Schrotten!

04.05.2017, 22:01
Die Brüder Mirko (Lucas Gregorowicz) und Letscho Talhammer (Frederick Lau) sitzen wieder im selben Boot. Foto: Tamtam Film NDR
Die Brüder Mirko (Lucas Gregorowicz) und Letscho Talhammer (Frederick Lau) sitzen wieder im selben Boot. Foto: Tamtam Film NDR NDR

Berlin - In deutschen Komödien treffen wir immer wieder auf coole, gut aussehende Großstadt-Bewohner, die durch hübsch aufgemotzte Szenebezirke spazieren und sich verlieben dürfen. Ganz weit entfernt von diesem aseptischen Hochglanz-Ambiente hat Regisseur Max Zähle seine wunderbar komische, hochkarätig besetzte Komödie „Schrotten!” angesiedelt, die ein Jahr nach ihrem Kinostart an diesem Freitag um 20.15 Uhr bei Arte läuft.

Whiskey-Cola statt Bionade: „Schrotten!” spielt auf einem gottverlassenen, verregneten Schrottplatz irgendwo im Wald in Norddeutschland, und überzeugt mit Sinn für Timing, skurrilen Wendungen und Wortwitz, inklusive ein paar Brocken der Ganovensprache Rotwelsch. Beim Max-Ophüls-Festival 2016 heimste der Film den Publikumspreis ein.

Der 1977 geborene Regisseur Max Zähle, der 2012 für seinen Kurzfilm „Raju” mit einer Oscar-Nominierung belohnt wurde, erzählt die Geschichte eines sozial deklassierten Familienclans, der allen Widrigkeiten zum Trotz nicht aufgibt. Seit ewigen Zeiten sind die Talhammers im Schrotthandel tätig. Als der von allen verehrte Patriarch Fiete stirbt, kehrt der verlorene, älteste Sohn Mirko (Lucas Gregorowicz) zurück - aber zunächst nur, um sein Erbe einzusacken.

Mirko arbeitet schon lange eher glücklos in Hamburg als Versicherungsvertreter und spürt aber schnell, dass sein wahrer Platz an der Schrottpresse ist. Dort hat sein jüngerer Bruder Letscho (Frederick Lau) das Kommando übernommen. Nachdem die beiden sich die Köpfe blutig geschlagen haben, hecken sie zusammen mit der restlichen Mischpoke einen tollkühnen Raubüberfall aus: Es geht um 40 Tonnen Kupfer aus einem Güterzug, den die Gang auf offener Strecke zum Halten bringen will.

Gekonnt jongliert Zähles gut gelaunte Komödie mit den Genres: Der Kupferraub, den bereits der alte Fiete geplant hatte, erinnert natürlich an alte Posträuberfilme. Und wenn sich die Talhammers im Morgengrauen auf der Dorfstraße mit dem fiesen Großschrotthändler Kercher (Jan-Gregor Kremp) zum Showdown treffen, lässt der Western grüßen: Die Outlaws vom Wald gegen den korrupten Platzhirschen.

Dabei kann sich der Regisseur auf ein großartiges Ensemble verlassen. Allen voran geben Frederick Lau („Victoria”) und Lucas Gregorowicz (der Neue im RBB-„Polizeiruf 110”) ein hinreißendes Brüderpaar ab, das sich schlägt und zusammenrauft. „Der Schrottplatz, das sind wir”, verkündet mit geballter Faust der renitente Letscho, und dazu kommen starke Typen: Lars Rudolph spielt den Außenseiter Träumchen, der quirlige Alexander Scheer („Sonnenallee”) den Kleinstadtmacho, und Anna Bederke als Chef-Schweißerin Luzi zeigt den Kerlen, wo der Hammer hängt.

In einer Szene sinniert Letscho mit seinem Bruder über die richtige Mischung von Whiskey-Cola. Die sei verdammt schwer zu treffen. Eins aber ist sicher: Die Mischung in dieser erfrischend anderen Malocher-Komödie stimmt auf jeden Fall. (dpa)