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Kritik zum "Tatort: Waldlust"  "Tatort: Waldlust" in der ARD: Ein Krimi braucht ein Drehbuch mit Dialogen

Von Anne Burgmer 04.03.2018, 22:04
Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) hat merkwürdige Geräusche gehört und versucht im nächtlichen Hotel herauszufinden, was los ist.
Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) hat merkwürdige Geräusche gehört und versucht im nächtlichen Hotel herauszufinden, was los ist. SWR

Köln - Nach dem Ausscheiden von Kopper fuhren die Ludwigshafener Kriminalisten erst mal zu einem Coachingwochenende mit Trainer Simon Fröhlich (Peter Trabner) in ein abgelegenes Hotel im Schwarzwald. Von dem ortsansässigen Polizistenpaar Jörn und Elli Brunner erfuhren sie, dass Hotelbetreiber Humpe wegen Mordes an seiner Schwägerin zwölf Jahre Gefängnis abgesessen hatte. Sein Bruder Heinrich war seit damals verschwunden. Als sie einen menschlichen Knochen im Essen fanden, war klar: Irgendjemand wollte offensichtlich, dass die Polizisten den alten Fall noch einmal aufrollten.

Die Lösung

Humpe war tatsächlich unschuldig. Sein Freund, der Polizist Jörn Brunner hatte Heinrich und Waltraud einst getötet und es Humpe in die Schuhe geschoben. Er war in Heinrich verliebt und ertrug es nicht, dass dieser ihn ablehnte. Für die aktuellen Morde an Dorothee und Trainer Fröhlich war indes Jörns Frau verantwortlich. Sie wollte ihren Mann schützen.

Das Konzept

Nach dem Improvisations-Krimi „Babbeldasch“ war das schon der zweite Fall, in dem Regisseur Axel Ranisch seine Darsteller ohne feste Dialoge (Buch: Sönke Andresen) arbeiten ließ. Nur 6,3 Millionen Zuschauer wollten das vor gut einem Jahr sehen. Für den „Tatort“ ein extrem schlechter Wert. An sein Konzept glaubt der junge Regisseur dennoch: „Wenn wir nichts mehr wagen und uns in vorauseilendem Gehorsam selbst beschneiden, nur um nicht anzuecken, dann können wir das Filmemachen auch sein lassen.“

Bammel vor der Ausstrahlung seines zweiten „Tatorts“ hatte er jedenfalls nicht: „Ich hab die Kritik zum ersten ja auch verkraftet. Doller kann's kaum werden.“ Kritik aus der ARD habe er keine direkt bekommen: „Das Experiment war eine Gemeinschaftstat. Die ganze SWR-Redaktion stand geschlossen hinter mir und dem Film.“

Fazit

 „Babbeldasch“, mit seinen Laiendarstellern sorgte vergangenes Jahr für viel Kritik. Ganz so schlimm wurde es dieses Mal nicht. Das hatte zum einen damit zu tun, dass hier nur professionelle Schauspieler am Werk waren. Das tat der Sache gut, auch wenn die Improvisation eine Schieflage aufdeckte: Alle anderen Darsteller steckten das Ludwigshafener Team mit ihrem Spiel in die Tasche. Keine Werbung für Lena Odenthal.

Auch das Setting, das ja ein bisschen an „Shining“ erinnerte, war gut gewählt. Dennoch ging das Konzept auch dieses Mal nicht auf. Ranisch übertrieb es mit seinen Grusel-Ambitionen total, außerdem zeigte sich an diesem Film, dass es eben durchaus einen Sinn hat, dass die meisten Filme eine Drehbuch mit Dialogen haben. Vor allem aber tat sich das Konzept Improvisation in einem straff vorgegeben Krimiplot, in dem es nun mal einen Fall, Ermittlungen und eine Auflösung geben soll, schwer.

Und auch die von Martina Eisenreich eigens für diesen Krimi komponierte Orchester-Musik erschlug das Gezeigte eher, als dass sie geholfen hätte. Ein Gutes hatte das neuerlich Experiment aber: Drehbuchautoren können diesen Krimi als Beleg nutzen, warum ihre Arbeit so wichtig ist.