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Wien Wien: Vom Figarohaus zum herausgeputzten «Mozarthaus»

27.01.2006, 07:29
«Mozarthaus» Wien (Foto: dpa)
«Mozarthaus» Wien (Foto: dpa) APA

Wien/dpa. - Auf der Hintertreppe sind noch die Maler am Werk,während der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer das neue«Mozarthaus Vienna» besucht. In nur 14 Monaten wurde das historischeGebäude unweit des Stephansdomes vom baufälligen «Schandfleck» zur schicken Mozart-Erlebniswelt mit Museum und Veranstaltungsraum herausgeputzt. Musste man vor etwas mehr als einem Jahr bei derBesichtigung der einzigen erhaltenen Wiener Wohnung Wolfgang AmadeusMozarts noch befürchten, von herabfallenden Steinen und Putzgetroffen zu werden, so präsentiert sich das einstige Figarohausjetzt als touristisches Prunkstück.

Pünktlich zum 250. Geburtstag Mozarts (1756-1791) öffnet das neueInformations- und Veranstaltungszentrum in der Domgasse seine Türen.Auf drei Etagen führt eine permanente Ausstellung in die Lebensweltdes Komponisten ein und beleuchtet dabei vor allem die zehn WienerJahre von 1781 bis zu seinem Tod 1791. Die Etagenwohnung in demhistorischen Haus mit Stuckdecken, lichtem Innenhof und Kellergewölbediente dem unsteten Mieter fast drei Jahre, von 1784 bis 1787, alsUnterkunft.

Es war die längste Zeit, die Mozart in der Kaiserstadt an einerAdresse verbrachte: Wegen häufigen Geldmangels blieb der Künstlerimmer wieder Mieten schuldig und musste sich häufig schon nach kurzerZeit eine neue Bleibe suchen. Hier entstand unter anderem auch dieberühmte Oper «Die Hochzeit des Figaro». Die nahezu herrschaftlicheAdresse unweit des Domes verweist auf die finanziell wohl sorglosesteZeit in der Karriere des Komponisten.

Mozart wohnte hier mit seiner Frau Constanze, den beiden Söhnen,mit Hund, Vogel und Dienstboten. Die Gestalter der Ausstellung weisenexplizit darauf hin, dass ein Rekonstruktion der tatsächlichenWohnverhältnisse nicht möglich ist, da Beschreibungen fehlen. Sovermitteln Modelle und Figuren einen Eindruck von der möglichenEinrichtung der verwinkelt angelegten Räume und der Organisation destäglichen Lebens.

Auch in den Ausstellungs-Etagen wird auf vordergründigeAuthentizität verzichtet. Die Schau konzentriert sich auf wenigeausgewählte Stücke wie Porträts von Musikerkollegen, Kopien vonHandschriften und einigen Exponaten aus Mozarts Besitz. Projektionen,Filmausschnitte und Modelle ergänzen die historischen Hinweise aufassoziative Weise. Auch für Mozart wichtige Themen wie dasFreimaurertum werden dargestellt.

Das Obergeschoss zeichnet ein umfassendes Bild von Wien zur ZeitMozarts. Eine Zeittafel skizziert das politische, gesellschaftlicheund kulturell-geistige Weltgeschehen im ausgehenden 18. Jahrhundertund schildert die Situation in der Kaiserstadt. So verweisenzeitgenössische Darstellungen auf die französische Revolution oderauf die josefinischen Reformen. Porträts aus der Welt des Adelslassen jene Gesellschaftsschicht lebendig werden, von der Mozart alsKomponist und Musiker lebte und für die er seine Werke verfasste.Auch Themen wie das Freimaurertum werden beleuchtet.

Das zweite Stockwerk führt durch Mozarts musikalische Welt,gruppiert um wichtige Werke von «Le nozze di Figaro» bis zurZauberflöte und zum Requiem. Eine Reihe von Porträts undzeitgenössischen wie später entstandenen Mozart-Bildern deutetbereits die Entwicklung des Mythos Mozart an. Mit wenigen, sorgfältigausgewählten Objekten, Originalen und pointiert eingesetztenProjektionen vermittelt die Schau einen umfassenden Einblick in denAlltag des Komponisten.

Die Erweiterung der Gedenkstätte in der ehemaligen Mozartwohnungzum permanenten Museum und die Sanierung des historischen Gebäudeswurde in einer Public Private Partnership mit einem Gesamtbudget vonrund 8 Millionen Euro finanziert. Die Stadt Wien und das Wienmuseumals Hausherren erwarten rund 170 000 Besucher jährlich im Museum undim neuen Veranstaltungsraum im Kellergewölbe.