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TV-Tipp Wer klopft denn da? Spechte auf Wohnungssuche

Spechte sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern ausgesprochen sozial eingestellt. Was genau sie alles drauf haben, zeigt eine sehenswerte Doku im Ersten.

Von Klaus Braeuer, dpa 18.06.2023, 11:13
„Zimmer frei? Die Baukunst der Spechte“ - ein Grünspecht vor der Bruthöhle.
„Zimmer frei? Die Baukunst der Spechte“ - ein Grünspecht vor der Bruthöhle. Uwe Müller/Capricornum Film/MDR/dpa

Berlin - Ob Bunt-, Grün- oder Schwarzspecht: Sie alle hämmern in unseren Wäldern viel mehr Höhlen ins Holz als sie selbst benötigen. Auch sonst sind sie recht besondere Vögel. Das zeigt die Doku „Zimmer frei? Die Baukunst der Spechte“ aus der Reihe „Erlebnis Erde“. Der Film ist am Montag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

„Wer klopft denn da?“ - so könnte mancher Spaziergänger erstaunt fragen und in die Baumkronen hinaufblicken. Mit etwas Glück und einem Fernglas ist dann schon mal einer dieser gefiederten Zimmerleute zu sehen - ein Specht nämlich. Der Vogel ist dann gerade auf der Suche nach Würmern oder zimmert eine kleine Höhle. Sollte sie ihm doch nicht zusagen, so überlässt er sie einem anderen Vogel wie Meise, Star oder Kauz, der es sich dann darin bequem machen kann.

Da Buntspechte eher durch ein jämmerliches Krächzen als durch trällernden Gesang aufzufallen vermögen, klopfen sie lieber auf Holz - und das über zehn Mal pro Sekunde (der Schwarzspecht schafft das etwa 40 Mal in zwei Sekunden). Das ist ebenso praktisch wie wirkungsvoll: Das Holz dürrer Baumkronen erzeugt eine ganz bestimmte Resonanz, die Weibchen herbeilockt. Die so geschaffenen Baumhöhlen sind trocken, warm und sicher - also in der Vogelwelt sehr begehrt. Weil das Gehirn der Spechte in einem Flüssigkeitsfilm gelagert ist, der die Schläge abfedert, bekommen sie vom vielen Klopfen keine Kopfschmerzen.

Verteidigen, Füttern und Saubermachen

Da im Frühjahr viele Baumlöcher bereits besetzt und die Spechtweibchen oft recht wählerisch sind, suchen die Männchen zuweilen nach Alternativen. Dabei kommen sogar weiche Neubaufassaden aus Styropor in die engere Wahl, zumal sie viel schneller beklopft werden können als harte Baumrinden. Selbst ins Loch gespritzter Bauschaum oder eine plumpe Vogelscheuche vermögen die Spechte nicht zu vertreiben. Doch wo immer das Nest schließlich gebaut wird, sind Nesträuber nicht weit - Eichhörnchen oder Waschbären holen sich kleine Küken. Sind die fünf bis sieben Jungvögel erstmal geschlüpft, heißt es für das Elternpaar: Verteidigen, Füttern und Saubermachen.

Für die Regie des Films zeichnet Uwe Müller (66, „Der kleine Held vom Hamsterfeld“) verantwortlich. Er setzt auf eine gute Mischung aus vielen Informationen und launigen Kommentaren (Sprecher: Hans Henrik Wöhler), was alles zusammen einen unterhaltsamen Film ergibt.

Entscheidend sind natürlich die faszinierenden Tag- und Nachtaufnahmen von Uwe Müller und seinem Kollegen Oliver Richter, die das teils beschwerliche Leben der Spechte über ein Jahr hinweg einfangen. Sie zeigen, wie sehr der Specht in der Stadt heimisch und zu einem wahren Überlebenskünstler geworden ist.