Waldschlößchenbrücke in Dresden Waldschlößchenbrücke in Dresden: Die unendliche Geschichte nimmt ihren Lauf
Dresden/dpa. - Nachdem die Parlamentarier mehrheitlich für einen Bürgerentscheid zugunsten eines Tunnels anstelle der umstrittenen Brücke votierten, legte der amtierende Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) umgehend sein Veto ein. Die Stadtverwaltung hatte das beantragte Bürgerbegehren für unzulässig befunden. Damit hält die Patt-Situation an. Am Ende werden Richter über einen Fall entscheiden, der ureigene Stadtpolitik ist.
Zwar wähnen sich die Dresdner regelmäßig im Mittelpunkt des Universums, ihr Umgang mit einem solchen städtebaulichen Projekt gleicht indes eher den Schildbürger-Geschichten. «Für einen kurzen Moment schaut die Welt auf Dresden», beschwor Hochschullehrer Ralf Weber am Dienstag die Abgeordneten im Rathaus. Weber ist Mitinitiator des Bürgerbegehrens pro Tunnel und für ihn steht die Rolle Deutschlands als Kulturnation auf dem Spiel.
Tatsächlich besitzt der Konflikt eine nationale Dimension: Sollte die UNESCO wie angedroht im Juli Dresden als zweite Stätte in der Geschichte des UN-Denkmalschutzes streichen, käme Deutschland als Unterzeichner der Welterbekonvention in Verruf.
Politisch scheint die Waldschlößchenbrücke zu einem «Monument der Rechthaberei» zu verkommen. Während die Gegner unablässig die internationale Blamage einer Titel-Aberkennung beschwören, beharrt der Freistaat unter Verweis auf die erste Befragung der Bürgerschaft im Februar 2005 auf dem Brückenbau. Damals votierte eine Mehrheit für das 160 Millionen Euro-Projekt. Die «Tunnelfraktion»» hält dagegen, das seinerzeit das Welterbe nicht zur Debatte stand.
Mittlerweile spaltet Brücke, für die bereits seit November 2007 kräftig gebuddelt wird, nicht nur die Stadtpolitik. Der Riss zieht sich auch durch die sächsische Koalitions- und die Bundesregierung. Selbst aus Berlin fordert die SPD die sorgfältige Prüfung eines Tunnels als Alternative, während sich Kanzleramtsminister Thomas de Mazière (CDU) für den Brückenbau ausspricht. In diesem sieht das UNESCO-Welterbezentrum in Paris indes negative Auswirkungen auf die einzigartige Kulturlandschaft. Ein Tunnel, der die Landschaft weniger beeinträchtige, sei vorstellbar.
Für Pessimisten ist damit klar, dass die Hüter des Welterbes niemals eine Brücke akzeptieren werden. Optimisten sehen die der UNESCO vorgelegte veränderte Planung einer im Volumen reduzierten Konstruktion mit dem Welterbe vereinbar. Einige Brückengegner hoffen zudem nach wie vor auf die Kleine Hufeisennase. Die bedrohte Fledermausart soll das «Monstrum» im landschaftlich reizvollen Elbtal doch noch verhindern.
Entsprechende Klagen von Naturschutzverbänden gegen die Brücke werden am 19. Juni vor dem Verwaltungsgericht Dresden verhandelt. Nicht nur Grüne Liga, sondern auch Rechtsexperten gehen aber davon aus, dass erst das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig «der Provinz- Posse» ein Ende machen wird. Bis dahin wächst an der schönsten Stelle des Dresdner Elbufers der Beton aus dem Boden und bald die Stahlkonstruktion über den Fluss, egal, ob die Naturschutzverbände am Ende recht bekommen: «Dann müsste die Brücke wieder abgerissen werden», so ein Jurist.