Wissenschaft Wissenschaft: Universität Rostock ehrt Albert Einstein mit Gedenktafel

Rostock/dpa. - Der geniale Physiker Albert Einstein (1879- 1955)hat nur von einer einzigen deutschen Hochschule eine Ehrendoktorwürdeerhalten - und das ausgerechnet in Medizin. 85 Jahre später gedenktnun die Universität Rostock dieser Verleihung. Am Mittwoch soll andem Haus des Philosophen Moritz Schlick (1882-1936), bei dem Einsteinöfters gewohnt hatte, eine Gedenktafel enthüllt werden.
«Zum 500-jährigen Bestehen der Universität im Jahr 1919 konntendie einzelnen Fakultäten eine gewisse Anzahl zu ehrenderPersönlichkeiten nennen», erklärt Universitätssprecher Karl-HeinzKutz. «Einstein tauchte darauf jedoch zunächst nicht auf. Als dasMoritz Schlick erfuhr, setzte er sich für ihn ein, und so wurde erauf die einzige Liste gesetzt, auf der noch freie Plätze waren, dieder Medizin.»
Auf diese Weise wurde der spätere Physik-Nobelpreisträger am 12.November 1919 zum «Dr. med. h.c.». In der Urkunde heißt espathetisch: «Am Tage der Fünfhundertjahrfeier der Universität Rostockernennt die Medizinische Fakultät ... Herrn Professor Albert Einsteinin Anerkennung der gewaltigen Arbeit seines Geistes, durch die er dieBegriffe von Raum und Zeit, von Schwerkraft und Materie von Grund auserneuert hat, ehrenhalber zum Doktor der Medizin.» Neben Einsteinwurden 31 weitere Honoratioren gewürdigt, darunter sein Physiker-Kollege Max Planck. Einstein hat zudem mehrere Ehrendoktorwürdenausländischer Universitäten erhalten.
Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten hätte Einstein, der1933 in die USA ausgewandert war und 1934 ausgebürgert wurde, seineEhrendoktorwürde eigentlich verlieren müssen, denn allenAusgebürgerten wurden solche Ehrentitel aberkannt. «Im Februar 1938erreichte die Universitätsleitung eine entsprechende Liste des NS-Volksbildungsministeriums, auf der auch Einstein stand», erläutertKutz. «Aber entweder fand man ihn nicht, weil man ihn in der falschenFakultät suchte, oder es gab jemanden in der sonst als sehrlinientreu bekannten Universität, der genug Menschenverstand und Muthatte, die Liste zu ignorieren.»
Von Einsteins Aufenthalten in Rostock ist nicht viel überliefert.«Sicher ist nur, dass er öfter dort Station machte, wenn er vomOstseebad Warnemünde aus per Schiff zu seinem Kollegen Niels Bohrnach Kopenhagen fuhr, der 1922, ein Jahr nach Einstein, den Physik-Nobelpreis für seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der Atomphysikerhielt», sagt der Rostocker Diplom-Physiker und Philosoph OlafEngler. «Dabei übernachtete er stets bei Moritz Schlick, mit dem erseit 1915 einen regen Briefwechsel pflegte.»
Schlick war einer der ersten Philosophen, die sich mit denAuswirkungen von Einsteins Theorie, wonach Raum und Zeit keineunveränderlichen Größen sind, auf das Weltbild befassten. «Es istüberliefert, dass nach der Verleihung der Ehrendoktorwürde inSchlicks Wohnung gefeiert wurde, wobei Einstein auch zu seinerberühmten Geige griff», weiß Engel.
Im Albert-Einstein-Jahr 2005 wird sich in Deutschland und der Weltnoch vieles um den genialen Physiker drehen: Seine bahnbrechendeRelativitätstheorie besteht dann seit hundert Jahren, zudem wird sein50. Todestag begangen.