Viel Applaus für «I hate Mozart» in Wien
Wien/dpa. - Der Librettist, der auch Regie führt, hat gemeinsam mit dem Komponisten ein pralles Stück Musiktheater voll funkelnder Ironie geschaffen, das sich mit viel musikalischer Fantasie und Spielfreude mit dem Genie Wolfgang Amadeus Mozart auseinander setzt - und dabei lustvoll mit der Gattung Oper spielt.
Das harmonisch zusammengesetzte Ensemble, unterstützt vom Klangforum Wien mit Dirigent Johannes Kalitzke, bringt das zweieinhalbstündige Werk mit großer Präzision und Spiellaune zum Leuchten. Das Auftragsstück des Wiener Mozartjahres wurde bei der Uraufführung im Theater an der Wien vom Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen.
Dirigent Adriano Morado (Florian Boesch) wird von einem Alptraum gequält: im Angesicht des Todes erkennt er, in seinem Leben niemanden so sehr Unrecht getan zu haben wie - Wolfgang Amadeus Mozart. Der Dirigent erwacht ins reale Leben, doch das Gespenst Mozart spukt weiter in seinem und den Köpfen aller, die an der Produktion einer neuen «Zauberflöte» zum Mozartjahr beteiligt sind. Schon beim Vorsingen scheitert der Tenor (Mathias Zachariassen) an dessen Anspruch - und an der mangelnden Bereitschaft der Opernleitung, «schon wieder Mozart» zu hören.
Die junge Sopranistin Simona Chodovska (Andrea Lauren Brown) jedoch betört das gleiche Gremium gerade mit ihrer Mozart-Arie. Ihr hat der Dirigent, seinerseits mit der kurzfristig erkrankten Diva Grace Moor (Dagmar Schellenberger) verheiratet, die Partie versprochen. Doch angesichts der Konkurrenz aus dem Osten gesundet die Diva überraschend schnell, und um des lieben Friedens willen setzt der Dirigent seine Angetraute für die Premiere ein.
Dazwischen liegen Zornesausbrüche bei Proben und Premierenjubel, öffentliche Auszeichnungen und Zusammenbrüche, Affären und Geständnisse, Klatsch und Tratsch in der Kantine und Eifersüchteleien zwischen allen Beteiligten. Kein Klischee wird ausgelassen bei diesem ironischen Blick hinter die Kulissen der Opernwelt, als einzige Konstante im eitel um sich selbst kreisenden Betrieb zeigt sich das Scheitern.
Komponist Lang findet zum kurzweiligen, turbulenten Libretto mit 21 rasch wechselnden Szenen eine überzeugende musikalische Linie. Der 49-jährige Oberösterreicher fügt in seiner Komposition Live-Elektronik ein, integriert zwei Turntable-Spieler ins Orchester und spielt mit Elementen aus Jazz, Klassik und Minimal Music. Kurz lässt er Mozart-Arien anklingen und zerlegt die Harmonien in kleinste Einheiten, die in Loops wiederholt werden. Ausstatter Renate Martin und Andreas Donhauser unterstreichen das Spiel mit Versatzstücken und Wiederholungen in ihrer Bühnengestaltung.
Zwar ist das Stück dezidiert in Wien angesiedelt und spielt auch deutlich auf die Verhältnisse der sich als «Welthauptstadt der Musik» inszenierenden Donaumetropole an: da herrscht knochigster Konservativismus und jegliche Regie-Idee wird per se abgelehnt. Dennoch bleibt das Stück nicht der Nabelschau verhaftet, die Seitenhiebe scheinen durchaus übertragbar. «I hate Mozart» ist als Auftragswerk des Wiener Mozartjahres in Koproduktion mit dem Festival Wien Modern und dem Theater an der Wien entstanden.