USA USA: Hollywood hatte schon einen schwarzen Präsidenten

San Francisco/dpa. - Nicht, dass es die fiktiven «First Black Presidents», die ersten schwarzen US-Präsidenten, leicht hatten.
Als Präsident Tom Beck musste es Morgan Freeman in demEndzeitthriller «Deep Impact - Der Einschlag» vor zehn Jahren mit einem riesigen Kometen aufnehmen, der auf die Erde zurast. Während Astronauten im All mit nuklearen Sprengsätzen hantieren, plagt sichder Präsident mit einer Massen-Evakuierung herum. Nicht ganzfreiwillig stolperte James Earl Jones 1972 in «The Man» ins OvalOffice. Der Plot des Dramas: Der Präsident stirbt, der Vizepräsidentfühlt sich zu alt, der Job geht an den Senatsvorsitzenden DouglasDilman, gespielt von Jones.
Mit Chris Rock geht es in der Politsatire «Head of State» (2003)etwas alberner zu, aber auch er hat seinen Sprung ins Weiße Haus demAbleben des Spitzenkandidat seiner Partei zu verdanken. Der kleineStadtpolitiker rückt nach und schließlich auf zum mächtigsten Mannder Welt. Die TV-Thriller-Serie «24» hat gleich zwei schwarzePräsidenten zu bieten. In der Rolle von David Palmer hielt esSchauspieler Dennis Haysbert über mehrere Staffeln hinweg als ersterschwarzer US-Präsident in einer Fernsehserie aus. Am Ende fiel dernoble Amtsinhaber einem Attentat zum Opfer. Bruder Wayne Palmer,gespielt von D. B. Woodside, trat die Nachfolge an, wegen seinerUngeduld und Unerfahrenheit allerdings mit weniger Erfolg.
Oscar-Preisträger Morgan Freeman (71) ist auf seinen Leinwand-Verdienst, als erster gewählter schwarzer Präsident ins Weiße Hauseinzuziehen, nicht gerade stolz. Unter dem Rassenaspekt wollte erseine Rolle nicht sehen. «Ich spiele nicht den ersten schwarzenPräsidenten. Ich spiele einen Präsidenten, der zufällig schwarz ist»,sagte er einmal in einem Interview. Bei den Zuschauern steht er alsPräsident Tom Beck jedenfalls hoch im Kurs. Bei einer kürzlichdurchgeführten Umfrage unter mehr als einer Million «Wählern»,erhielt Freeman bei der Frage «Welchen Film-Präsidenten sähen siegerne im Weißen Haus» immerhin 16 Prozent der Stimmen. Er sichertesich damit den zweiten Platz hinter Harrison Ford, der es alsheldenhafter Präsident James Marshall in Wolfgang PetersensEntführungs-Thriller ganz alleine mit den Gegnern aufnimmt.
Den dritten Platz schnappte sich Michael Douglas als verwitweterund einsamer Präsident Andrew Shepherd in «Hallo, Mr. President», dersich in eine freche Umweltschützerin (Annette Bening) verliebt.Roland Emmerich macht in seinem Science-Fiction-Spektakel«Independence Day» Bill Pullman zu dem unerschrockenen PräsidentenThomas J. Whitmore und sicherte ihm damit den vierten Platz in derZuschauergunst. Mit totaler Täuschung im Weißen Haus liegt Hollywoodauf Platz fünf genau richtig: In «Dave» spielt Kevin Kline einenMann, der den US-Präsidenten Bill Mitchell so gut imitiert, dass erdamit Geld verdienen kann. Als Mitchell im Bett der Geliebten totumkippt, übernimmt Dave die Amtsgeschäfte.
Der «Commander in Chief» spielte in Hollywood schon immer einegroße Rolle. Henry Fonda war gleich zweimal Präsident: 1939 in JohnFords Historienfilm «Der junge Mr. Lincoln» und 25 Jahre später inSidney Lumets Thriller «Angriffsziel Moskau». Häufig geht es im OvalOffice bissig zu, wie bei den Politsatiren «Dr. Seltsam oder Wie ichlernte, die Bombe zu lieben», mit Peter Sellars als Präsident, «Mitaller Macht - Primary Colors» oder «Wag the Dog».
Zu den langlebigen Präsidenten zählt Martin Sheen, der in der TV-Serie «West Wing» als Präsident Jed Bartlett von 1999 bis 2006amtierte. Umso kürzer war der Auftritt der ersten weiblichenMachthaberin in Washington. Schon nach einer Staffel wurde die Serie«Welcome Mrs. President» mit Geena Davis als Mackenzie Allen wiederabgesetzt.
Oliver Stone hat es geschafft, einen Film über einen US-Präsidenten zu drehen, so lange dieser noch im Amt ist. Sein Streifen«W» über George W. Bush, gespielt von Josh Brolin, ist Mitte Oktoberin den US-Kinos angelaufen. Richard Nixon lebt unter der Regie vonOscar-Preisträger Ron Howard wieder auf. «Frost/Nixon» dreht sich umdas legendäre Interview des Journalisten David Frost mit RichardNixon nach dessen Rücktritt wegen der Watergate-Affäre.
Wenn «Frost/Nixon» Anfang Februar in die deutschen Kinos kommt,könnte der erste schwarze US-Präsident im Weißen Haus bereits dasSagen haben. Fest steht jetzt schon, dass Morgan Freeman noch einmalals afroamerikanisches Staatsoberhaupt vor der Kamera stehen wird.Mit Regisseur Clint Eastwood will er Anfang 2009 das Leben vonSüdfrikas erstem schwarzen Präsidenten, Friedens-NobelpreisträgerNelson Mandela, verfilmen.