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MZ-Test Kia hat aus dem kantigen Soul einen soldiden Stromer gemacht

Den Kompaktwagen gibt es nur noch mit Elektroantrieb. Wer den e-Soul entsprechend fährt, kann sich bei der Reichweite den 400 Kilometern nähern.

Von Hans-Ulrich Köhler Aktualisiert: 25.07.2022, 11:42
Den Kia e-Soul gibt es  ab 38.90 Euro.
Den Kia e-Soul gibt es ab 38.90 Euro. Foto: huk

Halle / Saale - Seit der Kia Soul 2008 auf den Markt kam, polarisiert seine Form. Ziemlich kantige Kiste, nörgeln die einen, endlich mal ein anderes Design, meinen die anderen. Und was ist da nun, Kleinwagen, Kompaktwagen oder doch ein Mini-SUV? Kia nahm das gelassen, blieb bis heute beim Grunddesign und ist mit der kantigen Kiste nun ins Elektrozeitalter gewechselt. Und das konsequent. Den Kia Soul gibt es (als e-Soul) heute ausschließlich als Stromer. Bei dem kann der Kunde zwischen zwei Energiespendern wählen - mit großer oder kleiner Antriebsbatterie. Der kleine Akku hat 39,2 kWh und liefert 136 PS, das gibt es für 38.090 Euro. 204 PS garantiert die stärkere Version mit 64 kWh, kostet ab 42.390 Euro. Von diesen Preisen kann man jeweils aber noch rund 9.000 Euro Umweltbonus abziehen. Im günstigsten Fall kostet ein Kia e-Soul also ab rund 28.500 Euro.

Gefahren wurde im Test das Modell mit dem stärkeren Akku. Dafür verspricht der südkoreanische Hersteller bis zu 452 km Reichweite (schwächere Akku-Version: 276 km). Normdaten zur Reichweite sind wie üblich eher theoretische Angaben, auch der Testwagen schaffte das nicht. Er kam unter günstigsten Umständen auf 360 km, bei langen, schnellen Autobahnfahrten wurde die 300 km gerade so erreicht. Auch beim e-Soul bestimmen viele Faktoren die Reichweite: Außentemperatur, ein- oder ausgeschalteter Klimatisierung, Beschleunigsverhalten des Fahrers, Zuladung, Streckenprofil.

Als Fahrer hat man die Wahl zwischen vier Fahrmodi: Eco +, Eco, Normal und Sport. Während die beiden Eco-Stufen für einen besonders sparsamen Stromverbrauch ausgelegt sind, ist im Normal- und Sport-Modus auch dynamischeres Fahren möglich. Wer besonder effektiv unterwegs sein will und den Modus Eco+ wählt, muss das bei seiner Streckenplanung berücksichtigen, denn diese Version schafft maximal 90 km/h.

Auf Landstraße und Autobahn war der Sportmodus besonders geeignet. Denn damit kommt im Rahmen der Möglichkeiten sogar Fahrfreude auf - freilich ist der Akku dann auch schneller leer. Katapultartigen Antritt, wie man es von großen, leistungsstärkeren E-Modellen kennt, kann der Kia e-Soul natürlich nicht bieten, aber das erwartet wohl auch niemand in dieser Leistungsklasse von einem Auto, dessen bevorzugtes Terrain wohl die Stadt ist, wo es durch Rekuperation seine elektrischen Vorzüge gut spürbar ausspielt und für ein neues Fahrgefühl sorgt.

Angegeben - und erreicht - werden als Höchstgeschwindigkeit 176 km/h. Dort hinauf geht es ab 150 km / h etwas zäh, man braucht Anlauf, die Straßenlage dabei ist gut. Zügig überholen weit darunter ist aber kein Problem. Sehr gut, dass über zwei Schaltwippen hinter dem Lenkrad drei Stufen der Rekuperation einstellbar sind, also man legt fest, in welchem Umfang in bestimmten Fahrsituationen der Akku während der Fahrt ein wenig aufgeladen wird.

Beim Bremsen oder Segeln (fahren ohne Last) gewinnt der e-Soul Energie zurück - für ein Plus an Reichweite. Und wer die höchste Rekuperationsstufe einstellt, gewöhnt sich im Stadtverkehr an eine neue Fahrweise, denn er kommt auch mit nur einem Pedal gut voran. Manuelles Bremsen mit dem Fuß ist dann kaum noch notwendig. Das nötige Gefühl, wann man vor einer Ampel oder einem Vordermann vom „Gas“ geht und das Auto selbst bremst beim Rekuperieren, kommt schnell, eine feine, wirklich hilfreiche Sache im Alltag. Ein kleines Display hinter dem Lenkrad zeigt im Eco-Modus die während der Rekuperation gewonnene zusätzliche Reichweite an.

Wieviel Strom verbraucht der Wagen während der Fahrt? In unserem Test konnten wir auf der Autobahn bei Fahrten rund um die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h über den Bordcomputer etwa 19 kWh pro 100 Kilometer messen. Drückt man das Gaspedal öfter mal sportlich durch, erreicht man schnell aber auch 24-25 kWh auf 100 Kilometer. In Summe kamen wir bei gemäßigter Fahrweise mit einer Akkuladung bei einem Streckengemisch aus Autobahn, Stadt und Landstraße auf etwa 20 kWh und 360 Kilometer Reichweite, einmal wurden die 400 km fast geschafft. Der Ladeanschluss ist beim Kia e-Soul vorne zu finden. Eine Wiederaufladung des Akkus ist theoretisch mit bis zu 100 kW Ladeleistung möglich. Im Auto informiert eine Ladeanzeige über Ladegeschwindigkeit, den Ladezustand, die noch zu verbleibende Ladezeit und die zu erwartende Reichweite. Nach gut drei Stunden ist bei durchschnittlicher Ladesäulenleistung der leere Akku wieder voll.

Entspannt lässt sich das Auto durch den Verkehr lenken, die Übersicht ist gut, die Sitzposition leicht erhöht. Ein aktiver Spurhalteassistent mit korrigierendem Lenkeingriff hält zuverlässig die Spur, bremst aber insbesondere in der Stadt ziemlich rigoros ab. Ein Gewinn ist der Querverkehrwarner zur Erkennung von Fahrzeugen im toten Winkel beim Querausparken. Sobald der Rückwärtsgang eingelegt ist, scannt das Auto die Umgebung und warnt sowohl akustisch als auch visuell im Display der zugeschalteten Rückfahrkamera vor kreuzenden Autos, Radfahrern und Fußgängern.

Technische Daten:

Antrieb: Elektromotor mit 204 PS und 395 Nm Drehmoment (kleinere Version auch mit 136 PS)

Akkukapazität: 64 kWh (kleinere Version 39,2 kWh)

Beschleunig: 7,9 Sekunden von Null auf 100 km/h (64 kWh)

Höchsttempo:176 km/h

Länge: 4.20 m

Kofferraumvolumen: 315 bis 1.339 l

Leergewicht: ab 1.757 kg

Preis: ab 38.090 Euro (136 PS) bzw. 42.390 Euro (204 PS)