batterie regelmäßig zu prüfen. So versagt das Bike nicht im ungünstigsten Moment den Start - etwa morgens, wenn man zur Arbeit muss. Ebenfalls wichtig: Unter anderem die Bremsflüssigkeit und Öle für Dämpfer sind bei Kälte deutlich zäher und reagieren träger. „Und das wirkt sich wiederum auf die Fahreigenschaften aus.“

Winterliche Straßenverhältnisse mit Eis, Schnee und Streusalz sind grundsätzlich eine Belastung für Motorrad und Motorroller. „Genau genommen ist ein Motorrad ein Saisonfahrzeug für das Sommerhalbjahr. Denn der Verschleiß durch das Salz ist extrem“, sagt Herbert Hopp. „Alu-Teile und -Applikationen werden in Rekordzeit matt, Plastik so hässlich, dass man es nach nur einem Winter eigentlich austauschen müsste.“ Ein Motorrad sei nun einmal bei weitem nicht so gut konserviert wie ein Auto.

Weil aber nicht jeder die Wahl hat, im Winter aufs Zweirad zu verzichten, lautet Michael Lenzens Rat: „Schmieren, Schmieren, Schmieren.“ Konservierende Schmiermittel für Steckverbindungen, Bowdenzüge und Metallteile sowie Konservierungswachs für Lackteile bieten gewissen Schutz vor Streusalz und letztlich vor Korrosion.