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Zwei Getriebene Zwei Getriebene: Christian "Sorje" Sorge und Ivo Pötzsch starten neues Projekt

Von Mike Händler 24.03.2018, 10:00
Zwei musikalische Alpha-Tiere: Ivo Pötzsch (links) und Christian „Sorje“ Sorge bei einem Auftritt in Halle
Zwei musikalische Alpha-Tiere: Ivo Pötzsch (links) und Christian „Sorje“ Sorge bei einem Auftritt in Halle peru john

Halle (Saale) - „The Beatles“ und „The Rolling Stones“ haben die halleschen Musikern Christian „Sorje“ Sorge und Ivo Pötzsch am meisten geprägt. Das sind die Helden, die sie immer angetrieben haben in ihren Musiker-Karrieren. Aktuell arbeiten der 51-jährige Pötzsch und der 53-jährige Sorge an einem Projekt, das den Namen „Sorje meets Ivo“ trägt.

Beide kennen sich seit Langem und gehören zu der Rolling-Stones-Coverband „Nervous Breakdown“. Seit Beginn des Jahres erscheint jeden Monat ein Song, insgesamt 13 Stücke werden dann als „Sammelalbum“ im Dezember erscheinen. Federführend sind Christian Sorges Ideensammlungen, die bis in das Jahr 1998 zurückreichen. „Es handelt sich um Momentaufnahmen eines Getriebenen“, sagt er.

Getrieben von Stimmen und Klängen sind der Hallenser Pötzsch und der Wahl-Berliner Sorge schon von Kindheit an. Bekanntheit erlangten sie als Sänger und Gitarrist der Formation „Nervous Breakdown“, die bereits seit Anfang der 1990er Jahre existiert. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Schon zu DDR-Zeiten waren sie als Profimusiker erfolgreich unterwegs.

Christian Sorges Gitarren-Leidenschaft begann kurz vor seinem 13. Geburtstag

Ivo Pötzsch begann mit 13 Jahren eine Gesangsausbildung am Georg-Friedrich-Händel-Konservatorium, die später in ein Studium mündete. „Vorgesehen war ich anfangs als Counter-Tenor, später kam moderner Gesang dazu.“ Zu welchen Höhen Pötzschs Stimme fähig ist, belegt wohl sein Warmsingen mit Kate-Bush-Stücken. Auch Gitarren-Virtuose Sorge machte eine Gesangsausbildung am halleschen Konservatorium. Dass die Lehrerin manchmal das Gesicht verzog bei seinen Tonleiter-Versuchen, bringt ihn heute zum Lachen: „Der Abschluss war Voraussetzung, um eine Spielerlaubnis als Berufsmusiker zu bekommen. So war das System in der DDR.“

Christian Sorges Gitarren-Leidenschaft begann kurz vor seinem 13. Geburtstag. Sein bis heute favorisiertes Genre Blues gab ihm sein erster Lehrmeister mit auf den Weg. Danach setzte er das Studium des Instruments autodidaktisch fort. Wichtiger als Theorie und Noten waren ihm aber Auftritte. „Als ich die ersten Töne spielen konnte, war mein erster Gedanke: Wo ist die nächste Bühne, auf der ich spielen kann“, betont Christian Sorge.

Der Sänger und der Gitarrist begegneten sich 1984 erstmals in der halleschen Szene. Zusammen Musik machen sollten sie allerdings erst einige Jahre später. Und Sorge gesteht: „Als junger Kerl war ich schon etwas arrogant unterwegs - aber als Wettkampf empfinde ich Musik trotzdem bis heute nicht.“ Aber beide seien eben Alpha-Tiere, was Ivo Pötzsch ergänzt: „Andere sagen auch Diven dazu.“

Sorge: „Zwei Mal wollte die Stasi mich anwerben“

Die musikalischen Interessen waren anfangs unterschiedlich: Sorge lebte den anarchischen Punk seiner Idole „Ramones“ in seiner Band „Blamage“ aus - Pötzsch hingegen den filigranen Funk von „Prince“ in der Formation „The Next“. Da beide Musiker mit der DDR-Underground-Szene in Kontakt standen, folgten mehrere Verhöre bei der Staatssicherheit.

„Zwei Mal wollte die Stasi mich anwerben - natürlich habe ich Nein gesagt“, erzählt Sorge. „Später haben wir herausgefunden, dass einige Leute in unserem Umfeld für die Stasi gearbeitet haben.“

Der Zusammenbruch der DDR bedeutete eine Zäsur im Leben beider Musiker. Was anfangen mit der gewonnenen Freiheit? „Die DDR hatte einen Schutzmantel um die Musiker gelegt. Wir waren uns unserer Privilegien durchaus bewusst“, sagt Pötzsch. Sorge ergänzt: „Wir kannten jeden Saal und jeden Klub im Osten - allerdings kam auch nichts Neues. Nur wenige Bands durften im Westen auftreten. Das wäre einfach immer so weiter gegangen.“

Was beide verloren, war die Sicherheit ihres Berufsstandes in der DDR. In der freien Marktwirtschaft waren Erfolg und ein geregeltes Einkommen an viele Dinge geknüpft – gesicherte Aufträge gab es nicht. „Nun war es plötzlich Luxus, mit Musik Geld zu verdienen“, sagt Pötzsch.

Mehr zum Projekt „Sorje meets Ivo:soundcloud.com/sorjemeetsivo

(mz)