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100 Jahre Teddys von Steiff 100 Jahre Teddys von Steiff: Spielzeug und «liebenswerte Geldanlage»

07.11.2001, 11:11
Steiff-Teddy
Steiff-Teddy dpa

Giengen/dpa. - Akkurat sind die herausragenden Teddy-Bären ausder fast 100 Jahre langen Geschichte des beliebten Steiff-Spielzeugsaufgereiht. Doch ein Bär fehlt: «Der erste Teddy aus dem Jahr 1902wurde 3000 Mal verkauft. Leider wissen wir nicht, ob es ihn heutenoch irgendwo auf der Welt gibt», sagt Steiff-Firmensprecherin GabySchöning. Sollte einer der Teddys mit dem Namen Bärle 55 PB - 55Zentimeter groß, aus Plüsch, beweglich - noch existieren, er wäreein Vermögen wert. Sein Nachfolger von 1904 wurde im Sommer 2000 für250 000 Mark (127 800 Euro) versteigert. Und das ganz ohne Jubiläum.

Die Plüschtiere mit dem Knopf im Ohr sind knapp 100 Jahre nachdem ersten Teddy-Entwurf der Margarete Steiff GmbH in Giengenbeliebter denn je. Das baden-württembergische Unternehmen verkaufteallein im vergangenen Jahr rund 1,5 Millionen Stofftiere. JedesDritte war ein Teddy. Dabei erzielte die Firma mit gut 1000Mitarbeitern einen Umsatz von 118,5 Millionen Mark. Und im laufendenJahr gingen bis Ende Oktober schon so viele Aufträge wie im gesamtenVorjahr ein. In dieser Woche beginnen in der Stadt an der Brenz dieVorbereitungen auf Teddys 100. Geburtstag.

Als Margarete Steiff dort 1877 mit ihrer Schwester Pauline einFilzkonfektionsgeschäft gründete, konnte sie nicht ahnen, dass sieeines Tages die Kinderzimmer der Welt verändern würde. «Damals gabes zwar schon Puppen, aber die waren aus Porzellan und nicht zumSpielen», berichtet Schöning. Das erste weiche Spielzeug sei 1880ganz zufällig entstanden: «Margarete schenkte ihrer Schwägerin zuWeihnachten einen Stoff-Elefanten als Nadelkissen. Weil das Kissenso viel weicher war als das damals übliche Spielzeug, nahmen dieKinder der Schwägerin den Elefanten weg, um mit ihm zu spielen.» DasNadelkissen ging in die Produktion, innerhalb eines Jahres wurden596 Stoff-Elefanten auf dem Giengener Wochenmarkt verkauft.

Daraufhin stellte Margarete Steiff ihr Sortiment um. Im erstenFirmen-Katalog aus dem Jahr 1892 sind Schöning zufolge 90 Prozentaller Produkte Spielwaren gewesen, vor allem Puppen aus Filz oderSamt. Von 1898 an habe es bei Steiff dann Spielzeug-Bären gegeben.Allerdings standen sie entweder auf Rädern oder es waren Steh-Auf-Männchen. «Margaretes Neffe Richard hatte die Idee, die Figur desBären mit der Beweglichkeit der Puppe zu kombinieren. So entstand1902 gegen den Willen Margaretes der weltweit erste Teddy-Bär»,erzählt Schöning.

Wurden vom Bärle PB 55 noch 3000 Stück verkauft, fand seinleichterer, weicherer und kleinerer Nachfolger im Jahre 1904 schon12 000 Abnehmer, vor allem in Deutschland und den USA. DieStofftiere wurden schnell beliebt: «1907 produzierten wir mit 2000Mitarbeitern die revolutionäre Stückzahl von 974 000 Bären», sagtSchöning. Damals war der Begriff Teddy-Bär allerdings noch nichtgeläufig. «Der Name geht auf den damaligen US-Präsidenten TheodorRoosevelt zurück. Der hatte sich bei einer Jagd geweigert, einenangebundenen Bären zu erlegen. Darauf hin wurde er in einerKarikatur der Zeitung «Washington Post» als Bärenfreund TeddyRoosevelt bezeichnet.» Steiff übernahm den Namen 1908 für seineBären.

Heute wird nach den Worten Schönings nur jeder zweite Steiff-Teddy an Kinder verkauft. In Japan oder den USA seien die Steiff-Kunden fast ausschließlich Erwachsene. Die prominentesten Sammlerwerden im Jubiläumskatalog vorgestellt, der im neuen Jahr erscheint.So etwa DaimlerChrysler-Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert. Er gibtan, aus Nostalgie zu sammeln, weil ihm die Stofftiere während derBombenangriffe im Zweiten Weltkrieg geholfen hätten.Bundesbankdirektor Thomas Lo sammelt die Teddys hingegen als«liebenswerte Geldanlage», weil die Preise von Steiff-Tieren schnellsteigen: «Derartige Gewinnsprünge findet man selbst aufFinanzmärkten nur selten.»