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Wenzel will wach bleiben Wenzel will wach bleiben: Der Liedermacher und seine Band in Halles Moritzburg

Von Mathias Schulze 18.06.2018, 09:00
Wenzel (M.) und Band arbeiten in Halle.
Wenzel (M.) und Band arbeiten in Halle. © Sandra Buschow/sanstories.com

Halle (Saale) - Von den Bäumen fällt Schatten, gut 400 Gäste sind in den Hof der halleschen Moritzburg gekommen. Hannes Scheffler, Thommy Krawallo, Stefan Dohanetz und Manuel Abreu spielen Gitarren, Bass, Schlagzeug und Trompeten. Verzweiflung und Glück. „Der Abend liegt sanft vor den Füßen“, heißt es im Lied „Wenn nur diese Fratzen nicht wären“. Und der Programmtitel des Abends ist „Heimweh nach dem Mond“.

Im Zurückgezogenen, dort, wo Lebensgeister gereinigt erwachen, spielte der 62-jährige Hans-Eckardt Wenzel am Freitagabend ein ebenso zartes wie wildes Konzert. „Es geht vor allem um jenes Phänomen, das wir mit dem Wort Utopie zu umschreiben versuchen“, so Wenzel. Brauchen wir neue Utopien? Braucht Europa in Zeiten des Nationalismus ein neues Symbol?

Wenzel diagnostiziert sarkastisch, er singt ein Kinderlied zusammen mit seinem Sohn: „Stacheldraht, Elektrozaun / Etwas Sicheres gibt es kaum / Etwas Besseres hat die Welt / Doch wohl niemals hergestellt.“ Standortbestimmungen, Rausch- und Liebeslieder. Bei keinem anderen Singer-Songwriter deutschsprachiger Zunge liegen Tragik und Humor so dicht beieinander wie bei ihm. Wenzel sucht Hoffnungen. Die Kunst als Mittel, um standhaft zu bleiben.

Aus einem Spaziergang mit der Geliebten durch Barcelona, aus der Frage, wie viele Menschen heute im Mittelmeer ertrunken sind, wird das Liebeslied „Mach mich wach“: „Wir sind nicht frei / Wir halten uns, wir stehen in der Pflicht / Ich brauche dich, auch selbst, wenn du verzagst.“

Und es fallen Sätze, die fast kindisch anmuten - so weit hat sich manche Debatte von humanen Maßstäben entfernt: „Flüchtlingskrise? Wir haben keine Flüchtlingskrise, wir haben ein globales Missverhältnis von Arm und Reich.“ (mz)