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Wolfgang Lippert Wolfgang Lippert: Auf der Achterbahn

Von sophia caroline cosel 15.02.2012, 18:03

berlin/dpa. - Vom Automechaniker zum Showmaster und vom Vielverdiener zum Pleitier: Wolfgang Lippert kennt das Achterbahngefühl beruflich und privat.

Der Sänger, Entertainer und Moderator war in der DDR erfolgreich. Später schaffte er kurzzeitig mit "Wetten, dass..?" den Sprung ins gesamtdeutsche TV-Abendprogramm, gehört aber seit Jahren schon nicht mehr zu den fest gebuchten Gesichtern der großen Sender. Vor seinem 60. Geburtstag, den er am Donnerstag fern der Heimat feiert, sagt die Berliner Frohnatur: "Von einem Berg zum anderem muss man immer durchs Tal. Es fühlt sich aktuell nach aufwärts an."

Die Liebe zum Entertainment hat "Lippi" im Blut. Vater Lippert war Kapellmeister des "Walter Lippert Tanzorchesters". Sein jüngster Sohn Wolfgang absolvierte zwar nach der Schule eine Lehre als Kfz-Mechaniker und blieb auch kurz in diesem Beruf.

Doch dann schwenkte er ins Künstlerische um. Er arbeitete als Fotograf, ließ sich in Kameratechnik ausbilden und assistierte bei der DDR-Sendung "Außenseiter -Spitzenreiter". Dann studierte Lippert Gesang und Klavier.

Er zog mit einer Rockband durchs Land, komponierte selbst - und hatte vor 30 Jahren einen vom DDR-Erfolgskomponisten Arndt Bause geschriebenen Hit: "Erna kommt". Im Westen wurde dieser eingängige Song von Hugo Egon Balder gecovert. Multitalent Lippert sang aber auch Kinderlieder und Schlager und bekam schließlich 1984 seine erste eigene Samstagabendsendung im DDR- Fernsehen. Sie hieß "Meine erste Show".

Wie schon als Sänger trat der Vater einer Tochter auch als Moderator abwechselnd vor Erwachsenen und Kindern auf. Es folgten etwa die Kindersendung "He Du" und die Samstagabend-TV-Show "Glück muss man haben".

Auch im Hörfunk war der quirlige Unterhalter aktiv. Schon ein Jahr vor dem Mauerfall moderierte der Entertainer aus Ostberlin bei Radio Bremen. "Es war eine Mischung aus Gunst und Frechheit", sagt er auf die Frage, wie es dazu kam. Für Ärger habe er bei den DDR-Fernsehchefs auch mit einem "heimlichen" Besuch bei Frank Elstners ZDF-Sendung "Nase vorn" gesorgt. Nach dem Mauerfall stieg der Ost-Unterhalter schnell zum gesamtdeutschen Showmaster auf - als zwischenzeitlicher Nachfolger von Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?". Er erreichte bis zu 15 Millionen Zuschauer. Kritiker bemängelten jedoch seinen "brav-biederen Charme". Bei der folgenden "Goldmillion-Familienshow" wurde ihm zwar ein gelungener Einstand bescheinigt - aber es gab zu wenig Zuschauer.

Danach holte sich der DDR-Publikumsliebling im Fernsehen viele blaue Flecken und stieg einige Jahre ganz aus. Zur Jahrtausendwende verlor der Moderator bei Immobiliengeschäften sein Vermögen, musste Privatinsolvenz anmelden. Dann brachte ihn eine im Baumarkt geklaute Zange auf die Boulevard-Titelblätter - ein "dummes Versehen", wie er selbst sagte.

Unterdessen hat er sich wieder gefangen. Ruhm und Erfolg können einsam machen, sagte er. Wichtiger seien ihm Liebe, Freundschaft und Fairness.