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Zum Tod von Lemmy Kilmister von Motörhead Zum Tod von Lemmy Kilmister von Motörhead: Der weltgrößte Rock'n'Roll-Wüstling tritt ab

Von Thorsten Keller 29.12.2015, 12:25
Lemmy Kilmister auf dem Glastonbury-Festival
Lemmy Kilmister auf dem Glastonbury-Festival AP Lizenz

Köln - Der Gründungsmythos von Motörhead klingt wie ausgedacht, entspricht aber der Wahrheit: Zwischen 1971 und 1975 spielte Ian Fraser Kilmister, den alle Welt Lemmy nannte, Bass bei der britischen Band Hawkind. Er verlor diesen Job aber, nachdem er während einer USA-Tour wegen Drogenbesitzes festgenommen worden war. Also gründete er nach dem Rauswurf eine eigene Gruppe mit zweideutigem Namen und spendierte ihm öben drauf ein falsches "ö: Motorhead ohne Umlaut bezeichnet im Englischen einen Freund schnellen Fahrens und/oder synthetischer Drogen. Das Leben auf der Überholspur kultivierte Lenny seither wie kein Zweiter, auch wenn er zwischenzeitlich dem Lieblingsdrink Jack&Coke zugunsten von Wodka-Orange abgeschworen hatte, seiner Diabetes wegen.

Motörhead begannen 1977 (das Jahr, in dem die Sex Pistols der Queen und dem Vereinigten Königreich die falsche „No Future“-Diagnose stellten) in der klassischen Trio-Besetzung mit Lemmy, Gitarrist Fast Eddie Clarke und Drummer Phil „The Animal“ Taylor. Sie bügelten mit höllischer Lautstärke über alle Genre-Grenzen hinweg - schwer zu sagen, ob das noch Rock’n’Roll oder Blues oder schon Punk war. Motörhead waren jedenfalls die Band, auf die sich die Anhänger aller drei Stilrichtungen verständigen konnten.

Ein komplizierter Geschäftspartner

Ihr größter Single-Hit "The Ace of Spades" erschien 1980, ein Jahr danach das Live-Album "No Sleep 'til Hammersmith". Für Generationen von nachgeborenen Heavy-Metal-Bands war diese Aufnahme ein Erweckungserlebnis. Seit Mitte der 1980er-Jahre drehte sich das Personalkarussell in der Band schneller und schneller, während die musikalische Relevanz der Band allmählich gegen Null tendierte. Gitarristen und Schlagzeuger gingen und kamen, nur Lemmy, der inzwischen in Los Angeles residierte und in seiner Freizeit Memorabilia aus der Nazi-Zeit sammelte, pflegte sein Image als weltgrößter Rock'n'Roll-Wüstling. Dass die Band die Plattenfirmen wechselte wie andere Leute die Oberhemden (16 verschiedene Labels für 23 Studioalben), spricht dafür, dass Lemmy in Geschäftsdingen kein unkomplizierter Zeitgenosse war.

Auf Tournee gingen Motörhead bis zuletzt, die Show in der Berliner Schmeling-Halle am 11. Dezember wird nun als finaler Auftritt der Band in die Annalen eingehen. Am 26. Dezember, zwei Tage nach seinem 70. Geburtstag, wurde bei Lemmy eine unheilbare Krankheit diagnostiziert, am Montagabend verlor er den „kurzen Kampf mit einem äußerst aggressiven Krebs“, wie die Band auf ihrer Facebook-Seite mitteilte. Motörhead bitten in der Todesmitteilung darum, zum Andenken Lemmys Musik zu spielen – selbstverständlich LAUT. Die Erklärung schließt mit einem Appell, der sicher im Sinne von Ian Fraser Kilmister gewesen wäre: Hava a drink or few!