Autohersteller Autohersteller: «Oldtimer» - Die ältesten Neuwagen

Limburg/Wolfsburg/dpa. - Mit der Folge,dass in den Schauräumen der Händler auch regelrechte Klassiker stehen.
Volkswagen hat im Frühjahr auf demGenfer Salon den neuen Sharan präsentiert: Und das war das nicht nurder Aufbruch in eine neue Modellgeneration - sondern gleichzeitig dasEnde einer der längsten Auto-Karrieren der Neuzeit. Denn obwohl dieAutohersteller das Tempo des Modellkarussells gesteigert haben, hatsich die Großraumlimousine seit ihrem Debüt 1995 stolze 15 Jahre aufdem Markt gehalten. Doch es gibt auch noch andere «Oldtimer» auf demNeuwagen-Markt.
«In der Regel werden Modelle heute nach drei bis vier Jahrenüberarbeitet und nach sechs bis acht Jahren ausgetauscht», erläutertNick Margetts, Chef des Marktbeobachters Jato Dynamics in Limburg.Damit lief der Sharan also fast doppelt so lange wie derDurchschnitt. «Das ist zwar selten, aber kein Einzelfall.» Margettsweiß von rund einem Dutzend solcher Dauerläufer.
Besonders viele Fahrzeuge mit langer Geschichte finden sich unterden Geländewagen. Den Lada Niva zum Beispiel gibt es in Deutschlandmehr oder minder unverändert seit 1979. Die Wurzeln des Land RoverDefenders lassen sich nach Angaben von Pressesprecher Paul Entwistleaus der Deutschlandzentrale in Schwalbach (Hessen) sogar bis zur«Serie 1» von 1948 zurückverfolgen.
Das G-Modell von Mercedes hat ebenfalls schon seinen 30.Geburtstag hinter sich. Geplant wurde der Wagen nach Angaben desUnternehmens bereits seit 1972, auf den Markt kam er 1979 - undverkauft wurden seitdem mehr als 200 000 Exemplare. Ebenfalls nichtmehr ganz jung ist die aktuelle Generation des Suzuki Jimny, die lautMargetts im Oktober 1998 eingeführt wurde.
Bei den Kunden stehen die Klassiker noch immer hoch im Kurs: Fürden Lada Niva nennt das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg im Jahr 2009rund 3800 Zulassungen, für den Defender immerhin noch 1100 und fürdie G-Klasse knapp 1000. Mercedes-Chef Dieter Zetsche jedenfalls hältdem Klassiker die Treue und sagte im Sommer 2009: «Gut möglich, dasswir in zehn Jahren den nächsten runden Geburtstag feiern.»
Nicht immer allerdings sind die Oldtimer so gut gelitten: DemJaguar X-Type zum Beispiel wird wohl kaum einer nachweinen, wenn seinVerkauf nach neun Jahren und 350 000 Exemplaren in den nächstenWochen endet. Die Produktion dieses eher halbherzig veredelten FordMondeo ist bereits eingestellt. «Einen Nachfolger wird es zumindestin dieser Form nicht geben», sagt Firmenchef Mike O'Driscoll.
Bei Mercedes wiederum weiß offenbar noch niemand so recht, wie esmit dem mittlerweile acht Jahre alten Maybach weitergehen soll. Zwarbekommt die Luxuslimousine nun noch einmal ein Facelift und vieleInfotainment- und Assistenzsysteme aus der aktuellen S-Klasse. Dochdie Frage nach einem Nachfolger bleibt weiter offen: «Das ist nochnicht entschieden», sagt Zetsche.
Andere Hersteller mögen sich von ihren Dauerläufern kaum trennen:So wurden die letzte Generationen von Renault Clio, Skoda Octaviaoder Peugeot 206 auch dann noch verkauft, als der Nachfolger bereitsauf dem Markt war. Hintergrund: Die Importeure können die Nachfragenach günstigen Autos mit den «alten» Modellen bedienen, ohne dasImage der Neuheiten zu beschädigen. Die Strategie fruchtet offenbar.Der Skoda Octavia Tour auf Basis der Vorgängergeneration verkauftsich so gut, dass die Tschechen auch zwei Jahre nach demModellwechsel nicht an die Einstellung denken, sagt PressesprecherChristoph Ludewig: «Solange die Kunden es kaufen, werden wir das Autoauch weiter anbieten.»
Selbst im ausgesprochen modischen Segment der Sportwagen haltensich ein paar Klassiker. Die Dodge Viper gibt es nun schon seit 18Jahren mit nur einer Überarbeitung, den Elise verkauft Lotus lautJato Dynamics seit Oktober 2000 - und der Lamborghini Murcielagofährt demnach auch schon in sein zehntes Jahr.
«Die Gründe für die lange Lebensdauer mancher Autos sindvielschichtig», sagt Marktforscher Nick Margetts. Mal fehle demHersteller - wie beim Lada Niva - schlicht das Geld und dieTechnologie für eine Neuentwicklung. Mal sei die Nachfrage wie beiMaybach, Lamborghini oder Lotus viel zu gering, als dass sich kurzeModellzyklen wie in der Großserie rechnen könnten.
«Und oft genug sind die fabrikneuen Klassiker zum Kult geworden,den man mit Samthandschuhen anfassen und ganz behutsam pflegen muss»,sagt Margetts mit Blick auf Fahrzeuge wie des G-Modell von Mercedesoder den Land Rover Defender. «Jeder Nachfolger solch eines Autosläuft Gefahr, dass er nur noch als mieser Abklatsch wahrgenommen undso zum Ladenhüter wird.»