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Anleitung zum Auswandern Anleitung zum Auswandern: Touristen und Investoren haben es leichter

Von Bernd Kubisch 21.01.2003, 11:26

Santo Domingo/dpa. - In die Karibik auszuwandern ist nicht unbedingt einfach, denn auch um die tropischen Inseln machen die weltweite Krisen keinen Bogen: Weil die Touristenzahlen sinken, gibt es in etlichen Karibikstaaten mehr Arbeitslose als früher. Der Kampf um Jobs wird härter und der «Konkurrent» aus dem Ausland misstrauisch beäugt. Die Einwanderungsbedingungen sind je nach Land verschieden, aber generell kein Honigschlecken. Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis hängen sehr von Beruf und finanziellen Sicherheiten des Einzelnen ab.

Touristen und Rentner, die Geld ausgeben, sind willkommen, ebenso Investoren, die Unternehmen aufbauen und Arbeitsplätze schaffen. Als gut gelten auch die beruflichen Chancen für Konstrukteure, Mediziner, Zahnärzte, Computer- und Elektronikspezialisten.

Allein in der Dominikanischen Republik leben gut 20 000 Zuwanderer aus Alemania - Schätzungen zufolge sind das weit über die Hälfte aller Karibik-Deutschen. Etliche von ihnen haben sich eine «Goldene Nase» verdient. Mancher kommt mit einer Würstchen- oder Bierbude über die Runden, viele sind aber auch illegal hier. Andere haben nicht einmal mehr Geld für den Heimflug und wenden sich dann Hilfe suchend an die Deutsche Botschaft in Santo Domingo, wie dort bestätigt wird. Aber auch die verschenkt keine Tickets.

Gerade Rentner und Pensionäre, die sich ihr Geld aus Deutschland überweisen lassen, freuen sich über Sonne, Sand, preiswerte Einkäufe und günstige Immobilien. Wer 1000 Euro im Monat zur Verfügung hat, kann hier leben, ohne dabei jedoch große Sprünge machen zu können.

«Eine schnelle Daueraufenthaltsgenehmigung ist innerhalb von 45 Tagen möglich für den, der bei der Banco Central mindestens 200 000 US-Dollar als Investition deponiert», sagt Thomas Kirbach, Geschäftsführer der Deutsch-Dominikanischen Wirtschaft- und Tourismus-Kammer in Santo Domingo. Von jedem, der im Land bleiben und sich mit der «Permiso de residencia» - der Aufenthaltserlaubnis - Zeit lassen will, «wird generell eine gewisse Solvenz verlangt.»

Die «Residencia» kann auch durch Bürgen und andere Sicherheiten erlangt werden. Hinzu kommen etwa 1700 US-Dollar (rund 1612 Euro) für einen guten Anwalt. Mit der «Residencia» gibt es automatisch und kostenlos auch die Cedula, den Ausweis. Die Steuer- und Abgabenlast ist in der «Dom Rep» wie auf den meisten Inseln etwas niedriger als in Deutschland. «Machen Sie einen längeren Probeurlaub oder mehrere. Lernen Sie die Sprache und Mentalität des Landes und erkunden sie die Marktsituation in ihrem Metier», rät Gerhard Ehlert aus Schleswig-Holstein, der seit 30 Jahren in Santo Domingo lebt.

Auch Jamaika steht bei manchen, die genug von Kälte, Steuerlast und Jobrisiken in Deutschland haben, oben auf der Wunschliste. Doch auf dem «Island in the sun», das Harry Belafonte vor Jahrzehnten besang, ist die Kriminalitätsrate hoch, nicht in Touristenregionen, aber zumindest in der und um die Hauptstadt Kingston.

Wer in «Steuerparadiesen» wie den britischen Inseln Anguilla, Bermuda, Cayman Islands oder Turks and Caicos lebt, braucht von seinem Einkommen nichts an die Eiland-Behörden abzweigen. Andere Abgaben und hohe Preise drücken dafür gewaltig: Wer hier für umgerechnet 50 Euro einkauft, hätte in Deutschland das Doppelte im Warenkorb. Die Einfuhrzölle - auch für Autos - sind deutlich höher.

Susi Geyer, 40-jährige Sportlehrerin aus Köln, lebt seit zehn Jahren in Sandy Ground in Anguilla am Meer und freut sich über Sonne, warmes Wasser und freundliche Menschen. Sie hat ein Fitness-Studio und ist «Personal Trainer» für Hotelgäste. «Aber für die Verwirklichung meiner Träume muss ich hart arbeiten und viele bürokratische Hürden überwinden», sagt sie. Sie zahlt jährlich 1800 US-Dollar (rund 1707 Euro) für die Arbeitserlaubnis. Will sie zusätzlich Schwimmunterricht oder therapeutische Massagen geben, muss sie weitere Genehmigungen bei der Behörde beantragen.

«Schuster bleib bei deinen Leisten», raten Wirtschaftsorganisationen und Botschaften in der Karibik. Für gefragte Fachleute mit genug Eigenkapital - so auch in Hotelbranche und Gastronomie - gibt es durchaus Chancen. Das heißt aber auch: Ein gelernter Maurer, der mit nur 10 000 Euro in die Karibik kommt und ein Restaurant aufmachen will, hat schlechte Karten. Bei Verträgen ist ein versierter Anwalt ein Muss. Dass ein Ausländer von einem Insulaner über den Tisch gezogen wird, ist keine Seltenheit.

Ein «Heimspiel» haben die Deutschen bei den Regularien auf Frankreichs Inseln, dem einzigen EU-Gebiet in der Karibik: In Guadeloupe, Martinique und im französischen Teil von St. Martin leben dennoch wenige Deutschstämmige. Als Rentner-Domizil sind die Preise zu hoch. Und wer beruflich voran kommen will, muss gut französisch sprechen und sich gegen viele Auswanderer vom «Mutterland» behaupten.

Sehr schwierig ist die Einwanderung in das Reich von Fidel Castro. Eine Heirat öffnet auf vielen Karibikinseln große Tore. In Kuba machen sich die Türen aber nur einen Spalt auf: Der Partner aus dem Ausland wird in der Regel weiter kräftig zur Kasse gebeten.