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OGOT - Old Guys On Tour

16.09.2016, 22:01
Jörg Draeger (l-r), Harry Wijnvoord, Björn-Hergen Schimpf, Frederic Meisner und Karl Dall haben sich aufgerafft. Foto: Gregor Fischer
Jörg Draeger (l-r), Harry Wijnvoord, Björn-Hergen Schimpf, Frederic Meisner und Karl Dall haben sich aufgerafft. Foto: Gregor Fischer dpa

Berlin - Das sind doch ganz klar Namen der neunziger Jahre, die nicht ins Fernsehen von heute gehören: Karl Dall, Jörg Draeger, Frederic Meisner, Harry Wijnvoord und Björn Hergen Schimpf. Oder?

Doch! Sie gehören ins Jetzt, meint Kai Blasberg, Geschäftsführer des kleinen Münchner Privatsenders Tele 5, und hat sich für das Quintett eine besondere Spielart ausgedacht, die von diesem Samstag (22 Uhr) an täglich zwölfmal in 90 Minuten zu sehen ist: „OGOT - Old Guys On Tour” heißt das Projekt und ist in der Tat ungewöhnlich.

Der Pilgerweg zwischen Somport und Santiago de Compostela in Spanien, wo sich das Grab des Heiligen Jakobus befindet, ist 850 Kilometer lang. Und genau diese Route haben Draeger (70), Meisner (63), Wijnvoord (67) und Schimpf (72) zu Fuß zurückgelegt, mit Kamerabegleitung und Tontechnikern. Also: Fast alle haben den beschwerlichen Pilgerweg per pedes absolviert, räumt Blasberg ein. Ab und an seien sie auf motorisierte Hilfe angewiesen gewesen. Karl Dall sei keinen Meter gegangen in der „Walkumentary” - Der „Reiseleiter” kümmerte sich um die Betreuung der Promi-Pilger am Ankunftsort.

Im Juni sind die vier aufgebrochen, um den einst von Entertainer Hape Kerkeling („Ich bin dann mal weg”) beschrittenen Pfad abzuwandern. Kerkeling hätte eigentlich auch zu den Wanderern oder zumindest zur Leitfigur der Dokusoap werden sollen, aber der 51-Jährige habe sich wohl nicht kooperativ gezeigt, meint Blasberg - zumindest nicht im Telefonat mit Reiseleiter Dall. Ähnlich sei es mit dem ehemaligen Spielshow-Star Werner Schulze-Erdel (64) gewesen, der auf die Teilnahme verzichtet habe, heißt es von Tele 5.

Vielraucher Draeger („Geh aufs Ganze”), der auf seine drei Packungen am Tag kommt, bezeichnete in der Reihe den Jakobsweg als „via dolorosa”, also als Leidensweg. Wijnvoord („Der Preis ist heiß”) empfand „die spitzen Steinchen, die sich ständig in die Füße bohrten”, schmerzhaft wie heiße Nadeln, und Schimpf, der für RTL die Figur „Karlchen” erfand, gestand vor der Kamera: „Altwerden ist Scheiße.” Meisner, über Jahre für Sat.1 als „Glücksrad”-Moderator im Einsatz, stellte angesichts der Strapazen und des frühen Todes seiner Eltern und des Bruders die Frage: „Gibt es den da oben denn wirklich?”

272 Jahre deutsches Fernsehen auf dem Jakobsweg - und wer Karl Dall, den Reiseleiter, dazurechnet, kommt sogar auf 347 Jahre. Draeger, von dem die Idee stammte, ärgerte sich später über das touristische Gedränge auf der Route. Die Taxifahrer hätten 50 Stempel (die sonst nur die Herberge nach Ankunft vergibt) für 50 Euro verkauft - was ein Unding! Noch härter: „Die Pilger bescheißen sich gegenseitig”, beschwerte sich der einstige „Geh aufs Ganze”-Spielleiter, der den Verlierern immer tröstend die Plüschtierfigur Zonk in die Hand drückte.

Auch untereinander setzte es Spitzen. Draeger, meist immer an der Spitze der vier Tele-Wanderer, beschwerte sich über Wijnvoords zahlreiche Klagen während der Wanderung: „Du hast Dich in Deinen Schmerzen gesonnt!” Konterte der Holländer: „Das hast Du gar nicht hören können, weil Du immer 20 Kilometer voraus warst.”

Und dann waren da noch die 35 Kilogramm mehr, die Wijnvoord im Vergleich zu den anderen auf die Waage bringt. Karl Dall, in alter Gewohnheit das Lästermaul par excellence, nahm seinen Kollegen schön auf die Schippe: „Der kann noch mal 35 Kilo auf die Waage bringen und dann wieder getrost für sein Schlimm-Fraß Werbung machen!” Zur Erklärung: „Slim Fast” nannte sich das Joghurt-ähnliche Produkt einst, für das der ewig korpulente Wijnvoord in den 90ern Reklame machte.

Zwölf Folgen à 90 Minuten sind 1080 Minuten insgesamt. Viel Fernsehen mit vielen Entschleunigungsmomenten. Tele-5-Chef Blasberg hat für das nächste TV-Jahr daher schon die entsprechende Idee: „Dann drehen wir mit derselben Besetzung „In 80 Pausen um die Welt”.” (dpa)