Alfa Romeo MiTo: Ein Hauch von Ferrari im Kleinwagen
Hamburg/dpa. - Angriff auf den Mini von BMW
Doch über die ganze Baureihe hinweg gibt es in diesem Segment kein anderes Auto, das derart mit Fahrfreude verbunden wird wie der kleine Brite mit den bayerischen Wurzeln. Aber jetzt wird es eng für ihn. Denn aus Italien stürmt der Alfa MiTo heran, der für Preise ab 14 700 Euro dem Mini seinen Platz auf der Überholspur streitig machen möchte. Dabei setzen die Italiener für den 4,06 Meter kurzen Dreitürer nicht nur auf ein leidenschaftliches Design mit stimmigen Proportionen, kurzen Überhängen, einem freundlichen Gesicht und Hüften so knackig wie die von Gina Lollobrigida in ihren besten Jahren. Sondern sie setzen vor allem auf aufwendige Technik und sogar einen Hauch von Ferrari.
Mit Elektronik zum Rennwagen für die Westentasche
Denn für den maximalen Fahrspaß bekommt der vom Grande Punto abgeleitete Westentaschen-Ferrari nicht nur ein elektronisches Sperrdifferenzial, das die Kraft zwischen dem linken und rechten Rad dosiert und so höhere Kurvengeschwindigkeiten ohne höheres Risiko erlaubt. Wie die großen Vorbilder aus Maranello bekommt auch der MiTo ein sogenanntes Manettino. Mit diesem Wippschalter auf dem Mitteltunnel kann man den Charakter des Fahrzeugs auf Knopfdruck verändern. Das ESP wird dann toleranter, die Lenkung verlangt nach mehr Kraft, der Motor nimmt schneller Gas an und die Traktionskontrolle lässt ein bisschen Schlupf zu. Vor allem im «Dynamic»-Modus kann es der kleine Alfa so mit dem Mini aufnehmen.
Außen hui, aber innen fehlt die Liebe zum Detail
Getrübt wird dieser Spaß allerdings beim Blick in den Innenraum. Denn wie so oft in der jüngeren Geschichte von Fiat, Alfa und Lancia hält das Interieur nicht so ganz, was das leidenschaftliche Design der Karosserie verspricht. Zwar finden selbst große Fahrer auf Anhieb eine bequeme Position. Die sportlich ausgeformten Sitze bieten ordentlich Seitenhalt und fördern die Einheit von Mensch und Maschine. Auch liegen alle Schalter gut zur Hand. Doch die Materialqualität bleibt hinter den Erwartungen zurück: Das von den Italienern so hochstilisierte Manettino auf der Mittelkonsole fühlt sich so billig an wie früher die Münzen in der DDR. Das Karbon-Imitat, mit dem in den gehobenen Modellvarianten das Cockpit überzogen wurde, erinnert an eine aufreizende Damenstrumpfhose und sorgt obendrein für lästige Reflexionen in der Scheibe. Und das immerhin 650 Euro teure Navigationssystem ist etwa so hilfreich wie ein blinder Beifahrer, dem es die Sprache verschlagen hat. Denn bedienen lässt es sich nur im Stand, und auch dann gibt das Bediensystem noch viele Rätsel auf.
Viel Platz in der ersten Reihe und im Kofferraum
Nichts zu Meckern gibt es dagegen am Platzangebot: Natürlich darf man bei kaum mehr als vier Metern Länge und 2,51 Metern Radstand keine Wunder erwarten. Doch vorn sitzt man ausgesprochen kommod, hinten können zwei, und zur Not auch mal drei Kinder reisen, und der Kofferraum fasst 290 Liter. Allerdings ist die Ladekante reichlich hoch und bisweilen würde man sich einen Griff wünschen. Das Sicherheitspaket ist vorbildlich: Sieben Airbags, aktive Kopfstützen und das ESP sind ebenso Standard wie der vermutlich effektivste Gurtwarner der Autowelt: Schon wenige Zentimeter nach dem Start fiept die Elektronik so nervtötend, dass sich wirklich jeder anschnallt.
Auch der Diesel bietet Fahrspaß
In Fahrt bringen den MiTo zunächst zwei Benziner mit 1,4 Litern Hubraum und 70 kW/95 PS oder 114 kW/155 PS oder ein Diesel, der aus 1,6 Litern 88 kW/120 PS schöpft. Zwar gibt es angesichts der Preisentwicklung kaum mehr einen Grund für den Selbstzünder, zumal der starke Benziner genau das gleiche kostet. Doch wer viel fährt, wird schnell den geringeren Verbrauch zu schätzen lernen. Er liegt im Normzyklus bei 5,9 Litern pendelt sich im Alltag bei gut 7 Litern ein. Und auf Fahrspaß muss man bei maximal 320 Newtonmetern Drehmoment nicht verzichten: Wer den kurzen Schaltstummel geschickt durch die sechs Gänge führt, sprintet in 9,8 Sekunden auf Tempo 100. Schluss ist bei knapp 200 Kilometern pro Stunde. Ferrari-Fahrer werden darüber lachen: Doch welchen Sportwagen kann man für 60 Euro volltanken und fast 800 Kilometer fahren?
Fazit: Das Monopol des Mini ist gebrochen
Wie jeder Alfa ist auch der MiTo ein echter Hingucker, der den italienischen Traum für viel mehr Kunden erreichbar macht. 14 700 Euro sind ein attraktiver Grundpreis, die Ausstattung ist üppig, das Spaßpotenzial gewaltig, und an die Mängel im Innenraum hat man sich schnell gewöhnt. Denn im Gegenzug bietet der Italiener die willkommene Chance, sich im Dschungel der Stadt abzuheben und aller Welt zu zeigen, dass das Monopol des Mini gebrochen ist.