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Knistern unerwünscht Knistern unerwünscht: Störgeräusche im Auto oft schwer zu beheben

Von Felix Rehwald 14.03.2003, 10:51
Lauschangriff auf Klapper-Geister - um die Kundschaft vor lästigen Geräuschen zu bewahren, beschäftigt Audi ein so genanntes Knister-Knaster-Team. (Foto: Audi/dpa/gms)
Lauschangriff auf Klapper-Geister - um die Kundschaft vor lästigen Geräuschen zu bewahren, beschäftigt Audi ein so genanntes Knister-Knaster-Team. (Foto: Audi/dpa/gms) Audi

Ingolstadt/München/dpa. - Wenn es im Auto irgendwo knistert oder quietscht, empfinden das viele Fahrer als ausgesprochen lästig. Damit solche Störgeräusche gar nicht erst entstehen, ziehen Automobilhersteller schon bei der Fahrzeugentwicklung Akustikspezialisten zu Rate. Deren Geräuschanalysen sind jedoch nicht immer hundertprozentig erfolgreich.

Der Innenraum moderner Fahrzeuge ist akustisch immer besser nach außen abgeschottet, erklärt Hubert Paulus, Ingenieur für Fahrzeugtechnik im ADAC-Technikzentrum in Landsberg bei München. Motor-, Wind- und Abrollgeräusche der Reifen dringen dadurch nicht mehr so stark zu den Fahrzeuginsassen durch. Als Folge machen sich Knistergeräusche im Innenraum stärker bemerkbar. «Früher hat man das nicht gehört, weil das Motorgeräusch zu laut war», so Paulus.

Besonders häufig treten Störgeräusche an Kunststoffteilen auf, hat man bei Audi festgestellt. «Die Geräusche sind sehr vielfältig: Vom Quietschen, Knarzen, Klappern bis zum Klirren kann alles dabei sein», erläutert Eric Felber, Sprecher des Autoherstellers in Ingolstadt.

Ausschließen ließen sich derartige Geräuschquellen nur, in dem generell auf eine hohe Entwicklungsqualität geachtet wird, sagt Alfred Broede, Pressesprecher bei BMW in München. Dazu wiederum sei eine solide Entwicklungs- und Erprobungsarbeit erforderlich.

Bei Audi etwa versucht ein «Knister-Knaster-Team», unerwünschte Geräuschquellen schon während der Entwicklungsphase eines neuen Modells auszuschließen. Die Akustikexperten begutachten jedes Bauteil gesondert, bevor es in die Vorserienmodelle eingebaut wird. Anschließend unterziehen sie die Prototypen einer aufwendigen Geräuschanalyse. Dazu werden die Fahrzeuge laut Eric Felber auf Rüttelstrecken, Rollenprüfständen sowie in Klimakammern und Wüstengegenden getestet.

Entdeckt erst ein Neuwagenkunde ein Störgeräusch und verlangt beim Händler eine Nachbesserung, ist das Problem ungleich schwieriger in den Griff zu bekommen: «Wenn die Probleme bei Serienfahrzeugen auftauchen, ist vor allem das Geschick der Werkstatt gefordert», räumt BMW-Sprecher Alfred Broede ein.

Den Mechanikern bleibt laut Audi-Sprecher Eric Felber aber oft nichts anderes übrig, als nachträglich Dämmmaterialien einzubauen oder klappernde Bauteile zusätzlich zu fixieren. Doch dazu müssen sie erst einmal wissen, was überhaupt klappert oder knistert. Das sei häufig das eigentliche Problem, so ADAC-Experte Hubert Paulus.

Laut Silvia Schattenkirchner, Juristin beim ADAC in München, gibt es bei der Beurteilung von Störgeräuschen immer wieder Streit zwischen Kunden und Händlern. Dabei gehe es um die Frage, ob das Geräusch handelsüblich oder ein Mangel sei. Bei einem unwesentlichen Mangel könne der Kunde, nachdem er dem Händler zwei Mal Gelegenheit zur Nachbesserung gegeben hat und keine Besserung erreicht wurde, eine Kaufpreisminderung verlangen. Bei einem wesentlichen Mangel kann er sogar vom Kaufvertrag zurücktreten.

Damit es nicht soweit kommt, versuchen die Akustikexperten zum Beispiel von Audi, die bekannten Knister-Knaster-Geräusche und ihr Wissen den Werkstätten zugänglich zu machen: Diese können laut Eric Felber aus einer Datenbank Beschreibungen und Tonproben für die Störgeräusche abrufen. In besonders hartnäckigen Fällen werde das knisternde Auto sogar zu den Spezialisten ins Werk gebracht. Wirklich alle Geräusche ließen sich im Auto aber wahrscheinlich nie eliminieren. Doch ein «schalltotes» Auto, so Felber, wünsche sich sicherlich sowieso kein Kunde.