War Varusschlacht ein politischer «Schwindel»?
Haltern/Rom/dpa. - Einem rund 1800 Jahre alten politischen «Schwindel» des römischen Historikers Publius Annius Florus tritt Halterns Museumschef Rudolf Aßkamp entgegen.
Hätte der antike Gelehrte recht, jährte sich am kommenden Sonntag der blutige Untergang der Varus-Truppen im Teutoburger Wald zum 2000. Mal. Die fast 20 000 Römer seien am 2. August des Jahres 9 n. Chr. von den Kriegern des Cheruskers Arminius niedergemacht worden, schrieb der römische Gelehrte mehrere Generationen nach der militärischen Katastrophe.
«Das Gemetzel soll drei bis vier Tage gedauert haben, was erste Zweifel an dem Datum aufkommen lässt», meinte am Dienstag der Leiter des LWL-Römermuseums in Haltern (Nordrhein-Westfalen). Auch in anderen Details weiche Florus deutlich von den Darstellungen anderer Chronisten ab. Sie berichten von Regen, Sturm und Kälte während der Schlacht, also von typischem Herbstwetter, das auf den Verlauf großen Einfluss genommen habe. Zudem hätten sich die Römer wohl kaum mitten im Sommer auf dem Weg ins Winterquartier befunden.
Geschichtsschreiber Florus sei es «weniger um das tatsächliche Datum der Varusschlacht gegangen als vielmehr darum, das Geschehen in Germanien mit einer der schlimmsten Katastrophen Roms in Verbindung zu bringen», erläuterte der Römer-Experte. Bei Cannae habe Hannibal nämlich den Römern am 2. August 216 v. Chr. eine vernichtende Niederlage zugefügt, nach der das Ende Roms besiegelt schien.
Der Untergang Roms sei auch nach der Varusschlacht nicht undenkbar gewesen. Um seinen Zeitgenossen Ausmaß und Dramatik der Ereignisse vor Augen zu führen, habe Florus die Niederlage in Germanien mit der von Cannae verknüpft und sie ebenfalls auf den 2. August datiert. Aßkamps Fazit: «Der wahre Zeitpunkt der Varusschlacht bleibt weiter im Dunkeln.»
Noch bis Oktober illustriert unter dem Titel «Imperium-Konflikt-Mythos» die größte je in Deutschland zu sehende Archäologie-Ausstellung das Geschehen rund um die historisch bedeutende Schlacht. Die dreiteilige Präsentation ist teils an Originalschauplätzen in Haltern, Kalkriese bei Osnabrück und in Detmold zu sehen.