Tatort-Vorschau Tatort-Vorschau: Im Stau stehen ist plötzlich spannend

Köln - Ein junges Mädchen wird auf der Straße angefahren und kommt dabei ums Leben. Der Unfallfahrer flüchtet unerkannt, der einzige Zeuge ist ein dreijähriger Junge. Das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für die Stuttgarter Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare), doch der Zufall betätigt sich als Hilfspolizist: Ein gebrochenes Wasserrohr sorgt für einen Stau im Feierabendverkehr, und in diesem Stau muss der flüchtige Fahrer stehen.
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Während Bootz am Tatort nach Spuren und weiteren Zeugen sucht, schaut sich Lannert, unterstützt von einigen Streifenpolizisten, die Wagen und Menschen in der zum abrupten Halt gekommenen Blechlawine genauer an.
„Stau” ist Tatort in Echtzeit
Dietrich Brüggemanns „Stau“ ist ein „Tatort“ in Echtzeit, der uns auf clevere Weise zu Geiseln der Situation macht und beinahe die gesamten 90 Minuten in Atem hält. Verdächtige und böse Gefühle gibt es im Stau genug, alle haben Grund sich aufzuregen: das zerstrittene Ehepaar, der gepiesackte Angestellte, die Mutter mit der neunmalklugen Tochter auf der Rückbank, der Mann, der gerade erfahren hat, dass er aus seiner Wohnung ausziehen muss.
Am Anfang des „Tatort“ haben wir sie alle unter Stress kennengelernt, in ihre Autos steigen sehen und geahnt, dass dies für einen von ihnen nicht gut ausgehen wird. Aber im Grunde könnte jeder der Unfallfahrer sein, das ist die Botschaft des Films.
Brüggemann versüßt Botschaft mit Humor
Bei Brüggemann, der 2014 mit „Kreuzweg“ ein vielbeachtetes Drama über religiösen Fanatismus drehte, ist der Stau die tägliche Strafe für unsere kleinen Sünden und das große Unheil immer nur eine Unachtsamkeit entfernt.#al
Allerdings ist „Stau“ keinesfalls so verbiestert, wie das jetzt eben klang: Brüggemann versüßt seine unfrohe Botschaft mit Humor, angenehm schrägen Nebenfiguren und reichlich Lokalkolorit. Am Ende weiß man gar nicht mehr, ob die sprichwörtliche schwäbische Rechthaberei der Teufel schickt oder vielleicht doch ein zu Scherzen aufgelegter Gott.