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Nach neuen Mobbing-Vorwürfen „Promis unter Palmen“: Sat.1 stoppt Ausstrahlung der Skandal-Sendung

Aktualisiert: 15.4.2021, 15:07
Die ersten beiden Folgen von "Promis unter Palmen" sorgten für deutliche Kritik.
Die ersten beiden Folgen von "Promis unter Palmen" sorgten für deutliche Kritik. Sat1

Berlin - Sat.1 hat die Verbreitung der beiden bisherigen Folgen der Realityshow „Promis unter Palmen“ gestoppt. Das gab der Sender am Mittwoch bekannt. Zuvor hatte Sat.1 sowohl die erste, am Montag ausgestrahlte Folge aus der Mediathek genommen.

Nachdem auf der Onlineplattform Joyn Plus für kurze Zeit bereits die zweite Folge vor TV-Ausstrahlung zu sehen war, erklärt der Sender auf Nachfrage von „Promiflash“: "Nach den Zuschauerreaktionen von Montag prüfen wir aktuell alle verbleibenden Folgen. Daher gibt es auch keine Preview auf Joyn."

Bei „Promis unter Palmen“ geht es darum, dass mehr oder weniger prominente Menschen in einer Villa in Thailand zusammen wohnen und gegeneinander in Spielen antreten. Sie wählen nach und nach Bewohner raus. Die ganze Sendung ist längst fertig und wurde vor Wochen aufgezeichnet. Diesmal kämpfen Promis wie Henrik Stoltenberg (Enkel des 2001 gestorbenen CDU-Politikers und Ex-Ministers Gerhard Stoltenberg), Patricia Blanco (Tochter von Roberto Blanco) und Giulia Siegel (Tochter von Eurovisions-Legende Ralph Siegel) um den Sieg. Auch die einstige RTL-Dschungelkönigin Melanie Müller ist dabei. Dabei setzt der Sender vor allem auf Krawall zwischen den Teilnehmern.

Bereits die erste Folge mit Prinz von Anhalt war ein Skandal

Es ist nicht das erste Mal, dass der Sender nach externem Druck umlenkt. Bereits nach der Ausstrahlung der ersten Folge am Montag hatte es deutliche Kritik an der Sendung gegeben. Kandidat Prinz von Anhalt, gelernter Metzger und für Geld von Frédéric Prinz von Anhalt adoptierter früherer Bordellbesitzer, hatte Frauen auf ihr Aussehen reduziert und war Dragqueen Katy Bähm, hinter der der Berliner Burak Bildik steckt, homophob angegangen. Unter anderem nannte er schwule Zärtlichkeiten „eklig“, benutzte schwulenfeindliche Schimpfwörter und würdigte gleichgeschlechtlichen Sex herab.

Der Sender meldete weiter, Prinz von Anhalt werde „in Zukunft in keiner Show von Sat.1 mehr stattfinden“. Er habe sich in der Show „inakzeptabel homophob geäußert“. „Wir haben versucht, diese Aussagen im Umfeld und im Anschluss der Sendung einzuordnen. Aber wir müssen feststellen: Diese Einordnung war so nicht ausreichend. Deswegen haben wir uns entschieden, die Folge online von allen Plattformen zu entfernen.“

„Wir verstehen eure Entrüstung. Wir haben das lange diskutiert, aber es ist auch ein wichtiges Thema, das nicht verschwiegen werden darf - wie Katy selbst sagt“, rechtfertigte sich Sat.1 bei Twitter und zitierte Katy Bähm: „Wir brauchen diese Aufklärung auf dieser Welt. Deswegen ist es auch real, was hier passiert ist. Das ist das, was die Community Tag für Tag erlebt.“

Schlechte Einschaltquoten

Der Zuschauerzahl tat das im linearen Fernsehen im Vergleich zum Vorjahr nicht so gut. Im Schnitt 2,23 Millionen schalteten ein, das entsprach 7,5 Prozent Marktanteil ab 20.15 Uhr.

Ende März 2020 hatten die Auftaktsendung 2,8 Millionen verfolgt. In der für Privatsender als wichtig erachteten Gruppe der 14- bis 49-Jährigen kam die Sendung am Montagabend jedoch auf einen guten Marktanteil von 15,5 Prozent (1,26 Millionen).

Was war 2020 passiert?

Bereits damals sorgte die Sendung für viel Aufsehen, weil Claudia Obert vor den Kameras von Mitbewohnern wie Carina Spack, Matthias Mangiapane und Bastian Yotta fertiggemacht wurde. Viele sprachen von Mobbing-TV. Auch damals wurde eine Folge aus der Mediathek genommen.

Vom Sieger Bastian Yotta distanzierte sich Sat.1 ähnlich wie jetzt von Prinz von Anhalt: „In eigener Sache: Sat.1 distanziert sich grundsätzlich von allen gewaltverherrlichenden und sexistischen Aussagen (...) Weitere Produktionen mit Bastian Yotta sind nicht geplant.“ Es war ein älteres Video aufgetaucht, in dem Yotta sich frauenfeindlich geäußert und sexuelle Belästigung verharmlost hatte. Yotta betrieb später monatelang auf der kostenpflichtigen Videoplattform OnlyFans einen Account mit pornografischen Aufnahmen. (mz/dpa)