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"Das Nest" Tatort "Das Nest" zieht alle Register des Horrorfilm-Genres - Vorschau

Von Anne Burgmer 27.04.2019, 13:02
 Maja Peters (Judith Neumann) versteckt sich vor dem Serienmörder. 
 Maja Peters (Judith Neumann) versteckt sich vor dem Serienmörder.  MDR/HA Kommunikation

Eine Frau hat in einem düsteren Wald einen Autounfall, das Handy hat keinen Empfang. Sie läuft los, um Hilfe zu holen und kommt an ein verlassenes, großes Haus. Sie geht herein und landet geradewegs in einem Alptraum: Ein Serienmörder hat in den Räumen sorgfältig präparierte Leichen in Alltagsszenen arrangiert. Was klingt wie der Beginn eines Horrorfilms ist der Start des neuen „Tatort“ aus Dresden.

Die junge Frau kann aus dem Haus fliehen und ruft die Polizei. Vom Täter keine Spur, doch Kommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) ist sicher, dass der Mann zurückkehrt. Sie will ihm eine Falle stellen. Ihr Chef Schnabel (Martin Brambach) ist unsicher, die neue Kollegin Leonie Winter (Cornelia Gröschel) will sich nicht in diese rechtliche Grauzone begeben.

Gorniak kann sich durchsetzen, doch der Einsatz geht schief. Winter schießt nicht auf den Täter, als er flieht, kurze Zeit später rammt dieser Karin Gorniak ein Messer in den Bauch. Schwer verletzt kommt sie ins Krankenhaus, liegt im Koma, muss danach lange in die Reha. Mit der neuen Kollegin will sie nicht mehr zusammenarbeiten und lässt sich in die Asservatenkammer versetzen. Doch sie ist die Einzige, die den Mörder gesehen hat. Und der ist weiterhin auf freiem Fuß.

 „Das Nest“ ist so düster wie noch kein Fall vorher

„Das Nest“ ist der erste Fall nach dem Ausscheiden von Alwara Höfels, die die Kommissarin Henni Sieland spielte. Man trennte sich wegen unterschiedlicher künstlerischer Auffassungen. Doch ihr Abschied ist für die Ermittler aus Dresden mehr als nur der Verlust einer Hauptfigur. Gestartet war man in Sachsen mit einem sehr humoristischen Ansatz. Autor Ralf Husmann, der schon viele großartige Komödien auf den Weg gebracht hat, tobte sich auch in Dresden aus.

Mit durchwachsenem Erfolg. War der erste Fall, der 2016 im Schlagermilieu spielte, noch eine weitgehende gelungene Annäherung an diese merkwürdige Welt, ging das Witz-Konzept danach immer seltener auf.

Nun hat sich auch Husmann aus Dresden verabschiedet. Und es ist offensichtlich, dass die Verantwortlichen einen Bruch mit allem wollen, was bisher war. „Das Nest“ ist so düster wie noch kein Fall vorher. Der gerade mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Autor Erol Yesilkaya und Regisseur Alex Eslam ziehen dabei fast alle Register des Horrorfilm-Genres. Und haben mit Benjamin Sadler, den man sonst meist als Sympathieträger sieht, eine gute Besetzung für den Serienkiller gefunden.

Schlampige Beschreibung der Psyche

Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem von ihm gespielten Christian Mertens und der Kommissarin gehört eindeutig zu den Stärken des Films. Entwicklungspotenzial hat sicherlich noch die Beziehung zwischen Gorniak und der neuen Kollegin, in diesem Film bleibt deren Annäherung noch vage. Doch die aus Dresden stammende Cornelia Gröschel lässt auf mehr hoffen.

Einzig die Beschreibung der Psyche des Täters gerät Yesilkaya ziemlich schlampig. Was dieses Horrorkabinett mit den so sorgfältig arrangierten Leichen soll und warum ein geachteter Arzt und Familienvater zum Monster wurde, wird nicht mal im Ansatz beleuchtet. Das ist schade. Dennoch ein vielversprechender Neustart in Dresden.