TV-Tipp Neun Geschwister: „Die Kennedys“
US-Präsident John F. Kennedy und sein Bruder Robert wurden gefeiert – und am Ende ermordet. Sie waren Teil einer Familie mit neun Geschwistern, die allesamt in der Welt etwas bewirkten. Ein Film auf Arte.

Berlin (dpa) – - „Camelot“ nannten viele die nur knapp zweijährige Regierungszeit des demokratischen US-Präsidenten John F. Kennedy (1917-1963) – nach dem blühenden Hof des Sagenkönigs Artus mit seiner ritterlichen Tafelrunde. Der charismatische JFK, der am Ende einem Attentat zum Opfer fiel, war neben seiner stilvollen First Lady Jacqueline (1929-1994) für mehr Bürgerrechte, aber auch für mehr Kunst und Kultur im Land eingetreten. Wie sein jüngerer Bruder Robert, Justizminister und Senator, der 1968 ebenfalls ermordet wurde, ist Kennedy bis heute unvergessen. Dabei wird oft übersehen, dass die beiden sieben weitere Geschwister hatten – und mit ihnen ein einzigartiges Clan-Beziehungsgeflecht bildeten.
Die Arte-Doku „Vier Brüder, fünf Schwestern. Die Kennedys“ von André Schäfer und Anna Steuber klärt am Sonntag um 22.05 Uhr darüber auf. „Jeder hat das Land verändert“, heißt es im eineinhalbstündigen Film mit zahlreichen Archivaufnahmen. Die auffallend attraktiven Geschwister werden darin von Zeitzeugen, Historikern und Journalisten als willensstarke, von der strengen Disziplin ihrer Eltern geformte Menschen vorgestellt.
Dabei hat es allerdings den Anschein, dass die Dokumentarfilmer lieber auf die Licht- als auf die Schattenseite der Beteiligten blicken. Kritik an ihnen, etwa am berüchtigten Geschäftsgebaren von Vater Joseph P. (1888-1969), bleibt Nebensache. Der irischstämmige Katholik, der 1914 Rose Fitzgerald, die Tochter des Bürgermeisters von Boston (Massachusetts) geheiratet hatte, war ein schwerreicher Unternehmer. In den damals von weißen angelsächsischen Protesten beherrschten Staaten gesellschaftlich aber nur bedingt anerkannt.
Also konzentrierte er seinen Ehrgeiz auf die Kinder. „Er ließ sie wie Lachse aufwärts schwimmen in Richtung Regierung“, nennt es die Doku. Bei diesem Unterfangen hat es der Nachwuchs Glanzleistungen vollbracht – musste aber auch schwerstes Unglück erfahren.
Als Navy-Pilot abgestürzt
Als Ersten traf es den wohl nicht ganz so begabten Erstgeborenen Joseph P. jun. (1915-1944), den der Vater dennoch zum zukünftigen US-Präsidenten erzogen hatte. Doch Joe jun. stürzte als 29-jähriger Navy-Pilot kurz vor Kriegsende über der Nordsee ab. Also mussten die nächsten Söhne ran – bis nur noch der jüngste, Edward (1932-2009), übrigblieb. 47 Jahre lang war „Ted“ ein angesehener Senator von Massachusetts – dem sein Fehlverhalten bei einem ominösen tödlichen Autounfall allerdings eine eigene Präsidentschaft verhagelt hatte. Das wohl tragischste Frauenschicksal der Neun erlitt Rosemary: Nach einer vom Vater veranlassten misslungenen neurochirurgischen Operation im Alter von 23 Jahren blieb sie für immer ein Pflegefall.
Die spektakulär charmante, 1920 geborene „Kick“, eigentlich Kathleen, die sich mit dem britischen Hochadel verbandelte und früh Kriegswitwe wurde, kam ebenfalls - 1948 - bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
Doch Kennedys geben eben niemals auf – diese Botschaft vermittelt die Doku wohl am deutlichsten. So rief Eunice Kennedy-Shriver (1921-2009, Ex-Schwiegermutter von Arnold Schwarzenegger) 1968 die weltgrößte Veranstaltung für Behindertensport, die Special Olympics, ins Leben.
Und Patricia Kennedy Lawford (1924-2006) vermittelte ihrer Familie immerhin Kontakte zum Show-Star Frank Sinatra (1915-1998), der für JFK in den Wahlkampf zog – unter anderem mit dem Schlager „High Hopes“. Jean Kennedy Smith schließlich, die 2020 als Letztes der Geschwister mit 92 Jahren starb, wurde Botschafterin in Irland. Sie gründete anschließend eine Non-Profit-Organisation, um die künstlerischen Talente behinderter Kinder zu fördern.