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Alter Alter: Mit «New Generation» fit bleiben

Von Bettina Greve 12.08.2005, 10:52

Hamburg/dpa. - Wenn die Kinder aus dem Haus sind oder der erste Rentenbescheid im Briefkasten liegt, kommt die große Freiheit - oder etwa nicht? «Für die weitaus meisten Menschen ist das nicht so», sagt der Hamburger Musik-Professor Hermann Rauhe (75).

«Viele fühlen sich isoliert, abgeschoben und fallen in ein tiefes, schwarzes Loch.» Schon lange bevor Frank Schirrmacher mit seinem Bestseller «Das Methusalem-Komplott» auf die anwachsende Überalterung der Gesellschaft aufmerksam machte, gründete Rauhe den gemeinnützigen Verein «New Generation», der über 50-Jährigen bei ihrer Suche nach einer sinnerfüllten Lebensgestaltung unterstützt. Nun feiert der Verein sein zehnjähriges Bestehen.

Als er sich im Spätsommer 1995 auf dem Weg zur ersten Veranstaltung von «New Generation» machte, fürchtete Rauhe, in eine Demonstration geraten zu sein. Dabei wollten all die Menschen nur seinen Vortrag zum Thema «Fit und gesund durch Musik und Bewegung» hören. «Wir hatten mit vielleicht 50 Zuhörern gerechnet, aber es kamen an die 500», erinnert sich Rauhe. «Der Zulauf war von Anfang an sensationell und zeigt, wie groß der Bedarf war und ist», zieht er zum Jubiläum Zwischenbilanz. Zu den prominenten Ehrenmitgliedern des Vereins zählen Heidi Kabel und Loki Schmidt, Uwe Seeler, Rolf Seelmann-Eggebert und Walter Jens.

Es hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen, was der Musikforscher und seine tatkräftigen Mitstreiter wie etwa Michel- Pastor Helge Adolphsen auf die Beine stellen wollten: Aus einem Praxisprojekt an der Hamburger Musikhochschule, deren Ehrenpräsident Rauhe heute ist, sollte eine gemeinnützige Einrichtung für Menschen werden, die sich langsam auf die so genannte «dritte Lebensphase» vorbereiten wollen. Schon bald gehörten 2 500 Aktive dem Verein an, überwiegend Frauen und in der Mehrzahl Alleinstehende. Daran hat sich bis heute wenig geändert.

«New Generation» arbeitet mit anderen gemeinnützigen Einrichtungen zusammen und bietet Vortragsreihen, Ausflüge, Fitness- und Computerkurse sowie Kultur- und Gesundheitsreisen an. Vor allem sorgt der Verein aber dafür, dass Gleichgesinnte zueinander kommen und sich regelmäßig treffen können. Es gibt Philosophie- und Literaturkreise, eine Schreibwerkstatt, einen Aktienstammtisch und eine Segler- und Wandergruppe.

Knapp 40 Prozent aller Deutschen sind heute schon über 50 Jahre - fühlen sich deshalb aber noch lange nicht zum «alten Eisen» gehörend. Dennoch könne man gar nicht früh genug damit anfangen, sich aktiv auf die immer länger werdende «dritte Lebensphase» vorzubereiten, rät der Hamburger Professor. «Ich weiß aus leidvoller eigener Erfahrung mit meinen Eltern und Schwiegereltern, unter welch erbärmlichen Umständen viele Ältere ihr Leben fristen», erzählt er. Dagegen habe er etwas tun wollen. Er empfiehlt sein persönliches Lebensmotto zur Nachahmung: Sei nicht Konsument, sondern Produzent deines Lebens.