Schmähkritik Schmähkritik: ZDF löscht Erdogan-Gedicht von Jan Böhmermann

Mainz - Das ZDF entfernt einen Beitrag des Satirikers Jan Böhmermann in der Sendung „Neo Magazin Royale“, die in der Nacht zum Samstag wiederholt wird. Der Satiriker liest darin ein Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor. Böhmermann arbeitet dabei mit Bildern, die sich unter der Gürtellinie abspielen.
In dem Werk wirft Böhmermann dem türkischen Präsidenten Menschenrechtsverletzungen vor, beschimpft diesen aber auch als zoophil und pädophil. Außerdem habe Erdogan einen kleinen Penis. Zudem dichtet Böhmermann von einem „Recep Fritzl Priklopil“ – eine Anspielung auf die österreichischen Missbrauchstäter Josef Fritzl und Kampusch-Entführer Wolfgang Priklopil.
Aus ZDF-Mediathek und von Youtube gelöscht
Wie das ZDF bestätigt, war der Beitrag bereits auf ZDFneo zu sehen. „Die Parodie im „Neo Magazin Royale“ vom 31. März zum Umgang des türkischen Ministerpräsidenten mit Satire entspricht nicht den Ansprüchen, die das ZDF an die Qualität von Satiresendungen stellt“, teilte der Sender mit. „Aus diesem Grund wurde die Passage aus der Sendung entfernt.“
Aus dem selben Grund sei der Beitrag nicht mehr in der ZDF-Mediathek zu sehen und auch auf YouTube nicht mehr abrufbar, sagte ein Sprecher. Auf bild.de war es am Freitagabend dagegen noch zu sehen. Ursprünglich sollte die Sendung am Freitag um 0.00 Uhr wiederholt werden. Wegen des Todes von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher sei allerdings das Programm geändert worden. „Neo Magazin Royale“ verschiebe sich dadurch auf 1.15 Uhr - und laufe ohne den Beitrag über den türkischen Präsidenten.
Das NDR-Fernsehmagazin „extra 3“ hatte bereits am 17. März mit dem Clip „Erdowie, Erdowo, Erdogan“ einen satirischen Beitrag über Erdogan ausgestrahlt. Der türkische Präsident reagierte erbost, der deutsche Botschafter in Ankara wurde einbestellt.
Viel Erfolg mit Clip gegen Fremdenhass
Ein Renner auf YouTube ist dagegen weiter Böhmermanns Anti-Rassismus-Video „Be Deutsch!“. Darin er in dem mehr als vier Minuten langen Clip auf Englisch und hat damit auch international Aufmerksamkeit erregt, wie zahlreiche englischsprachige Kommentare bei YouTube zeigten. Dort gab es zu dem erst am Donnerstag veröffentlichten Video am Freitagmittag schon etwa 15.000 Anmerkungen - bei fast einer Million Aufrufen.
Böhmermann spielt mit Klischees über Deutschland: Der Schäferhund darf da nicht fehlen, genauso wenig wie Weizenbier, fußballspielende Jungs und Männer mit Tennissocken in Sandalen. Ist das typisch deutsch? Oder sind es die aggressiven ausländerfeindlichen Demonstranten, die Flüchtlingen ihre Plakate entgegenstrecken? „You are not the people, you are the past“ („Ihr seid nicht das Volk, ihr seid die Vergangenheit.“), lautet der Liedtext dazu.
Ins Bild mischen sich später auch eine verschleierte Muslimin und ein Jude mit Schläfenlocken. Ist Deutschland multikulturell? Und noch eine Botschaft: „Say it clear, say it loud. We are proud of not being proud!“ Also: „Sag es klar, sag es laut, wir sind stolz, nicht stolz zu sein!“ (red/mit dpa)