Honda Insight Honda Insight: Der durch die Blume spricht
Halle/MZ. - Niemand gibt gern viel Geld aus, um zu sparen. Darunter leiden besonders Hybrid-Autos. Die wenigen, die es in Deutschland bislang zu kaufen gibt (nur von Toyota / Lexus und Honda) sind allesamt deutlich teurer als vergleichbare Wagen, die nur mit einem Verbrennungsmotor angetrieben werden. Und sie lassen sich nur in kleinsten Stückzahlen absetzen. Der Marktführer unter den Strom-Benzin-Autos, der Toyota Prius, wurde letztes Jahr knapp 5 000 Mal verkauft. Zum Vergleich: Der Golf brachte es in Deutschland auf über 200 000 Exemplare. Honda will nun mit dem neuen Insight grüne Kauflust wecken und dem Platzhirsch Prius Paroli bieten.
Lange Hybrid-Tradition
Um den Insight-Preis gab es viel öffentliche Spekulation. Am 26. Februar nun kam Honda mit einem Ergebnis rüber: Mit 19 550 Euro geht der Insight ins Rennen gegen den Prius, verkauft wird in Deutschland ab 18. April. Damit ist der Honda gut 5 000 Euro preiswerter als ein Hybrid-Prius von Toyota. Für die nächsten Jahren haben eine Reihe anderer Hersteller ähnliche Modelle angekündigt, die teurer sein dürften. Honda blickt dann schon auf eine Hybrid-Tradition von mehr als einem Jahrzehnt zurück. Denn 1999 für in den USA schon der erste Hybrid-Insight.
Der aktuelle Insight sieht dem Prius verdammt ähnlich. Honda hört das nicht gern und verweist auf konstruktive Zwänge, die Strom-Sprit-Autos in ein ähnliches Blechkleid zwingen würden. Den Luftwiderstand mache nun mal eine keilförmige Silhouette mit scharf abrasiertem Heck am ehesten den Garaus.
Von einem abgespeckten Hybridantrieb als Ursache für einen günstigen Einstiegspreis möchten die japanischen Konstrukteure nichts wissen. Doch das Insight- Strom sorgt für starken Anzug
Antriebskonzept unterscheidet sich vom Prius. Es ist weniger aufwendig, das spart. Experten würden den Insight als Mild-Hybrid einstufen, den Prius als Voll-Hybrid. Der Unterschied liegt vor allem darin, was die Autos mit dem Strom an Bord anstellen.
Das merkt man bereits beim Starten mit dem Insight. Da schnurrt der 88 PS-Benzinmotor (1,3 Liter Hubraum) leise vor sich hin. Im Prius wäre es still. Erst der Tritt aufs Gaspedal erweckt den Antrieb zum Leben - den Elektroantrieb. Der zieht den Wagen fast geräuschlos und allein sanft nach oben, der Benzinmotor folgt, wenn die Stromkraft nicht mehr reicht.
Beim Insight läuft der 1,2-Liter-Benzinmotor (fast) immer und wird durch den Elektromotor unterstützt. Nur mit Strom lässt sich allenfalls ganz kurz mal fahren, wenn man ohne Last bergab rollt. Dafür reichen die 14 PS aus dem Elektromotor, der seine Stärke aber immer dann ausspielt, wenn aus dem Vierzylinder viel Kraft zum Beschleunigen abgerufen werden soll - beim Ampelstart, beim Überholen etwa, beim Antritt am Berg. Hier wird der Vorzug elektrischer Motoren - ganz wie bei Straßenbahnen - ausgenutzt: Sie bieten gleich nach dem Start ein sehr zupackendes Drehmoment an, das mit wachsendem Tempo aber abflacht. Den Strom für die Batterie liefert ein großer Akku, der u. a. beim Bremsen aufgeladen wird. Noch fehlt auch hier die vielfach gelobte, höchst effektive Lithium-Ionen-Batterie, aber die hat derzeit noch keine Marke im Angebot. Platzsparend sitzt der Akku unter dem Kofferraumboden, so dass sehr gute 408 Liter Laderaum bleiben. Die ersten Ausfahrten mit dem Insight zeigten, dass man durchaus freudvoll unterwegs ist, in der Stadt souverän. Tempo 187 ist möglich, wird aber nicht eben spritzig erreicht - wozu aber auch, man will ja sparen. Das stufenlose Automatikgetriebe zieht den Wagen besonders auf den ersten Metern kräftig nach vorn.
Ein Sportler, das zeigt auch der Blick in die Datenliste, ist das Auto nicht. Fast 13 Sekunden dauert es bis zu Tempo 100, aber das dann wunderbar sauber: Mit 101 Gramm CO pro Kilometer steht der Wagen in der Liste, da haben E-Motor und Start-Stopp-Automatik eine ganz große Aktie daran. Der Fahrer muss sparen wollen
Aber der Insight soll ja nicht spurten, sondern sparen. Und das macht er für sein Geld nach ersten knappen Erfahrungen richtig gut - wenn der Fahrer sich darauf einlässt. Testrunden konnten mit fünf Litern pro 100 Kilometern absolviert werden. Doch da muss man sehr auf das Auto hören und hinschauen, welche Spar-Hinweise es anbietet. Womit wir bei den Blumen sind, durch die das Auto spricht. Natürlich, aufblühende und welkende Blümchen als Indiz für das Sparverhalten des Fahrers haben etwas Kitschiges an sich. Man muss das nicht mögen. Wenn man sich aber darauf einlässt, wird der Ehrgeiz zum Sparen unerwartet angestachelt.
Dieses Auto braucht einen Fahrer, der sein Fahrverhalten sehr bewusst aufs Drücken von Verbrauchswerten einstellt - und das kann Spaß machen, wirklich. Und nicht nur, weil es am Ende in der Cockpit-Anzeige einen virtuellen Pokal für besonders anhaltendes Sparen gibt. Eine Woche, so wird geschätzt, brauche man, um alle Sparangebote zu verinnerlichen und seine Fahrweise entsprechend zu optimieren.
Leistung sinkt per Knopfdruck
Um seine Öko-Blümchen frisch zu halten, muss man im Insight vor allem erst mal die - natürlich grüne - Econ-Taste links vom Lenkrad drücken. Dann sinkt das Drehmoment um vier Prozent, die Leistung wird verringert, es schaltet sich "weicher" und sogar der Klimaanlage wird etwas Kraft genommen. Das Farbspiel hinter der Geschwindigkeitsanzeige soll Insight-Lenker zusätzlich zum Nachdenken motivieren.
Grün wird es im Cockpit, wenn alles in Butter ist, blau strahlt der Hintergrund, wenn der Sparpfad verlassen wird. Econ-Knopf plus Fahrer sollen bis zu zehn Prozent Sprit sparen helfen, sagt der Hersteller, was bei den Premierenfahrten noch nicht prüfbar war.
Eindeutig aber ist die Quittung, wenn man das Spar-Mobil nach einer Spar-Runde mit heißer Sohle bewegt: dann welkt das digitale Spar-Blümchen und rüttelt am grünen Gewissen des Verschwenders. Der kann flugs reagieren. Wer mag schon verwelkte Blumen?