Kleinserien Kleinserien: Exklusives vom Tüftler ist immer gefragt

Dülmen/Gelsenkirchen/dpa. - Zwar sprechen Autohersteller oft vom Bemühen um Individualität und Exklusivität. Doch beschränkt sich das in der Regel auf Ausstattungsdetails wie Lacke oder Sitzbezüge. «Viel mehr Entgegenkommen ist bei Tagesproduktionen von teilweisemehreren Tausend Autos nicht möglich», sagt Automobilwissenschaftler Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. Wirklich individuelle Autos fertigen dagegen Kleinserienhersteller.
So baut zum Beispiel Wiesmann in Dülmen nach Angaben von SprecherFrank Pfirrmann gerade einmal 100 Exemplare eines Coupés und einesRoadsters. Die Zweisitzer haben Motoren von BMW, leisten bis zu 270kW/367 PS und kosten zwischen 91 000 und 111 000 Euro.
Nur auf 50 Exemplare pro Jahr ausgelegt ist die Produktion desthüringischen Sportwagens Gumpert Apollo. Ihn treibt für Preise ab198 000 Euro ein 4,2 Liter großer V8-Motor von Audi an, den dieEntwickler auf 478 kW/650 PS gebracht haben.
Dritter im Bunde ist Yes in Großenhain (Sachsen) mit einem kleinenRoadster. Den Zweisitzer, von dem im vergangenen Jahr 50 Exemplaregebaut wurden, gibt es nach Werksangaben für Preise ab 57 500 Euromit einem 3,2 Liter großen Sechszylinder, der bis zu 261 kW/355 PSleistet.
Zwar sind das Metier der Firmen laut Dudenhöffer vor allemSportwagen mit starken Motoren. Doch einige Entwickler denken auch anminimalen Verbrauch. So entstand etwa bei Jet-Car in Nietwerder(Brandenburg) ein 700 Kilogramm leichter Zweisitzer, der lautEntwickler Christian Wenger-Rosenau einen 0,8 Liter großen Dieselbesitzt. Das Aggregat verbraucht im Schnitt weniger als drei Liter.Allerdings wurden laut Wenger-Rosenau bislang nur wenige Exemplaredes Wagens von Hand gebaut und für etwa 50 000 Euro verkauft.
Ebenfalls noch in den Kinderschuhen steckt der Loremo, der zurzeitin München entwickelt wird. Er soll vier Personen Platz bieten unddank sparsamer Motoren, windschnittiger Form und Leichtbau sogar nur1,5 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen.
Vollkommen frei von Großserientechnik sind die Kleinserienmodelleallerdings nicht. «Die großen Hersteller sind vielfach Organspender,von denen die Manufakturen oft nicht nur den Antrieb beziehen», sagtNick Margetts vom Marktforschungsunternehmen Jato Dynamics inLimburg. In der Regel mag das die Arbeit erleichtern - manchmal wirdes aber gerade dadurch kompliziert.
Wie bei Erich Bitter aus Braunschweig. Er hat seit 1973 mehr als1000 Fahrzeuge auf Basis jeweils aktueller Modelle von Opel undGeneral Motors gebaut und 2003 ein Comeback mit dem Bitter CD2angekündigt. Dieses luxuriöse Coupé basiert auf dem australischenGM-Modell Holden Monaro und sollte in diesem Jahr auf den Marktkommen.
«Zwar ist der Wagen fertig und könnte in Produktion gehen», sagtder Entwickler. «Doch mittlerweile hat General Motors angekündigt,dass der Monaro im Herbst eingestellt wird.» Und ohne Basis gibt eskeinen neuen Bitter. Also fliegt der Braunschweiger nach Australien,schaut sich den Nachfolger an, verhandelt über entsprechende Verträge- und fängt wieder von vorne an.
Dennoch stehen die Chancen für Kleinserienhersteller auch inZukunft nicht schlecht, schätzt Branchenexperte Dudenhöffer: «DerKreis der Kunden, die sich Individualität, Design und oft auch einStückchen Nostalgie einiges kosten lassen, wird zwar nicht riesigwachsen. Doch werden diese Fans nie aussterben.»