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St. Josef am Berg - Berge auf Probe

15.02.2018, 23:01
Svea Classen (Paula Kalenberg) und ihr Schwiegervater Joseph Pirnegger (Harald Krasnitzer). Foto: ARD Degeto/Mona Film/Franz Neumayr
Svea Classen (Paula Kalenberg) und ihr Schwiegervater Joseph Pirnegger (Harald Krasnitzer). Foto: ARD Degeto/Mona Film/Franz Neumayr ARD Degeto/Programmplanung und P

Berlin - Einige TV-Reihen wie „Das Traumhotel” oder „Die Alpenklinik” (beide Das Erste) sind längst eingestellt, während „Daheim in den Bergen” (Das Erste) für das Frühjahr in den Startlöchern steht.

Zuvor gibt es den ersten Film aus der Reihe „St. Josef am Berg” mit dem sinnigen Titel „Berge auf Probe”, der heute (20.15 Uhr im Ersten) zu sehen ist. Die zweite Folge mit dem Titel „Stürmische Zeiten” läuft am nächsten Freitag (23.2, 20.15 Uhr).

Im Mittelpunkt steht nicht nur das Dorf St. Josef im Salzburger Land, sondern auch der Hotelier und Bürgermeister Joseph Pirnegger (schön fies: Harald Krassnitzer). Dessen Sohn Peter (langweilig: Sebastian Wendelin) lebt mit seiner Freundin Svea Classen (forsch: Paula Kalenberg) und deren Mutter Charlotte (herzlich: Anna Stieblich) in Stralsund an der Ostsee. Doch geheiratet wird natürlich dahoam in den Bergen, und weil sich alles so schön fügt, bleibt das junge Paar gleich da. Svea bekommt einen Job als Assistentin in der Ortsverwaltung, und Peter wird flugs zum Chefveterinär des geplanten Nationalparks berufen.

Doch genau den will sein Vater verhindern, um weiter ungestört seinen windigen Immobiliengeschäften nachzugehen. Allein der Bürgermeister Franz Mingner (Branko Samarovski) aus dem Nachbardorf Klamm („Wir machen unserem Namen alle Ehre!”) ist hier ein echter Kauz, der inmitten ausgestopfter Wildtiere sitzt und gerne mal einen Schnaps trinkt. Harald Krassnitzer (mit Bart und gefärbtem Haar) gibt den Familienpatriarchen als bärbeißigen Intriganten, der seinen erschreckend braven Sohn als Handlanger benutzt, was der auch arglos mitmacht - dafür darf er halt auch mal halbnackt Holz hacken.

Seine Frau ist zwar mit Josephine hochschwanger, schuftet aber in einem feuchten Keller, wo sie ganze Aktenberge abträgt, und flitzt ansonsten munter auf einem Geländemobil durch die Gegend. Paula Kalenberg (31, „Das Programm”) spielt ihre Figur charmant und frisch, ohne sie wäre der Schmäh nur schwer erträglich. „Svea ist eine klassische Kämpfernatur. Sie hat aus meiner Sicht ein wahnsinniges Durchhaltevermögen”, sagt die Schauspielerin über ihre Rolle. „In einer Welt, in der wir noch immer weit entfernt davon sind, die patriarchale Ordnung durchbrochen zu haben, sieht man auch diese Frau strampeln und straucheln zwischen den hohen Erwartungen, die man an sie stellt.”

Hinzu kommen Themen wie Naturschutz und betrogene Bergbauern. Als ob das noch nicht genügen würde, packen Autor Dirk Kämper und Regisseur Lars Montag („Kluftinger”-Krimis im Ersten) etliche schrullige Figuren ein, die teilweise einen gewöhnungsbedürftigen Dialekt sprechen. So hat Josephs Tochter Sonja (Bettina Schwarz), die das Hotel „Zum Bären” leitet, ein Verhältnis mit dem attraktiven Straßenkehrer Igor Aliew (Luka Dimic), der aus Georgien stammt und sich als ziemlich clever erweist. Derweil darf ihre Mutter Inge (Petra Morzé) fleißig herumschnüffeln und Charlotte ein paar DDR-Anekdoten einbringen.

Der Humor wirkt etwas abgestanden - vor allem im zweiten Teil -, die Intrigen sind durchschaubar - immerhin wird gern und viel gegessen in diesen Filmen, bevorzugt im Kreis der Familie, und das Oberhaupt gibt seine Bestellungen per Mikrofon in die Hotelküche durch. Das ist leidlich unterhaltsam und zum Glück mit nicht allzu vielen Klischees beladen oder klebriger Musik unterlegt. Ein paar deutsch-österreichische Seitenhiebe sind auch drin.

Am Schönsten ist der Braunbär, der gutmütig durch die schöne und gern ins Bild gerückte Landschaft stapfen darf. Möge ihn bitte nicht das Schicksal ereilen, dass einst „Problembär” Bruno in Bayern erleiden musste. (dpa)