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BMWs flotter 3er BMWs flotter 3er: Das Münchner Kultauto wird 40 Jahre alt

08.05.2015, 10:11
Die erste Generation: Die Baureihe E21 wurde von 1975 bis 1982 produziert.
Die erste Generation: Die Baureihe E21 wurde von 1975 bis 1982 produziert. BMW Lizenz

Es ist ein sonniger Tag im Münchener Olympia-Stadion, und auf dem Rasen steht ein neuer Held im Mittelfeld. Nein, ausnahmsweise geht es nicht um Fußballstars des FC Bayern. Sondern an diesem Juli-Tag im Jahr 1975 nutzt BMW-Chef Eberhard von Kuehnheim das Stadion für die Premiere eines Autos, das sein scheidender Nachfolger Norbert Reithofer heute als „Rückgrat der Marke“ bezeichnet: den 3er.

Intern als Baureihe E21 geführt, trat die 4,36 Meter kurze Limousine vor 40 Jahren die Nachfolge des 02ers an - und damit ein schweres Erbe. Schließlich galt die kleine Baureihe damals als eines der dynamischsten Autos, das sich Normalverdiener leisten konnten.

Nachdem die erste Ölkrise vorbei und das generelle Tempolimit von 100 km/h auf der Autobahn wieder aufgehoben war, legte BMW tatsächlich nach und machte aus dem 3er so etwas wie einen Sportwagen für den Alltag - soweit man bei einem Basismotor mit 1,6 Litern Hubraum und 66 kW/90 PS im 316 tatsächlich von Sportwagen sprechen kann.

Aber es gab ja vom Start weg auch schon einen 320 mit 2,0-Liter-Motor und 80 kW/109 PS, der immerhin in 11,2 Sekunden auf 100 km/h sprintet und bei Vollgas 170 km/h schafft. Und zwei Jahre später folgte der 323i mit Sechszylinder-Triebwerk, das aus 2,3 Litern Hubraum 105 kW/143 PS schöpft und ein Spitzentempo von 190 km/h ermöglicht.

Endlich mal ein sportliches Auto

Dazu kommt, dass der anfangs nur als Zweitürer lieferbare 3er mit seinem wie eine Haifischnase nach vorn geneigten Kühlergrill, dem Powerdome auf der Motorhaube und der schlanken Silhouette schnittiger aussah als ein Audi A80 oder der barocke Strich-Achter von Mercedes, mit denen er um die Vorherrschaft in der noch jungen Mittelklasse rang.

„Endlich mal ein sportliches Auto, das nicht von Opel oder VW kam“, erinnert sich Roland Linke, der von Duisburg aus die Internetseite E21-Board.de betreibt und zu den Kunden der ersten Stunde zählt. Was ihn neben dem damals von Autotestern hochgelobten Fahrverhalten am meisten angesprochen hat am 3er, das war die neuartige Ergonomie: „Egal ob Golf I oder BMW 02 - dort war das Armaturenbrett gerade wie ein Brett. Der E21 hat mit seinem stark geneigten Cockpit zum ersten Mal den Fahrer in den Mittelpunkt gerückt.“

Allerdings mussten BMW-Kunden dafür recht tief in die Tasche greifen: Zur Markteinführung im August 1975 kostete der 316 nach Angaben des deutschen 3er-Clubs 6954 D-Mark - und Finessen mussten extra bezahlt werden, etwa das umschäumte Lenkrad für 27 D-Mark, der abschließbare Tankverschluss für 14 D-Mark oder die Ausstellfenster hinten für 72 D-Mark.

Zum Vergleich führt der Club auf der Homepage www.3er-club.de die Preise einiger Wettbewerber an: 1975 kostete ein Audi 100 demnach etwa 6100 D-Mark, ein Ford Escort 4400 D-Mark, ein Mercedes 200 rund 8550 D-Mark und ein VW Golf 4500 D-Mark. BMW griff den preislichen Abstand in einem TV-Werbespot selbstbewusst auf: „Das Streben nach Vollkommenheit ist auch beim Automobil nicht billig, aber lohnend.“

Auf der nächsten Seite sehen Sie weitere Bilder und erfahren, wie oft der BMW 3er verkauft wurde.

Der sportliche Zuschnitt, ein Design aus der Feder von Paul Bracq, das laut Linke traditionelle 02er-Elemente wie die steile Niere und den Hofmeister-Knick an der C-Säule übernimmt, ohne altbacken zu wirken, viel Platz und eine ordentliche Ausstattung - das kam offenbar an. Die Modellreihe brachte dem Münchner Autobauer „einen weit über unsere Erwartungen reichenden Erfolg“, wie damals BMW-Chef von Kuenheim in einer Zeitungsanzeige erklärte.

