Auto Auto: Welche Wege führen zum Wrack?

Berlin/dpa. - Vorwenigen Wochen noch stand «Abwrackprämie» allein für eine Prämie, diees im Zusammenhang mit dem Abwracken eines Binnenschiffs gibt.Allerdings bleiben auch rund um den Bereich Abwrackprämie und AutoFragen offen. Zum Beispiel die, wo der Altwagen abgegeben werdenkann, was bei einer Verschrottung wirklich damit geschieht - und obdas alles auch so funktioniert, wie es gedacht ist.
Die Theorie ist einfach: Das alte Auto wird zum Verschrottengegeben, der bisherige Besitzer bekommt dafür einen Beleg - und kanndie je nach Vorliebe Umwelt- oder Abwrackprämie genannte Summebeantragen. In der Praxis stellt sich aber die Frage: Wo eigentlichden Wagen abgeben? Die Antwort lautet, bei einem zertifiziertenAutoverwerter. Das wiederum führt zur Frage, wo sich so ein Betriebfindet.
Ein Startpunkt zur Klärung der Fragen findet sich beim VerbundDeutscher Autoverwerter aus Regensburg. Der bietet unterwww.arge-altauto.de eine Suchmöglichkeit nach Verwertungsbetrieben inder Nähe des eigenen Wohnortes. Allerdings ist Zahl solcher Betriebeeher gering, so dass Fachleute schon die Frage stellen, ob diese denerwarteten Ansturm überhaupt bewältigen können. «Im GroßraumFrankfurt am Main gibt es kaum fünf solcher zertifiziertenVerwertungsbetriebe», sagt Dieter Ritter vom Automobilclub vonDeutschland (AvD) in Frankfurt.
Während Suche und Anfahrt also etwas länger dauern können, gibt esin einem anderen Zusammenhang kaum Probleme: Denn der zwielichtigeHinterhof-Schrottplatz von einst hat längst ausgedient. «Es dürfteheute kaum noch Betriebe geben, die nicht zertifiziert sind», sagt Manfred Groß vom Technikzentrum des ADAC in Landsberg (Bayern).Allerdings kann es wegen der herrschenden Goldgräberstimmung rund umdie Abwrackprämie nicht schaden, vom Betrieb die Vorlage desZertifizierungsnachweises zu verlangen.
Wenn alles nach Plan geht, steht dem alten Auto eine umfangreicheBehandlung bevor, für die es zahlreiche Vorschriften gibt. Einwichtiger Punkt ist das Trockenlegen. «Es werden alle Flüssigkeitenentnommen», erklärt Gottfried A. Höll vom Verbund DeutscherAutoverwerter. Dazu gehören Öle ebenso wie die Bremsflüssigkeit, dasKühlwasser oder das, was sich in einer Klimaanlage befindet.
Zu den weiteren Schritten zählt die Demontage von Motor undGetriebe sowie das Separieren von Kunststoff und Glas. Außerdementscheidet der Verwerter, ob sich einige Bestandteile des Fahrzeugsnoch für den weiteren Einsatz in einem anderem Auto eignen. So kanneiner Tür oder Motorhaube ebenso ein zweites Leben beschieden seinwie dem eventuell noch funktionierenden Motor - diese Teile werdenzum Beispiel online in Gebrauchtteilebörsen angeboten.
Wie viel vom Wagen bleibt, hängt allerdings auch vom jeweiligenModell ab. «Es kann zum Beispiel sein, dass ein früher Daewookomplett geschreddert wird, weil kein Bedarf für dessen Teile besteht- während es bei einem alten Golf ganz anders aussieht», so ManfredGroß vom ADAC. Laut Gottfried A. Höll gibt es derzeit auchBestrebungen zur möglichen Weiterverwendung von Airbags.
Das besagte Schreddern und Pressen ist das, was gemeinhin unterVerschrotten verstanden wird - tatsächlich aber ist es nur der letzteSchritt. Der vorerst nicht verwendete Rest des Autos wirdzusammengepresst und kommt in einen Schredder. Dort wiederum gibt esdie Möglichkeit, die Rest-Materialien noch einmal zu separieren, umsie dem Recycling zuzuführen. Im Extremfall könnten Reste einesKunststoffarmaturenbrettes Bestandteil künftiger Badeschlappen sein.
Kritiker warnen jedoch zum Start des erwarteten Abwrack-Marathons,dass nicht alles wirklich durchdacht ist. So sichert der Verwerterzwar in dem Nachweis zu, dass er den Wagen verschrotten wird. «Aberwas dann passiert, ist die Frage», so Gerd Lottsiepen vomVerkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin. Denn überprüft werde dieAusführung dieser Zusage noch nicht. In der Vergangenheit sei etwadie Hälfte der stillgelegten Fahrzeuge tatsächlich fachgerechtentsorgt worden - der Rest sei als günstiger Gebrauchter ins Auslandverkauft worden. Wer weiß: Vielleicht steht der Begriff Abwrackprämiein anderen Ländern bald für jene Zeit, als Massen günstigerGebrauchtwagen aus Deutschland dort auf die Straßen kamen.