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TV-Tipp Tödliche Landluft: Ein Magdeburger „Polizeiruf 110“ von 2019

Eine kleine Zeitreise: Der letzte Fall von Claudia Michelsen und Matthias Matschke als TV-Kommissare läuft diesen Donnerstag im RBB Fernsehen.

Von Sabrina Gorges, dpa 18.10.2023, 10:07
Heike (Angela Scherz) und Brasch (Claudia Michelsen) in einer Szene des TV-Krimis von 2019 „Polizeiruf 110: Mörderische Dorfgemeinschaft“.
Heike (Angela Scherz) und Brasch (Claudia Michelsen) in einer Szene des TV-Krimis von 2019 „Polizeiruf 110: Mörderische Dorfgemeinschaft“. Stefan Erhard/filmpool fiction/MDR/dpa

Magdeburg - Ein Jäger (Ronald Zehrfeld) ist einem Wolf auf der Spur, aber entdeckt in einem Wald stattdessen ein Auto. Im Kofferraum klebt Blut, sehr viel Blut. Der Wagen gehört dem verschwundenen Jurij Rehberg, der in einem Dorf in der Nähe wohnt. Es ist sein Blut, aber wo ist die Leiche?

„Das war jetzt aber nicht der Wolf“, kommentiert Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) das trocken. Sie und Kollege Dirk Köhler (Matthias Matschke) nehmen die Bewohner des Dorfes ins Visier, wo der polizeibekannte, untreue Taugenichts zu Hause ist. Dort leben seine hochschwangere Verlobte (Katharina Heyer) und ihr despotischer Vater (Hans Uwe Bauer). Er hasst Rehberg. Ein zähes Unterfangen. „Alle reden viel, und keiner sagt was“, so Brasch.

Der RBB zeigt die Wiederholung des Magdeburger „Polizeiruf 110“-Krimis mit dem Titel „Mörderische Dorfgemeinschaft“ aus dem Jahr 2019 diesen Donnerstag um 22.15 Uhr. Eine kleine Zeitreise: Man sieht hier noch einmal den letzten Fall des Duos Michelsen und Matschke als „Polizeiruf“-Kommissare. Für Köhler und Brasch geht es raus aus Magdeburg, aufs Land. Regie führte damals Philipp Leinemann. Er bearbeitete auch das Drehbuch, das aus der Feder von Katrin Bühlig stammt. Hinter der Kamera war Jonas Schmager am Werk.

Einer für alle, alle für einen

Es ist ein Krimi, der kaum Krimi und zu großen Teilen schrulliges Dorfporträt ist. Nahezu alle Klischees werden bedient. Selbst der in diesem Zusammenhang oft bemühte Satz „Hier möchte man nicht tot überm Zaun hängen“ fällt. Köhler, der zum letzten Mal an der Seite von Brasch einen Mörder jagt, findet es „idyllisch.“ „Sie schauen nicht richtig hin“, entgegnet Brasch, während ihre Blicke über leere Straßen wandern, durch die kein Kinderlachen hallt.

Dass Rehbergs Mörder aus dieser „Idylle“ kommt, ist von Anfang an sowohl den Ermittlern als auch dem Zuschauer klar. Dafür spricht bereits der Titel. Wer hier jedoch was getan und gewusst hat, dafür braucht es 90 Minuten. Denn nicht nur Rehbergs schieß- und angelfreudiger Schwiegervater in spe, sondern auch ein Landwirt, ein Bäckerehepaar und ein Autowerkstattbesitzer verhalten sich höchst sonderbar. Alle kannten den Toten, der dem Krimifan durch sorgsam gesetzte, kurze Rückblenden vorgestellt wird. „Jurij bittet nicht, er fordert“, beschreibt ihn eine seiner Liebschaften, die ihm aber auch Charme attestiert. Im Dorf Fuß zu fassen, gelingt ihm nicht.

Eine Leiche will bis kurz vor Schluss nicht auftauchen, lediglich die Hand des Toten gelangt auf geheimen Wegen zur Polizei. „Keine Leiche, kein Mord. Kein Mord, kein Mörder“, heißt es in einer Vernehmung. Zum Showdown treffen sich alle - wie soll es anders sein - in der Dorfkneipe. Mit der inzwischen gefundenen Tatwaffe konfrontiert, lüften sie nach und nach die schwere Dorfgemeinschaftsdecke, unter der sie alle stecken. Einer für alle, alle für einen.