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West Side Story West Side Story: Die Mutter aller Musicals in Dresden

Von mathias schulze 14.07.2013, 17:35

dresden/MZ - Die West Side Story hat in den späten fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Amerika Premiere gefeiert. Mittlerweile ist die Verfilmung mit 10 Oscars ausgezeichnet, hat sich der Komponist Leonard Bernstein (1918-1990) ins musikalisch-kollektive Weltgedächtnis eingebrannt. Der Broadway-Klassiker gastiert nun in der Bearbeitung von Joey McKneely ab 17. Juli in der Semperoper Dresden.

Als der amerikanische Komponist und Dirigent Leonard Bernstein 1957 die „West Side Story“ ins Hollywood-Fahrwasser entließ, mutete es wie ein zu gewagtes Experiment an. Wo war das Happy-End? Wer wollte etwas mit Rassen- und Sozialkonflikten anfangen? Konnten die melodramatischen Szenen die Grenzen des bislang komödiantischen Genres unbehelligt erweitern?

Der Welterfolg des Musicals hat solcherlei Bedenken mittlerweile schon längst in die Pfütze der Bedeutungslosigkeit tröpfeln lassen. Bedurfte es damals des gesammelten Mutes das Buch von Arthur Laurents, die Liedtexte Stephen Sondheims, die Choreografie von Jerome Robbins und die Musik Bernsteins auf die Bretter zu schicken, verneigt sich der heutige Produzent Joey McKneely wie vor einem Heiligtum: „Oh, nein. Ich habe an der Choreografie nichts geändert. Vielleicht springen die Tänzer jetzt höher, vielleicht sind die Tritte dynamischer. Aber alles richtet sich am Original aus.“

Wenn halbstarke Amerikaner ihr Revier gegen eingewanderte Puerto-Ricaner verteidigen, inmitten von Straßenschlachten die Liebe stirbt, die Staatsgewalt zunehmend rassistisch wird, beide Gruppen ihr Testosteron zum gewaltbereiten Imponiergehabe aufblasen, verweist McKneely hingegen eindrücklich auf den ästhetischen Wert, stellt die Emotion in den Vordergrund: „Die West Side Story ist kein politisches Musical. Das tänzerische Niveau ist Weltklasse. Liebe, Angst, Freude, Hass, Verlust, Tod. Es ist ein Musical des menschlichen Herzens. Hier werden die Leute nicht nur unterhalten, hier werden sie an der Kehle gepackt.“ Trotz Popularität ist und bleibt die West Side Story ein Sammelbecken für alle Geschmäcker: Die Mutter der Musicals ist für alle da. Im Bereich des Künstlerischen kann man das getrost klassische Schönheit nennen.