1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Zum Tod von Benno Besson: Zum Tod von Benno Besson: Schweizer Übervater des DDR-Theaters

Zum Tod von Benno Besson Zum Tod von Benno Besson: Schweizer Übervater des DDR-Theaters

23.02.2006, 16:59

Berlin/MZ/ahi. - Zum 100. Geburtstag seines großen Lehrers hatte Benno Besson 1998 noch einmal die ganze Familie versammelt und am Ausgangspunkt seiner Karriere - in Zürich - zum sechsten Mal "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" inszeniert: Tochter Katharina Thalbach spielte die Hauptrolle, die Söhne Pierre und Philippe Besson gehörten ebenso zum Ensemble wie die Enkelin Anna Thalbach. Im 50. Todesjahr des Meisters wird es ein solches Schauspielerfest nicht wieder geben können: Am Donnerstag ist Benno Besson, den man wegen seiner Affinität zu Bert Brecht "den kleinen B. B." nannte, in Berlin gestorben. Dass Frank Castorf, sein Nachfolger im Intendanten-Amt der Volksbühne, am selben Tag Brechts "Im Dickicht der Städte" zur Premiere brachte, wirkt wie ein Epitaph.

Prägender Einfluss

Denn für Brecht-Inszenierungen jenseits der Heiligenverehrung war lange der 1922 geborene Schweizer Besson zuständig. Nachdem er 1949 an das Berliner Ensemble gekommen war, entwickelte er sich zu einem jener Künstler, die nach dem Tod des Übervaters die DDR-Theaterlandschaft prägten - am Deutschen Theater und an der Volksbühne Berlin, aber auch als Botschafter seiner Wahlheimat in der Bundesrepublik, Österreich, der Schweiz und Frankreich. Dass er thematisch keineswegs auf Brecht beschränkt blieb, zeigten legendäre Inszenierungen wie "Hase Hase" und vor allem "Der Drache". Der Dramatiker Peter Hacks bevorzugte Besson als Uraufführungs-Regisseur - was der ihm mit wunderbaren Lesarten von "Der Frieden", "Die schöne Helena" und "Moritz Tassow" dankte.

Dass Benno Besson in der engen DDR für ein weltläufiges, lebens- und farbsattes Theater stand und vor allem an der Volksbühne in den 70er Jahren ein ästhetisches Schaufenster öffnete, haben ihm Generationen von Schauspielern und Regisseuren mit Liebe gedankt. Der Brecht-Zögling wurde selbst zum Lehrer, der dank gelehriger Schüler wie Helmut Straßburger beispielsweise das Anhaltische Theater Dessau auch nach der Wende prägte. Weiterleben wird Besson in seinen Kindern, die als Schauspieler und Regisseure erfolgreich sind.