Aufpoliert Aufpoliert: Alte Möbel wieder aufarbeiten

Nürnberg/Berlin/dpa. - Beim Anblick alter Möbel brennt es vielen Heimwerkern unter den Nägeln. Sie wollen zerkratzte oder verschmutzte Oberflächen am liebsten sofort wieder aufarbeiten. Doch ohne Fachwissen können schnell irreparable Schäden entstehen.
Auch das Aufmöbeln verschlissener Oberflächen etwa mit Kunststofffurnier reizt so manchen. Werden solche Arbeiten jedoch ohne Fachwissen ausgeführt, kann das schnell irreparable Schäden an den Möbeln zur Folge haben.
Vor dem Aufarbeiten von Gebrauchsspuren gilt es, zuerst die Art der Möbeloberfläche festzustellen. «Vergleichsweise einfach lässt sich die schöne Optik von gewachsten und geölten Massivholz- oder Furniermöbeln wiederherstellen», sagt die Fachautorin Doris Haselmann aus Nürnberg. Verschmutzungen, die sich zuerst an häufig benutzten Stellen zeigen, können mit feinem Sandpapier angeschliffen werden. Abschließend muss die behandelte Stelle neu gewachst oder geölt werden.
«Bei sehr starken Verschmutzungen oder Flecken auf lackierten Möbeln lässt sich der Lack mit einem Heißluftfön entfernen», sagt Ulf-Malte Wünsch vom Werkzeughersteller Bosch in Stuttgart. Alternativ dazu kann der alte Lack vor dem Neuanstrich mit einem Schleifgerät angeschliffen werden.
«Schränke oder Truhen lassen sich leicht mit bunten Farben und Mustern aufpeppen», sagt Ludger Küper vom Paint Quality Institut in Frankfurt/Main. Dafür gibt es verschiedene Methoden wie Folien-, Schwamm-, Wickel- oder Schablonentechnik. Soll ein Möbel mit Kunststofffurnier auf diese Weise neu gestaltet werden, muss nach dem Anschleifen der Oberfläche zusätzlich eine transparente Acryl-Grundierung aufgetragen werden. Dann wird Dispersionsfarbe und abschließend eine Wandlasur aufgetragen. Detaillierte Anleitungen dazu gibt es unter www.farbqualitaet.de.
Ein neues Äußeres für Möbel lässt sich auch ohne Neuanstrich mit einer flexiblen Laminatoberfläche, so genanntem Elesgoflex-Laminat, aufkleben. «Sie kann auf neu gebaute Möbel und alte, glatte Oberflächen angebracht werden», erklärt Giuseppina Krone vom Hersteller HDM in Moers. Die Laminatoberfläche wird im so genannten Elektronenstrahl-Verfahren hergestellt. Das macht sie besonders robust und widerstandsfähig. Die Rückseite ist mit einem stark haftenden Kleber versehen.
Das Aufbringen der flexiblen Laminatoberfläche sei «kinderleicht», versichert Krone. Zuerst müssen Schmutz und Staub von der zu beklebenden Fläche entfernt werden. Zudem sollte sie trocken sein. Mit einem scharfen Messer, Bandmaß, Metalllineal und Andruckrolle ist die Arbeit dann schnell erledigt. Zum Schluss hilft ein Schleifklotz, exakte Ecken und Kanten zu bekommen.
Manch leidenschaftlicher Heimwerker gerät in Versuchung, sogar wertvolle Antiquitäten selber aufarbeiten zu wollen. Doch Harald Milles, Fachbuchautor und Diplom-Restaurator aus Berg (Bayern), rät zu Zurückhaltung: «Möbel aus dem frühen Biedermeier und aus dem Barock sollten grundsätzlich nur von einem anerkannten Restaurator aufgearbeitet werden.» Sonst bestehe die Gefahr, dass das Stück beschädigt und sein Wert gemindert wird.
Besonderes Vorwissen benötigt der Heimwerker laut Milles auch bei nicht so wertvollen industriell hergestellten Möbelstücken, die bis in die fünfziger Jahre mit Materialien wie Schellack oder Knochenleim hergestellt wurden. Diese Materialien vertragen sich nicht mit heute verwendeten Produkten. Spezialwissen über das Restaurieren solcher Möbel werde unter anderem in Heimwerkerkursen vermittelt.