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Undine Gruenter tot Undine Gruenter tot: Autorin erlag langer schwerer Krankheit

07.10.2002, 15:00

Paris/dpa. - Die deutsche Schriftstellerin Undine Gruenter ist am vergangen Freitag nach einer längeren schweren Krankheit im Alter von 50 Jahren in Paris gestorben. Dies teilte am Montag der Hanser Verlag (München) mit. Die aus Köln stammende Schriftstellerin ist vor allem mit Büchern wie «Vertreibung aus dem Labyrinth», «Der Autor als Souffleur» und «Das gläserne Café» bekannt geworden. Im Jahr 2001 kam ihr jüngster Roman «Das Versteck des Minotaurus» auf den Markt, in dem sie einen labyrinthischen Wohnkomplex, eine Art Mikrokosmos im modernen Paris, beschreibt. Undine Gruenter lebte seit Ende der 80-er Jahre mit ihrem Mann Karl Heinz Bohrer, dem Herausgeber der Zeitschrift «Merkur», in Paris.

Paris, das die am 27. August 1952 geborene Autorin nach Studien in Heidelberg, Bonn und Wuppertal zu ihrer Wahlheimat erkoren hatte, stand oft im Mittelpunkt ihrer Werke. Der 1986 erschienene Roman «Ein Bild der Unruhe» handelt von sexuellen Exzessen zwischen Mann und Frau und spielt in einem winterlichen, nächtlichen, frostklirrenden Paris. Auch die Geschichten des Erzählbands «Nachtblind», in dem die Autorin die Liebe als Sehnsucht zum Thema macht, ereignen sich in der Seine-Metropole.

Die «Neue Zürcher Zeitung» pries Gruenters Werke als «Glücksfall für die deutsche Prosa» und gelungene Kombination aus «existenziellem Ernst und anarchistischer Heiterkeit». Die Welt der Undine Gruenter gleicht oft einem Labyrinth und scheint abwegig und aussichtslos. In «Vertreibung aus dem Labyrinth» beschreibt sie die komplexen Liebesbeziehungen zwischen dem Schriftsteller Boris und drei Frauen. In ihrem 1995 erschienenen Roman «Der Autor als Souffleur» arbeitet sie komplizierte, traumatische Kindheits- und Jugenderlebnisse auf.

Undine Gruenter, seit einigen Jahren auf den Rollstuhl angewiesen, lebte fern vom Getöse des Literaturbetriebs. Mitte der 90er Jahre startete sie mit Karl Heinz Bohrer, der in diesem Jahr das Werk «Ästhetische Negativität» veröffentlichte, noch einmal den Versuch, in das für beide heimatliche Rheinland überzusiedeln. Nach anderthalb Jahren zog es jedoch beide wieder nach Paris in die abgeschlossene Cité am Fuß des Montmartre zurück.