Allergiealarm im Auto - Polster ziehen Staub und Milben an
Mönchengladbach/Hamburg/dpa. - Im Haushalt ist regelmäßiges Staubsaugen und Putzen für die meisten Verbraucher selbstverständlich. Dagegen sind unzählige Autos unterwegs, die lange schon keinen Staubsauger mehr gesehen haben.
Aber Bequemlichkeit bei der Reinlichkeit kann sich rächen, denn in ungepflegten Autopolstern und -teppichen sammeln sich neben Millionen von Staubpartikeln auch Milben und Schimmelsporen, die Allergien auslösen können.
Die Gesellschaft für Umwelt- und Innenraumanalytik (GUI) in Mönchengladbach hat Autopolster stichprobenartig auf Milben untersucht. «Es hat sich dabei herausgestellt, dass man ein ähnliches Bild findet wie in Sitzpolstern oder Bürostühlen», sagt Umweltingenieur Andreas Winkens. Er spricht von einer hohen Konzentration von Staub und Allergenen. Der Milbenexperte Jörg-Thomas Franz aus Paderborn verweist auf aktuelle Untersuchungen aus den USA und Brasilien. Auch diese Studien stuften den Gehalt der Allergien auslösenden Stoffe laut Franz als «hoch» ein. Milben im Auto seien für Allergiker «ein bedeutender Faktor.»
Im Auto finden Milben ein nahezu ideales Milieu, sagt Winkens: Es ist im Polster feuchtwarm, und die Tierchen finden reichlich Futter. Milben ernähren sich unter anderem von Hautschuppen. Der ausgeschiedene Kot wiederum ist das eigentliche Allergen. Die allergischen Reaktionen können sich nach Angaben von Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) in Mönchengladbach zum Beispiel durch Reizungen der Atemwege bemerkbar machen. Juckreiz und Symptome einer Hausstauballergie - etwa Dauerschnupfen, Niesanfälle, Augenjucken oder Anschwellen der Nasen- oder Rachenschleimhaut - sind ebenfalls möglich. Außerdem können sich bestehende Atemwegserkrankungen laut Schwalfenberg verstärken und schlimmstenfalls Asthma entstehen.
Vor den Tierchen gefeit sind Autofahrer kaum. «Die Besiedlung durch Milben erfolgt innerhalb weniger Monate», sagt Schwalfenberg. Begünstigt werde das durch die Körperwärme und hohe Luftfeuchtigkeit im Autositz. Schutzmöglichkeiten, wie sie Allergiker von Matratzen her kennen - zum Beispiel sogenannte Encavings, die über die Matratze gezogen werden und ein Eindringen der Milben verhindern sollen -, gebe es für Autositze leider nicht. Eine Alternative seien lediglich Lederpolster. Durch die feste Kuhhaut kämen die Tierchen nicht durch.
Bedingt Abhilfe schafft laut Schwalfenberg daher lediglich die regelmäßige Reinigung des Wagens. Doch Tierchen krallen sich tief in den Polstern fest, wo man mit dem Staubsauger nicht hinkommt. Ihnen kann man nach Angaben von Jörg-Thomas Franz mit Milben-abtötenden Mitteln zu Leibe rücken, die etwa in Apotheken erhältlich sind. Allerdings sei deren Wirksamkeit wissenschaftlich noch nicht abschließend beurteilt, wendet Schwalfenberg ein.
Für sinnvoll hält es die DAAB-Expertin dagegen, die Umgebung im Auto und auf den Polstern so zu verändern, dass sich Milben dort nicht mehr wohlfühlen. Dazu gehört neben dem Staubsaugen die Vermeidung von Schimmelpilzen, die Milben zur Ernährung benötigen. Schimmelpilze bilden sich vor allem bei feuchtem Klima. Autofahrer sollten also dafür sorgen, dass ihr Wageninnenraum nicht feucht wird - oder dass im Innenraum befindliche Feuchtigkeit hinausgelangt. Man kann zum Beispiel darauf achten, in Herbst und Winter nicht mit triefnassen Schuhen einzusteigen oder sich vorher den Schnee von den Sohlen zu klopfen.