Hyundai und Kia Urteil Hyundai und Kia Urteil: Können Deutsche gegen zu hohen Verbrauch klagen?

Der südkoreanische Autohersteller Hyundai und seine Schwesterfirma Kia Motors müssen wegen falscher Verbrauchsangaben 100 Millionen Dollar (80 Millionen Euro) Strafe zahlen. Die US-Umweltbehörde EPA hatte 2012 bei Tests herausgefunden, dass einzelne Modelle beider Autobauer mehr Sprit verbrauchen als versprochen wurde. Es sei um rund 1,2 Millionen Autos gegangen, teilte das US-Justizministerium am Montag (Ortszeit) mit. Beide Unternehmen akzeptierten die Strafe, die die bisher höchste unter dem Emissionsschutzgesetz sei, hieß es.
Generalstaatsanwalt Eric Holder nannte die zusammen mit Hyundai und Kia erreichte Lösung einen „beispiellosen Beschluss“. „Hyundai hat transparent gehandelt, die betroffenen Verbraucher entschädigt und mit der EPA während der Untersuchung zusammengearbeitet“, teilte der Chef von Hyundai Amerika, David Zuchowski, mit. Die Hyundai-Motor-Gruppe ist der fünftgrößte Autohersteller weltweit.
Die Abweichungen werden immer größer
Hyundai und Kia sind in „guter“ Gesellschaft. Auch eine im September 2014 veröffentlichte Studie der Forschungsorganisation ICCT ergab, dass die Abweichungen des Spritverbrauchs deutlich zugenommen haben. Die Unterschiede zwischen den offiziellen Angaben der Hersteller und dem tatsächlichen Verbrauch stieg zwischen 2001 und 2013 von acht auf 38 Prozent. Das bedeutet, dass Autofahrer jährlich rund 450 Euro mehr zahlen müssen, als es die Hersteller vorgeben.
Heißt, auch deutsche Hersteller schummeln beim Verbrauch. Was bedeutet also das Urteil für deutsche Kunden? Dürfen sich auch Autofahrer hierzulande auf Entschädigungszahlungen freuen? Können jetzt auch deutsche Hyundai- und Kia-Fahrer klagen?
Klagen nur mit hohem Risiko
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg Essen macht den deutschen Kunden wenig Hoffnung: „Es handelt sich in den USA um ein ganz anderes Verbrauchsverfahren, welches sich grundlegend von dem NEFZ-Verfahren in Europa unterscheidet."
In Deutschland wird mit Hilfe des „Neuen Europäischen Fahrzeugtests“ (NEFZ) der CO2-Verbrauch der Fahrzeuge gemessen. Dabei wird ein Auto auf sich drehende Rollen gesetzt. In den USA hingegen wird der Verbrauch des Autos auf einer richtigen Strecke getestet. „Dieses Verfahren ist wesentlich näher an der Realität“, erklärt Dudenhöffer. Folglich sei es für Kunden in den USA wesentlich leichter den erhöhten Verbrauch nachzuweisen und zu klagen. Zumal auch das Rechtssystem ein kundenfreundlicheres sei, so Dudenhöffer.
Eine Möglichkeit haben deutsche Autofahrer dennoch: „Wenn bei uns jemand einen erhöhten Spritverbrauch an seinem Fahrzeug feststellt, muss dieser von ihm auch dokumentiert werden. Der Verbrauch muss dann jedoch auch wirklich um 15 bis 20 Prozent höher liegen", so Dudenhöffer.
Um den Verbrauch zu dokumentieren müsse man dann zum TÜV und diesen unter Testbedingungen belegen. Das Problem: Die Kosten zahlt der Autofahrer selbst und die können bei mehreren tausend Euro liegen. Da das Rsiko auf diesen Kosten sitzen zu bleiben jedoch sehr hoch sei, rechnet Dudenhöffer nicht wirklich mit Klagen in Deutschland.
EU will Testverfahren überarbeiten
Langfristig dürfe das Urteil gegen Hyundai und Kia dennoch Auswirkungen für alle Verbraucher haben. „In den USA und in China ganz sicher auch, wird es dazu führen, dass die Hersteller zuverlässigere Angaben machen", prognostiziert Dudenhöffer. Gute Nachrichten kommen auch aus Brüssel: Das EU-Parlament will 2017 ein weltweit vergleichbares Testverfahren einführen. (mit Material der dpa)
