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Udo Lindenberg unterstützt den Nachwuchs

Von Dorit Koch 11.12.2007, 12:53

Hamburg/dpa. - In der Hamburger «Panik-Zentrale» von Rockmusiker Udo Lindenberg (61) herrscht Unruhe. Erst sorgt ein Klinikaufenthalt des Sängers für Schlagzeilen. «Alles unter Kontrolle, kein Grund zur Panik, nur ein kleiner Konditionstest», beruhigt er seine Fans.

Kurz danach die nächste Aufregung: Angeblich will der Musiker das «Atlantic»-Hotel an der Außenalster, in dem er seit Mitte der 90er Jahre lebt, verlassen. «Völliger Quatsch!», meint er. «Das "Atlantic" wird zwar umgebaut und eventuell muss ich mal für ein paar Nächte auf andere Hotels ausweichen, aber doch nicht für immer. Es bleibt mein Zuhause.» Außerdem habe er dort sein Mal-Atelier und sein Kino. «Überhaupt ist das ganze Hotel für mich wie eine Familie.»

Eigentlich treibt ihn derzeit ohnehin ein anderes Projekt um - «gegen Gesülze und seichtes Gesäusel in der Pop- und Rockmusik». Mit der Udo-Lindenberg-Stiftung möchte die Musikerlegende junge Texter und Musiker fördern. Lindenberg, der als Pionier der deutschsprachigen Rockmusik in den 70er Jahren seine Karriere startete, will seine Nachwuchskollegen ermuntern und ihnen Mut machen. «Wir suchen neue Wege gegen das Mitmarschieren in der Masse», erklärt er. «Wir brauchen provokante Texte, die sich nicht anpassen an den Superstar-Schrott. Keine Rücksichtnahme auf Format-Radios und uncouragierte Plattenfirmen.»

Bei dem erstmals gestarteten Band-Wettbewerb geht es um neue Text- und Gedichtvertonungen, inspiriert durch die Werke von Lindenberg selbst und vom Dichter Hermann Hesse (1877-1962). «Lindianische Panik und Steppenwölflinge vereint unter einem Hut», meint der Musiker, der seit seiner Jugend in Hesse einen «Inspirator und Impulsgeber» sieht. Mit der vor einem Jahr in Hesses Geburtsstadt Calw (Baden-Württemberg) gegründeten Stiftung hat Lindenberg den «Panikpreis» ausgeschrieben. Zunächst nur für Nachwuchsmusiker aus Baden-Württemberg gedacht, wurde der Wettbewerb jetzt für Bands aus ganz Deutschland geöffnet. «Es gab so viele Interessenten in allen Ecken der Republik, die wir nicht abweisen wollten», berichtet er.

Dem Sieger des Wettbewerbs, bei dem man sich bis zum 29. Februar 2008 im Internet bewerben kann (www.panikpreis.de), winken 3000 Euro und ein Auftritt beim Hesse-Festival «Calw rockt». Die zweite Band erhält unter anderem einen «Panik-Kursus» bei Udo in Hamburg mit Besuchen im Studio und in Musikclubs auf der Reeperbahn, die dritte ein Stipendium an der Mannheimer Pop-Akademie. Zudem unterstützt die Stiftung humanitäre Projekte in Afrika wie etwa ein Waisenhaus in Tansania.

Lindenberg selbst plant nun nach längerer Pause, in der er sich als Maler auf seine Ausstellungen mit Gemälden und mit Alkohol gemalten «Likörellen» konzentrierte, wieder eine große Panik-Show-Tournee. Zunächst will er sein Programm in Clubs vorstellen, dann folgen im Herbst die großen Hallen und Arenen. «Anfang des Jahres kommt mein neues Album heraus», kündigt der Musiker an. «Textideen, die ich beim Joggen durch die kilometerlangen Korridore des Hotels und auf den Strassen der Bunten Republik ebenso gesammelt habe wie beim Barkeeper James oder so manch schöner Geheimrats-Frau», sagt er.

Für die neuen Songs sind der Musiker und sein Panikorchester mit prominenten Kollegen ins Studio gezogen, darunter Helge Schneider, Silbermond und Jan Delay. Die letzten Aufnahmen sind gerade erst beendet, nun steigt selbst bei Altmeister Udo, der 1973 mit «Alles klar auf der Andrea Doria» seinen Durchbruch feierte und seitdem mehr als 600 Lieder geschrieben hat, die Spannung. Doch erst einmal will er das Jahr in Ruhe ausklingen lassen. «Wo genau, weiß keiner. Seine Freunde tippen auf die von Udo so geliebte Seefahrt», gibt er sich geheimnisvoll. «Meine letzte Weihnachtskarte jedenfalls habe ich aus Jamaika verschickt.»