Bei "Markus Lanz" Markus Lanz (ZDF): Journalistin erklärt was Özil beim Thema Rassismus völlig übersehen hat

Hamburg - Wie gelingt Integration – und wann scheitert sie? Diese Fragen wurden Mittwochabend bei „Markus Lanz“ (ZDF) diskutiert. Zu Gast war auch die Journalistin und Kriegsberichterstatterin Düzen Tekkal (40). Ihre These: „Mich nervt die Opfer-Mentalität von vielen Migranten.“
Sie kritisierte in der Sendung nicht nur den früheren Nationalspieler Mesut Özil wegen seines Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recept Tayyip-Erdogan, sondern auch die Rassismus-Vorwürfe, die Özil gegen den DFB erhoben hat.
Özil misst mit zweierlei Maß
Mesut Özil sei nicht wegen seiner Herkunft kritisiert worden, sondern wegen seiner Haltung.
Sie warf Özil vor, bei diesem Thema mit zweierlei Maß zu messen.
Einerseits lasse er sich mit einem Staatschef fotografieren, der die Kurden im eigenen Land rassistisch diskriminiere. Auf der anderen Seite aber beklage er Rassismus im Umgang des DFB mit ihm selbst. Tekkal bezeichnete das Verhalten als „bigott” – also scheinheilig.
„Um es mit den Worten eines kurdischen Fußballspielers zu sagen, der sich dazu geäußert hat: Der Mann, mit dem du dich fotografieren lässt, hat dafür gesorgt, dass ich vom Fußballverband von der Türkei ausgeschlossen werde”, so Tekkal. „Wie hältst du es denn mit dem Rassismus?”
„Wir dürfen bei Rassismus keine Unterschiede machen”
„Den Rassismus und die Entmenschlichung gibt es in allen Ländern. Wir dürfen da keine Unterschiede machen”, sagte sie weiter. „In dem Moment, wo er Rassismus in Deutschland beklagt hat, hat er beim Rassismus in der Türkei ein Auge zugedrückt.”
Sind wir alle gescheitert?
Sie meint: „Das Foto von Erdogan und Özil zeigt, dass wir alle so ein bisschen gescheitert sind. Denn letztlich war er ja ein Leistungsträger der deutschen Nationalmannschaft. Und er ist ein Beispiel, das zeigt: Leistung allein reicht nicht, wenn die Wertevermittlung nicht erfolgt ist”, so Tekkal.
Sie wünsche sich von einem Leistungsträger wie Özil Loyalität für das Land, für das er spielt. Ihre eigene Schwester, ebenfalls Profifußballerin, habe immer gesagt: „Ich will ein Adler auf der Brust.”
Düzen Tekkal gab bei Lanz zudem Einblicke in ihre eigene Geschichte, erklärte, dass ihre Eltern Jesiden wären und in den 1960er Jahren aus der Türkei nach Deutschland kamen. Der Vater war Fliesenleger, die Mutter Analphabetin, beide brachten elf Kinder zur Welt.
„Produkt der Solidargemeinschaft”
Sie sei ein Beispiel dafür, wie Integration funktionieren kann. Sie und ihre Geschwister sind ein „Produkt der Solidargemeinschaft”, sagte sie.
Auch das soziale Netzwerk habe dazu beigetragen: „Ich erinnere mich an Lehrer, an Trainer, an Nachbarn, die sich unserer angenommen haben. Das ist auch eine typische Migrationsgeschichte, dass wir ganz viel geschafft haben zusammen. Dass zum Beispiel heute viele Migrantenkinder Gerda heißen, Marlies oder Gisela, das hat mit deutschen Omis zu tun, die sich um diese Kinder gekümmert haben. Um den Schulunterricht etwa.“
Rassismus-Erfahrungen von zwei Seiten
Trotzdem habe sie selbst auch Diskriminierung erfahren – und zwar sowohl von Deutschen als auch von Migranten. Sie wurde nicht nur von Deutschen bedroht oder unfair behandelt, sondern eben auch von Menschen, die ihr Deutschsein nicht akzeptieren wollten.
Gegenüber Lanz erklärte Tekkal: „Die Trennlinien sollten nicht zwischen Deutschen und Migranten verlaufen, sondern zwischen den Angekommenen, von denen wir ja die meisten haben, und den nicht Angekommenen. (mg)