Als die Baureihe E21 nach acht Jahren 1983 eingestellt wurde, hatte sich der 3er nicht nur als Held im Mittelfeld etabliert, sondern auch firmenintern alle Rekorde gebrochen, sagt E21-Experte Linke: Mit einer Stückzahl von rund 1,36 Millionen Exemplaren war er der erste BMW in der Geschichte, der mehr als eine Million mal gebaut wurde.

Diesen Rekord konnte der E21 allerdings nicht lange halten. Denn die Millionen-Grenze ist für die Nachfolger keine ernstzunehmende Hürde mehr: Der zweite 3er, intern E30 genannt und bereits ab 1982 produziert, kam auf 2,3 Millionen Einheiten. Für dessen Nachfolger E36 (ab 1990) nennt die BMW-Chronik 2,7 Millionen Stück.

Der 1998 präsentierte E46 wurde bis 2005 rund 3,3 Million Mal produziert. Der anschließende E90 erreicht bis 2013 etwas mehr als 3 Millionen Einheiten, und das aktuelle Modell der Serie F30 steht auch schon mit über 1,5 Millionen Exemplaren in den Büchern.

Nur noch 4000 Fahrzeuge der ersten Generation

Doch selbst ein Topseller wird offenbar irgendwann mal zur Rarität. Der Bestand an 3ern der ersten Generation umfasst laut Roland Linke in Deutschland nur noch rund 4000 Fahrzeuge. Und im übrigen Europa dürften es zusammen nicht einmal ganz so viele sein, schätzt er. „Obwohl vom ersten 3er viel mehr Exemplare gebaut wurden als von seinem Vorgänger aus der 02er-Reihe, ist der Bestand heute wahrscheinlich sogar kleiner“, so Linke.

Trotzdem gibt es noch ein vergleichsweise großes Angebot an 3ern, die nicht komplett verrottet oder schon vollständig restauriert sind. „Man findet immer wieder Autos, mit denen man nach ein paar kleinen Schönheitsreparaturen sofort losfahren kann“, beschreibt Linke die Marktlage: „Das reicht dann nicht für einen Concours-Gewinn, aber man muss damit auch nicht erst mal ein halbes Jahr in die Werkstatt.“

Solche Exemplare werden inzwischen allerdings teuer gehandelt, so Linke weiter: Für einen fahrbereiten E21 mit der damals stärksten Motorisierung als 323i müsse man schon mit 10.000 Euro rechnen, und selbst einen 316 könne man in einem gebrauchsfertigen Zustand kaum mehr unter 6000 bis 7000 Euro bekommen.

„Noch vor fünf Jahren waren manche dieser Autos nur die Hälfte wert“, hat er beobachtet und rät Interessenten dringend: „Wenn man jetzt das passende Auto findet, dann sollte man es auch kaufen. Billiger wird dieser BMW nicht mehr.“ (mit Material der dpa)

Zarte Anfänge: Nur elf Monate nach dem Produktionsstart waren schon 100.000 E21 vom Band gelaufen.
Zarte Anfänge: Nur elf Monate nach dem Produktionsstart waren schon 100.000 E21 vom Band gelaufen.
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Mittelklasse mit Profil: Die nach vorne geneigte „Haifischnase“ übernahm der E21 noch vom 02er.
Mittelklasse mit Profil: Die nach vorne geneigte „Haifischnase“ übernahm der E21 noch vom 02er.
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Anziehende Preise: Selbst E21-3er mit kleinen Motoren sind heute kaum unter 6000 Euro zu haben.
Anziehende Preise: Selbst E21-3er mit kleinen Motoren sind heute kaum unter 6000 Euro zu haben.
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Zur Markteinführung im August 1975 kostete der 316 rund 6900 D-Mark.
Zur Markteinführung im August 1975 kostete der 316 rund 6900 D-Mark.
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Die Sonne im Rücken: Der 3er war das erste Auto von BMW, von dem mehr als eine Million Exemplare verkauft wurden.
Die Sonne im Rücken: Der 3er war das erste Auto von BMW, von dem mehr als eine Million Exemplare verkauft wurden.
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Die Mittelkonsole war zur Seite geneigt und rückte so den Fahrer in den Fokus.
Die Mittelkonsole war zur Seite geneigt und rückte so den Fahrer in den Fokus.
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Der 3er steht auch in der sechsten Generation wie kein anderes Modell von BMW für die sportliche Ausrichtung des Herstellers.
Der 3er steht auch in der sechsten Generation wie kein anderes Modell von BMW für die sportliche Ausrichtung des Herstellers.
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